Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
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Schwingungsapparate. 
Unterbrechungs- und Schwingungsapparate, 
Von den bisher betrachteten elektromagnetischen Apparaten wesentlich ver- 
schieden ist eine grosse Klasse von Apparaten, welche in theoretischer Hinsicht 
sehr einfach verstündlich, für die Praxis aber und zwar sowohl für die Praxis 
der Wissenschaft als für die Technik, von hoher Bedeutung sind. Sie beruhen 
in letzter Instanz lediglich auf magnetischer oder elektromagnetischer Anziehung 
und Abstossung, nicht auf drehenden Kráüften; es würde sich daher bei ihnen 
sehr schnell eine Gleichgewichtsstellung herausbilden, wenn dieses nicht fort- 
wührend künstlich wieder gestórt würde, und zwar entweder dadurch, dass der 
Magnetismus oder die Stromrichtung umgekehrt wird, wodurch die Anziehung 
in eine Abstossung oder umgekehrt verwandelt wird, oder dadurch, dass der 
Magnetismus oder der Strom einfach aufgehoben und der angezogene Kórper 
somit in dieselbe Lage zurückgeführt wird, worauf das Spiel von neuem beginnt; 
oder dadurcb, dass der angezogene Kórper aus der Wirkung ausgeschaltet und 
an seiner Stelle ein neuer Kórper der Wirkung ausgesetzt wird. In den meisten 
Fállen erzeugen diese Apparate in Folge dessen hin- und hergehende Bewegungen, 
also mehr oder weniger rasche Schwingungen; bei einigen von ihnen (und 
gerade bei den technisch wichtigsten) wird dann aber die Schwingung durch 
die mechanische Anordnung in eine Rotation in gleichbleibendem Sinne ver- 
wandelt, wie sie für praktische Verwendung ungleich geeigneter als die 
schwingende Bewegung ist. Es kónnen hier nur einige typische Reprásentanten 
dieser Art von Maschinen und Apparaten erwáhnt werden. 
Der WAGNER’sche Hammer, der von NzEr!) zuerst beschrieben wurde und 
nach ihm auch hàufig NEEF'scher Hammer gerannt wird, dient zur Verwandlung 
constanter Stróme in unterbrochene, also indirect auch zur Erzeugung von 
Wechselstrómen; seine iiblichste, ihm von PoGGENDORFF gegebene Form ist 
bereits in Bd. III (1), pag. 251 angegeben und pag. 252 abgebildet worden. 
Die Periode der Unterbrechungen hingt von den Form-, Abstands- und Elasticitáts- 
verhültnissen der Feder ab; sie lässt sich zwar in gewissen Grenzen variiren, 
und es lässt sich auch das Verhältniss der Dauer des Schlusses zur Dauer der 
Unterbrechung abändern, die genaue Bestimmung der Periode ist aber ebenso 
wie ihre willkürliche, feinere Abgleichung immerhin schwierig. 
In dieser Hinsicht ist dem WAGNER’schen Hammer ein anderer Apparat, 
die zuerst durch v. HELMHOLTZ?) in die wissenschaftliche Praxis eingeführte 
elektromagnetische Stimmgabel überlegen; in ihrer Eigenschaft als Strom- 
unterbrecher ist sie ebenfalls schon a. a. O. beschrieben worden, sie kann aber 
auch zur Erzielung dauernden Tónens der Unterbrechungsgabel oder anderer 
in den Kreis eingefügter Stimmgabeln benutzt werden, wobei, wie sich heraus- 
gestellt hat, auf die natürliche Schwingungszahl der letzteren bis zu einem 
gewissen Grade ein Zwang ausgeübt werden kann, was für zahlreiche Unter- 
suchungsmethoden von Wichtigkeit geworden ist. 
Den elektromagnetischen Stimmgabelapparaten ganz àhnlich sind die elektro- 
magnetischen Pendelapparate, nur dass hier die Unterbrechungen in viel lang 
samerem Tempo erfolgen. Hierher gehóren die elektrischen Uhren, bei denen 
der Gang einer Pendeluhr, deren Pendel bei jeder Schwingung einmal einen 
elektrischen Strom schliesst, mit Hilfe der Ankeranziehung von Elektromagneten 
auf beliebig viele Zifferblátter von Sekunde zu Sekunde genau übertragen wird. 
1) NEEF, PoGG. Ann. 46, pag. 104. 1339. 
7) v, HELMHOLTZ, Tonempfindungen (4. Aufl), pag. 198 u. Beilage 8.
	        
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