Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

Elektromagnetismus. 
Ihnen reihen sich die elektrischen Chronographen an, bei denen durch Schreib- 
stifte, die mit den Ankern verbunden sind, Sekundenmarken au! einer vorbei- 
gleitenden Fläche erzeugt werden. Hiermit wiederum ist der elektromagnetische 
Drucktelegraph aufs Engste verwandt. Endlich sei auf den Aron’schen 
Elektricitätszähler (Bd. III (1), pag. 249) hingewiesen, bei dem umgekehrt wie 
oben der Pendelgang durch Stromspulen beeinflusst wird. 
Eine noch verwickeltere Aufgabe als die elektromagnetische Stimmgabel 
16st das Telephon, insofern es den Strom nicht einfach in bestimmter Periode 
schliesst und óffnet, sondern seine Stürke in ganz allgemeiner Weise; periodisch 
verändert, derart, dass Tonstärke, Tonhôhe und Klangfarbe bestimmte Werthe 
erhalten. Ein elektromagnetischer Schwingungsapparat ist natürlich nur das 
empfangende Telephon, dessen Platte durch die von der Ausgangsstation 
kommenden Ströme und den durch sie erregten Magnetismus bewegt wird; 
das gebende Telephon ist ein Inductionsapparat, und es wird deshalb bei der 
Lehre von der Induction elektrischer Ströme noch darauf zurückzukommen sein. 
Um von den Schwingungsapparaten der skizzirten Art zu Rotationsapparaten 
zu gelangen — die aber von den oben behandelten eigentlichen Rotations- 
apparaten wesentlich verschieden sind — kann man verschiedene Kunstgriffe 
anwenden. Am nächsten liegt es natürlich, die schwingende Bewegung wie bei 
der Dampfmaschine durch mechanische Uebertragung in Rotation zu verwandeln. 
Diese Idee liegt in der That dem ältesten Elektromotor, dem von HENRY (1831) 
zu Grunde; aber obgleich DAL NEGRO, PAGE, BourBouzk u. A. die Maschine 
successive vervollkommneten, hat sie keinen bemerkenswerthen Erfolg errungen !). 
Ein Apparat, bei welchem durch einfache Anziehung Rotation erzeugt wird, 
ist das BARLOW’sche Rad?). Zwischen den Polen eines horizontal liegenden 
Hufeisenmagneten ist, über sie hinausragend, eine Rinne mit Quecksilber an- 
gebracht, in welche das Ende eines um eine horizontale, darüber befindliche 
Axe drehbaren Metallstreifens eintaucht. "Wird ein Strom hindurchgeschickt, so 
zieht der Magnet den Streifen in sich hinein, hebt ihn damit aus dem Queck- 
silber heraus und kann ihm unter Umständen einen solchen Schwung ertheilen, 
dass er sich vollständig herumdreht und das Spiel beim Eintauchen in das 
Quecksilber von Neuem beginnt. Um die Erscheinung auch mit schwächeren 
Kräften zu erhalten, ersetzt man den Streifen durch ein Sternrad, dessen Strahlen 
nach einander mit dem Quecksilber in Berührung kommen. 
Während hier die Rotation durch die Schwungkraft oder durch die Ein- 
führung neuer Elemente erzielt wird, bedient man sich bei anderen Apparaten 
hierzu der selbstthátigen Umkehrung des Stromes zu der Zeit, zu welcher für 
die bisherige Stromrichtung der stabile Gleichgewichtszustand erreicht war; das 
Gleichgewicht wird dann von neuem gestórt und die Bewegung setzt sich fort 
den wirkenden Kráften zufolge kónnte sie dies ebensowohl im Sinne einer 
Umkehr, wie im Sinne einer Fortsetzung der bisherigen Bewegung thun, das 
beharrungsvermógen entscheidet für die letztere Alternative. Am einfachsten 
lassen sich diese Verhältnisse an  RrrCHIE's?) rotirendem, hufeisenfôrmigem 
Elektromagneten (1833) verfolgen, der, mit den Polen nach unten, über einem 
ebenfalls hufeisenfórmigen Stahlmagneten, dessen Pole nach oben weisen, rotirt, 
und der zur Ruhe kommen würde, sobald seine Pole sich direct über den 
I) Nüheres s. bei S. P. THoMPsoN, Dynamoel. Machinery, 2. Aufl. pag. 397. 
2) BARLOW, Essay on magn. attr. Lond. 1823, pag. 279. 
5) RıTcHIE, Tr. R. Soc. 1833 (2), pag. 318; Pocc. Ann. 32, pag. 538. 
  
      
    
    
  
  
  
  
  
    
     
  
  
  
  
    
  
     
     
    
  
   
    
  
  
  
  
  
     
     
  
  
   
  
   
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