Theorie der Induction in geschlossenen Leitungen. 367
; 1 dP
iE, = wi + fr
oder:
gd
£o— 75
pe (13)
Die letzte Formel lässt erkennen, dass in dem Stromkreis eine zweite elek-
tromotorische Kraft:
: TP
An gp
thätig ist.
Die HrrMHoLTZ'sche "Theorie der Induction führt daher für geschlossene,
bewegte Leiterbahnen zu demselben Resultate wie NEgUMANN's Annahme.
4) In ganz anderer Weise hat W. WzBER!) die Theorie der Induction im
Zusammenhang mit der Elektrodynamik entwickelt, indem er von der Annahme
ausging, dass beide Wirkungen, ihre vollständige Erklärung aus der Wechsel-
wirkung der Elektricitätsmengen finden. Dabei liegt die Vorstellung zu Grunde,
dass bei dem elektrischen Strom durch jeden Querschnitt ebenso viel positive
Elektricität in dem einen als negative in dem anderen Sinne sich bewegt.
Da in diesem Fall das für ruhende Elektricitát gültige CouLomB'sche An-
'
ziehungsgesetz: 73 von den angeführten Erscheinungen keine Erklärung zu
geben vermochte, so musste diesem Kraftausdruck ein Faktor hinzugefügt werden,
welcher von der relativen Geschwindigkeit und Beschleunigung der Mengen
abhängt. Um diesen Faktor zu bestimmen, geht WEBER?) von den folgenden
drei Thatsachen aus, welche er als durch die Erfahrung bewiesen ansieht:
1) Zwei Stromelemente, welche in denselben Geraden liegen, stossen
sich ab.
2) Zwei Stromelemente, welche senkrecht zu ihrer Verbindungslinie liegen,
ziehen sich bei gleicher Stromrichtung an.
3) Wenn bei der zuletzt angenommenen Lage das eine Element stromlos
ist und in dem anderen die Stromintensität sich ändert, so wird in dem ersten
Element ein gleichgerichteter Strom inducirt, wenn die Intensität abnimmt, ein
entgegengesetzter, wenn derselbe zunimmt.
Die Verwerthung dieser Annahmen zeigt, dass an Stelle des CoULOMB'schen
Gesetzes das folgende WEBER’sche Gesetz für die Anziehung einer Elektricitäts-
menge e auf eine andere e':
ec' a? (dr\* a. dr
2-5 1-5 (5) +55 (5
treten muss.
In diesem Ausdruck ist » die Entfernung der Theilchen, @ der umgekehrte
Werth einer constanten, sehr grossen Geschwindigkeit.
Wendet man dieses Kraftgesetz auf die Berechnung der elektrodynamischen
Wechselwirkung zweier Stromelemente an, so gelangt man zu der Formel des
AMPERE'schen Grundgesetzes.
Wendet man dasselbe auf den Fall an, dass das eine Element ruht, wührend
das andere verschoben wird, so erhält man die Grundformel F. NEUMANN's für
die elektromotorische Kraft der Induction.
1) W. WEBER, Elektrodyn. Maassbestimmungen. Ueber ein allgemeines Gesetz der elek-
trischen Wirkung. 1846. — W. WEBER's Werke 3, pag. I32--211.
3 L c..pag.135-