Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
34 c Magnetismus. 
kann dann aber nicht erwarten, dass eine ähnlich gute Uebereinstimmung statt- 
finde, wie bei der obigen, den theoretischen Verhältnissen entsprechenden. End- 
lich kann man durch Integration der Formeln für den freien resp. ganzen Mag- 
netismus einer bestimmten Stelle des Fadens von 0 bis x oder von 0 bis + 7/2 
die Summe des auf einer bestimmten Strecke des Fadens oder auf dem ganzen 
Faden enthaltenen freien oder ganzen Magnetismus ableiten, worauf jedoch später 
zurückgekommen werden wird. 
Magnetisches Moment und Pole eines Fadens. Die Vorstellung, 
wonach ein Magnetstab in der einen Hälfte aus lauter Nordpolen, in der anderen 
aus lauter Südpolen besteht, musste oben fallen gelassen werden. Man kann sie 
aber jetzt in modificirter Form wieder aufnehmen, indem man von den in jeder 
Molekel vereinigten entgegengesetzten Polen ganz absieht, nur die freien Magnetis- 
men ins Auge fasst und diese für den Augenblick als Pole bezeichnet. Ein Faden 
besteht alsdann aus lauter Polen, deren erster ein starker Pol der einen Art ist, 
deren nächster schwächer, deren mittelster Null u. s. w. und deren letzter ein 
starker Pol der anderen Art ist. Nennt man z7 die Stürke eines dieser Pole und 
x wieder seinen Abstand von der Mitte, so kann man als magnetisches Moment 
jetzt die Grósse ar 
M = NX — a 26 
Dima =] x (26) 
betrachten, wo für æ der Ausdruck (25) einzusetzen ist. Die betreffende Formel 
enthält natürlich im wesentlichen die Länge / des Fadens und wird ebenfalls 
später in allgemeinerer Weise betrachtet werden. Hier soll nur darauf hinge- 
wiesen werden, dass diese Grósse, gerade wie bei dem einfachen Polpaar, für 
die Wirkungen in grosse Ferne und aus grosser Ferne, aber auch nur für solche, 
die maassgebende Grósse wird. Für solche Wirkungen kann man dann noch 
einen weiteren Begriff einführen, nümlich die Schwerpunkte der als Massen be- 
trachteten freien Magnetismen der beiden Hálften, also diejenigen Punkte, in 
welchen man sich die ganzen freien Magnetismen der beiden Hálften vereinigt 
denken muss, um dasselbe Moment zu erhalten. Diese Punkte nennt man die 
Pole des Magneten, und man sieht unmittelbar ein, dass sie nicht, wie bei 
dem einfachen Polpaar, an den Enden, sondern in einiger Entfernung von den- 
selben liegen werden, eine Entfernung, die allerdings bei dem Magnetfaden nicht 
sehr erheblich sein wird, da gerade die den Enden nahen freien Pole sich 
durch grosse Polstärke auszeichnen. Näheres hierüber folgt im Art. »Magnetische 
Messungen«. 
Vertheilung im Querschnitt. Magnetstábe. Ein wirklicher Magnet- 
stab ist kein einzelner Faden, sondern ein Bündel unendlich vieler solcher Fáden. 
In dem einfachsten, aber abstrakten Falle, dass die Fäden sämmtlich gleich- 
fórmig sind, wird auch der Magnetstab gleichfórmig, und sein freier Magnetis- 
mus reducirt sich dann auf die beiden Endfláchen. Bei den in der Wirklichkeit 
vorkommenden Magneten ist hingegen auch in jedem inneren Querschnitt freier 
Magnetismus anzunehmen, und zwar in einem Betrage, welcher sich nach den 
soeben betrachteten Gesetzen regelt. 
Hierdurch wird indessen die Frage noch nicht erledigt, wie sich in einem 
und demselben Querschnitte die verschiedenen Punkte verhalten. Dass diese, 
dass also die einzelnen Fáden nicht gleich stark magnetisch sind, ergiebt schon 
die Beobachtung, dass, wenn man einen dicken Stab mit seiner Endflüche in 
Feilicht taucht und herauszieht, dies vorzugsweise am Rande haftet, nach innen 
zu weniger und in der Mitte der Endfliche so gut wie gar nicht. Die Ursache 
  
  
  
 
	        
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