DETEIN-
Magnetische Induction. 49
wenn man erwágt, dass ein unmagnetischer Kórper streng genommen nicht un-
magnetisch, sondern nur latent magnetisch ist, indem die beiden Magnetismen
in seinen Theilchen entweder nicht gesondert oder die Axen der Molekular-
magnete nicht gerichtet sind. Die primüre Wirkung des Nordpoles eines Mag-
neten auf einen Eisenkórper wird also die sein, dass er die Südpole seiner Theil-
chen anzieht, die Nordpole abstósst, die Molekularmagnete in diesem Sinne dreht
(richtet), den Eisenkórper also zu einem Magneten macht. Dadurch bewirkt er
aber, dass ihm die Südpole durchschnittlich náher als die Nordpole kommen, seine
anziehende Wirkung auf die ersteren wird also seine abstossende Wirkung auf
die letzteren überwiegen, und es ergiebt sich als secundáre Wirkung des Mag-
neten auf das Eisenstück, dass er es anzieht, und zwar unter allen Umständen
anzieht; eine Abstossung kann niemals resultiren. Wird also ein Körper von
einem Magneten abgestossen, so ist das Ó*
ein sicheres Zeichen dafür, dass er schon
vor der Annáherung an den Magneten
selbst ein Magnet war, und zwar ein Pot 19
solcher, dessen angenáherter Pol mit dem
Pole, welchem er angenähert wurde, gleich- a)
artig war. Auch wird jetzt verständlich,
dass das bis zur Berührung angezogene e o:
Eisenstück nicht, wie es bei der elektri- d
schen Anziehung der Fall ist, wieder ab- N
gestossen wird, sondern in Berührung mit T
dem Magneten verweilt. Man bezeichnet
das Magnetischwerden eines Körpers unter 6)
Einwirkung eines Magneten als magnetische
Induction (oder auch Influenz) in ihm.
sS
9
‘Die Thatsache der magnetischen Induction, s MN
ES
d. h. die Erscheinung, dass jeder Eisen- v
kórper im magnetischen Felde selbst ein
Magnet wird, lásst sich in überaus mannig-
faltiger Weise veranschaulichen. Ein Eisen- c
stab z. B., welcher an einem Magneten, (P. 123)
von diesem angezogen, hängt, erlangt dadurch die Fähigkeit, selbst wiederum
ein zweites Eisenstübchen zu tragen, und das geht in der Weise fort, dass man
ganze Ketten bilden kann, von welchen nur das erste Glied von vornherein
ein Magnet gewesen zu sein braucht. Dieselbe Erscheinung bietet sich bei dem
schon wiederholt herbeigezogenen Experimente dar, bei welchem ein Magnet
in Eisenspähne getaucht und wieder herausgezogen wird; die Eisenspähne
haften nicht bloss am Magneten, sondern auch aneinander. Bringt man zwei
Magnete mit ihren gleichnamigen Polen, an denen Feilspähne haften, nahe an
einander, so sind es auch gleichnamige Pole der Feilspáhne, welche einander
am nächsten kommen, die letzteren stellen sich daher möglichst quer; bei An-
näherung ungleichnamiger Pole dagegen stellen sie sich möglichst in Richtung
auf einander ein. Natürlich wirken durch Induction magnetisch gewordene
Kórper ablenkend auf Nadeln. Bringt man z. B. in die Nihe des einen Poles
v einer Nadel vc einen Magneten ,S/V, sodass die Nadel bis zur Stellung v,6,
abgelenkt wird (Fig. 123a) und stellt man nun einen Eisenstab sz so auf, dass
er mit dem Magneten eine Linie bildet, also hinter ihm oder vor ihm (besser
letzteres wegen der stärkeren Wirkung), so wird die Ablenkung der Nadel auf
WINKELMANN, Physik, IIT. 2,
S
>
4