Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
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Material, Form und Herstellung der Magnete. 
aber betrüchtlich grósser als die Leistung eines einzigen Magneten von gleicher 
Eisenmasse, weil, wiederum im Zusammenhange mit der gegenseitigen Schwüchung 
in der Querrichtung der Molekularmagnete, mehr freier Magnetismus zur Geltung 
gelangt. Auch bei Hufeisenmagneten kann man derartige Vereinigungen vor- 
nehmen. Natürlich kann man zur Trennung auch Luftschichten benutzen, wenn 
man die Stäbe an einem Ende (oder beim Hufeisen an der Wurzel) irgend wie 
mit einander fest verbindet. Ein anderes Mittel besteht darin, dass man die 
mittelste Lamelle am weitesten, die beiden ihr benachbarten weniger u. s. w. 
hervorragen und die àussersten am weitesten zurückstehen lässt. Endlich ge- 
hóren hierher die von JAMIN construirten Blätter- oder Lamellenmagnete (die er 
als Normalmagnete bezeichnet), bei denen eine grosse Zahl breiter, dünner 
Lamellen zusammengelegt sind und dadurch die Wirkung erzielt ist, dass die 
Kraft nicht, wie bei einer einzelnen, nur an den Enden beträchtlich ist, sondern 
ohne erhebliche Schwüchung bis in die Mitte sich fortsetzt; die gesammte Kraft 
ist dann verhältnissmässig gross. 
Astatische Magnete. Man versteht darunter solche, welche, obwohl um 
eine Axe drehbar, doch dem Einfluss des Erdmagnetismus nicht unterworfen 
sind, also keine oder wenigstens nur eine sehr geringe Richtkraft besitzen. Man 
kann diesen Effekt auf verschiedene Weisen erzielen, die einfachste und älteste 
Methode besteht darin, dass man die Axe, um welche die Nadel sich drehen 
kann, in die Richtung des magnetischen Meridians bringt; in der Ebene, in 
welcher die Nadel sich bewegen kann, giebt es dann keine ausgezeichnete 
Richtung mehr, sie ist astatisch. Indessen sieht man ein, dass diese Einrichtung 
praktische Unbequemlichkeiten mit sich bringt, da die Drehungsebene eine 
schiefe Lage erhält. Man zieht es daher vor, die Wirkung des Erdmagnetismus 
zu compensiren, und zwar entweder, indem man einen Magneten in geeigneter 
Stellung und Entfernung fest aufstellt!) oder indem man eine zweite Nadel mit 
der ersten um dieselbe Axe drehbar derart anbringt, dass sie stets entgegen- 
gesetzt gerichtet ist, man spricht dann von einem astatischen Nadelpaar”). 
Durch derartige Einrichtungen wird die Brauchbarkeit der Magnete zwar modi- 
ficirt, und man muss andere als die gewöhnlichen Anordnungen treffen, dafür 
wird aber die Empfindlichkeit offenbar eine sehr viel grössere. Die: wichtigste 
Anwendung ist die auf Galvanometer (s. Art. »Strommessung«, Bd. IH, 7, 
pag. 221). 
Andere Formen. Verschiedene Arten des magnetischen Zu- 
standes. Vón anderen Formen seien hier noch erwühnt: Kugeln, Ellipsoide 
(wichtig für theoretische Untersuchungen), hohle Stäbe resp. Röhren, Ringe, 
Scheiben, kreuzweise verbundene Stäbe (TöpLEr)3), welche nahezu als zwei 
parallele, ideale Polpaare betrachtet werden können und für magnetische 
Messungen von Wichtigkeit werden können (s. das.) u. s. w. Bei einigen dieser 
Formen handelt es sich meist um eine andere Art von Magnetisirung als die 
gewöhnliche. Die gewöhnliche, d. h. diejenige, bei welcher die Axe der Magnetisirung 
mit der vorherrschenden Dimension des Körpers zusammentrifft, kann man 
Longitudinal- oder Längsmagnetisirung nennen, die Pole liegen an den End- 
flächen oder nicht eben weit von ihnen entfernt und werden durch zwei Quer- 
1) Diese Astasirung rührt von BIOT u. SAVART her, Ann. [chim. phys. 15. 1820; BIOT, 
Lehrb. d. Exp. Phys. 3, pag. 136. 
2) AMPERE, Ann. chim. phys. 18. 1821. 
3) TOPLER, Sitz.-Ber. Berl. Ak. 1883, pag. 925. 
     
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
	        
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