Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
Material, Form und Herstellung der Magnete, 57 
hat namentlich LAMoNT die Frage behandelt und im Wesentlichen eine Bestätigung 
der theoretischen Schlüsse erhalten?) 
Magnetisirungsmethoden. Es sei hier nur eine kurze Uebersicht ge- 
geben. 
1) Induction. Man bringt den betreffenden Eisenkórper in ein magnetisches 
Feld, d. h. in die Náhe magnetischer Kórper; Specialfall: man legt ihn in die 
Richtung des magnetischen Meridians der Erde. 
2) Berührung. Man legt den Kórper an einen Magneten an, und zwar 
so, dass die Linie, welche seine Axe werden soll mit der Axe des Magneten 
parallel liegt. 
3) Streichen. Der einfachste Strich besteht darin, dass man den Stab 
wiederholt in derselben Richtung über einem Magnetpol fortzieht oder umge- 
kehrt mit einem Magnetpol darüber streicht. Auch kann man die linke 
Hälfte in der bezeichneten Weise mit einem Pol, die rechte mit einem ent- 
gegengesetzten behandeln. Endlich kann man auch zwei entgegengesetzte Pole 
in der Mitte aufsetzen und gleichzeitig nach beiden Enden hin bewegen, dies. 
wiederholen u. s. w. Der Doppelstrich besteht darin, dass man zwei entgegen- 
gesetzte Pole in einigem Abstande von einander in gleicher Richtung von der 
Mitte nach einem Ende bewegt, dann zurück über den ganzen Magneten u. s. w., 
um schliesslich. in der Mitte aufzuhóren. Entsprechende Methoden mit leicht 
ersichtlichen Modifikationen gelten für Hufeisen- und andere Magnete. | 
4) Elektrische Erregung. Man umgiebt den Körper in später zu be- 
trachtender Weise mit Windungen eines Stromleiters und schickt einen Strom 
durch diesen. 
Andere Methoden haben nur specielles Interesse und sind grösstentheils 
veraltet. 
Von diesen Verfahrungsweisen sind die einen vorzugsweise zur Erzeugung 
permanenten, die anderen mehr zur Erzeugung temporärer Magnete vortheilhaft; 
jenes gilt von den Methoden des Anlegens und Streichens (im letzteren Falle 
findet eine Kraftdauer gar nicht statt), dieses von der Methode der Induction; 
die Induction muss schon sehr kräftig sein, wenn sie erheblichen permanenten 
Magnetismus liefern soll. Die elektrische Erregung ist für beide Zwecke mit 
gutem Erfolg anwendbar. 
Die verschiedenen Verfahrungsweisen unterscheiden sich noch in mancher 
anderen Hinsicht. So sind sie nicht alle in gleicher Weise zu empfehlen, wenn 
man symmetrische Anordnung des Magnetismus erhalten will, wie sie z. B. für 
gesättigte Stäbe die gestrichelte Linie der Fig. 126 darstellt, Ist der Stab lang, so 
erhält man durchInduction, Berührung oder gewisse Stricharten begreiflicherweise 
einen stärkeren zugewandten als abgewandten Pol; die Summe der Magnetismen 
beider Arten bleibt natürlich trotzdem dieselbe, und die Folge davon ist die, 
dass ihr Indifferenzpunkt eine seitliche Lage erhält und die beiden Curven- 
zweige unsymmetrisch werden (vollausgezogene Linien der Fig. 126). In 
manchen. Fällen kommt es ferner nicht auf die Sättigung an, sondern 
auf die Herstellung ganz bestimmter magnetischer Zustände, z. B. von ver- 
schiedenen Sáttigungsgraden in verschiedenen Theilen des Kórpers; man be- 
darf alsdann einer leicht zu variirenden und regulirenden Magnetisirungsmethode, 
und eine solche ist in unvergleichlichem Grade die elektrische. Dass schliess- 
7 LAMONT, PoGG. Ann. 113, pag. 239. 1861; Handb. d. Magn. pag. 121 ff. Daselbst 
auch die übrige Literatur. 
 
	        
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