Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
82 Magnetische Messungen. 
in der Spule entsteht, wenn sie allein die gedachte Drehung ausführt, bringe den 
Galvanometerausschlag ay hervor, wird die Spule mit dem in ihr befindlichen 
Magnetstabe gedreht, so entstehe der Ausschlag «, und wird ein Hilfsstab von 
bekanntem Magnetismus //, rasch in die Spule geschoben oder rasch entfernt, 
so entstehe der Ausschlag a,, es ist dann der Magnetismus der Lage 
und der Inductionscoéfficient 
wo M der eigene Magnetismus des Stabes in Ost-Westlage ist; benutzt man als 
Hilfsstab den Hauptstab selbst, so wird einfach 
  
1 0% — 49 
eS 4 
Uebrigens ist diese Methode nicht nur zur Ermittelung der Correction bei 
M- und Z-Bestimmungen von Werth, sondern — für Eisenkórper — nach dem 
Vorgange von RIECKE!) auch wohl geeignet, zum Studium der Gesetze der 
Magnetisirung überhaupt zu dienen, worauf spáter zurückzukommen sein wird”). 
Messung der Vertikalintensitát des Erdmagnetismus. 
Die Gróssen, deren Messung die bisher skizzirten Methoden gewidmet sind, 
sind der Magnetismus eines Stabes und die horizontale Componente des Magne- 
tismus der Erde; zum Theil ergeben sie sich dabei gleichzeitig aus einer und 
derselben Versuchsanordnung. Das Charakteristische der Anordnungen war ins- 
besondere dies, dass (mit Ausnahme der letztgenannten Fälle) alle Vorgänge in 
einer horizontalen Ebene stattfanden, d. h. die Ablenkungen von horizontal 
liegenden und horizontal wirkenden Stäben ausgingen und die Schwingungen in 
horizontalen Ebenen, also um vertikale Axen, erfolgten; bei der TôPLER’schen 
Waage ist zwar die Drehungsaxe horizontal, dies wird aber dadurch wieder aus- 
geglichen, dass der Magnetstab vertikal steht. 
Man könnte nun jenen Methoden analoge gegenüber stellen, bei welchen die 
Ablenkungen und Schwingungen in vertikalen Richtungen erfolgen, letztere also 
um horizontale Drehungsaxen stattfinden. Für Stabmagnetismen würden dies nur 
neue Methoden zur Messung derselben Grösse sein, die nur dann eine Existenz- 
berechtigung würden beanspruchen dürfen, wenn sie den früheren gegenüber Vor- 
theile aufwiesen. Das Gegentheil ist aber der Fall. Die Beobachtung vertikaler 
Vorgänge, namentlich Schwingungen, ist nämlich augenscheinlich unbequemer als 
die horizontaler, und die störende Mitwirkung fremder Kráüfte ist hier viel be- 
trächtlicher als dort; denn während sie dort bei den unifilaren Methoden von der 
leicht auf ein geringes Maass herabzudrückenden Torsionskraft und bei den bifi- 
laren Methoden wenigstens nur von einem Bruchtheile der Schwerkraft (vergl. 
Gleichung 15a) ausgeht, wirkt hier die volle Schwerkraft ein, und die hier un- 
vermeidliche Lagerung auf Schneiden, Spitzen oder Lagern bringt ein schwer 
zu bestimmendes Element hinein. Man kann wohl sagen, dass hierdurch 
Schwingungs- und Ablenkungsbeobachtungen für genauere Zwecke so gut wie 
ausgeschlossen werden, und es würden daher nur Wägungsmethoden übrig 
!) RIECKE, POGG. Ann. 141, pag. 453. 1870. 
?) Näheres über den Inductionscoëfficienten findet man bei F. KOHLRAUSCH, WIED. Ann. 22, 
pag. 415. 1884, sowie bei Wrrn, Mém. Ac. St. Pét. 34. 1886. 
  
  
 
	        
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