Abendweite ist die Entfernung des Punktes, in welchem ein Gestirn
untergeht, vom Westpunkt des Horizontes, entsprechend ist Morgenweite die
Entfernung des Punktes, in welchem ein Gestirn aufgeht, vom Ostpunkt. Bezeichnet
man mit à die Deklination eines Gestirns, mit o die geographische Breite des
Beobachtungsortes, mit 4 die Abendweite bezw. Morgenweite, so ist:
COS ©
Ein positiver Werth von 4 besagt, dass das Gestirn nördlich vom West-
(Ost-)punkt unter- (auf-) geht, ein negativer, dass es südlich vom West- (Ost-)
punkt unter- (auf-) geht. In Folge der Refraction, welche im Horizont 34'9
beträgt, wird auch die Morgen- und Abendweite geändert, und zwar ergiebt sich,
indem man die im sphärischen Dreieck Pol, Zenith, Stern bestehende Gleichung,
in welcher noch z die Zenithdistanz, A' das Azimuth bedeuten,
Sin 8 = sin © COS 3 — cos q sin z cos A'
differenzirt, wobei ¢, 9 als constant und z — 90? genommen werden, und für
4' nachher 90 -- 4 (oder 270 — A) gesetzt wird
tang ¢
ga cos A
Wo dz = A nach BEsseL = 34'-9 ist.
Beispiel: e — 49? 05 (Karlsruhe).
18950 8 = + 16° 17'-9 (a Tauri) à = — 16° 34"3 (a Can. maj.)
lg sind 944815 /g/ang e 00609 Zgsin8 — 9:45517 a
gcose — 981687 lg R 1:5428 Ze cose — 9:81687
da,
le sin A 9:68198 le sin A 963830 n
À + 25° 19'"8 ohne Refraction 4 — 25° 46'"4 ohne Refraction
Ze cos A 9-9561 le cos A 9-9546
le Rtang e 1:6037 Ze Range 116037
lg cos À 16476 ledd — 16491
dA 44' 4 dA 44':6
A mit Refraction + 26° 4'-9 1 — 95* 1^8
d. h. « Tauri geht für Karlsruhe 96? 4^9 nérdlich vom Westpunkt unter, bezw.
vom Ostpunkt auf, « Can. maj. geht 95? 1^8 südlich vom Westpunkt unter,
bezw. vom Ostpunkt auf.
Die Alten bestimmten allgemein einen Punkt des Horizontes ausserhalb der
vier Cardinalpunkte durch seine Abendweite (amplitudo occidua) und Morgenweite
(amplitudo ortiva).
Die unten folgende Tafel giebt die Morgen- und Abendweiten für alle nórd-
lichen geographischen Breiten von 30? bis 60? und die Deklinationen von — 30?
bis + 50°, jeweils von 2 zu 2 Grad, auf Grade und Bruchtheile desselben berechnet,
was fiir alle in der Praxis vorkommende Fille genügt. (S. ALBRECHT, Formeln und