Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
   
Erste Anfänge der Beobachtungen; Zeiteintheilung. 3 
die Sonne über dem Horizont stand, den Tag, von demjenigen, während dessen 
sie nicht gesehen wurde, der Nacht, und theilten den Tag sowohl wie die Nacht 
in I2 gleiche Theile. Die Tages- und Nachtstunden waren daher für die ver- 
schiedenen Jahreszeiten verschieden. Daneben findet man spáter auch die Ein- 
theilung des Zeitraumes zwischen 2 Sonnenauf- oder - -untergángen (der Nychthemeren) 
in 24 Stunden. Diese Stunde entspricht bis auf kleine in den ältesten Zeiten 
nicht erkannte Unterschiede wirklich gleichen Zeitintervallen. Für die astrono- 
mischen Beobachtungen muss man die Tages- oder Nachtstunden, die sogen. 
Temporalstunden, von den wirklichen Stunden (dem 24. Theil der Nychthemeren) 
den sogen. Aequinoctialstunden unterscheiden. Meistens werden jedoch auch 
noch bei späteren Beobachtungen die Temporalstunden angegeben, z. B. 4 Tages- 
stunden vor Mittag, oder 24 Nachtstunden nach Sonnenuntergang. Um diese 
Temporalstunden in Aequinoctialstunden zu verwandeln, muss man das Ver- 
hältniss der Tageslinge zur Nachtlinge kennen. Dieses wird durch die Grösse 
des Tagebogens der Sonne gegeben. Sei für denjenigen Ort und dasjenige 
Datum, auf welche sich die obigen Angaben beziehen (für die gegebene geo- 
graphische Breite des Ortes und die Deklination der Sonne) der Tagebogen der 
Sonne gleich 150? gefunden, so ist die Länge des Tages gleich 10 Aequinoctial- 
stunden, dagegen die Nacht gleich 14 Aequinoctialstunden, daher sind 4 Tages- 
stunden gleich 4$, > 10 = 34 Aequinoctialstunden, und 24 Nachtstunden gleich 
3 X 15 = 21$ Aequinoctialstunden, folglich entspricht der Zeitangabe 4 Tages- 
under vor Mittag die Angabe 3 Stunden 20 Minuten vor Mittag oder 20 2 
407 und der Zeitangabe 24 Nachtstunden nach Sonnenuntergang entspricht 
die Angabe 7 2 55» Nachmittag, weil der Sonnenuntergang fiir den Tage- 
bogen 150° vm 5 Z Nachmittag stattfindet. 
Die erste Bestimmung der Jahreslinge »mittels der Sterne« sollen nach 
HrRODOT die Aegypter gemacht haben. Dass sich die Sonne zwischen den 
Sternen weiterbewege, war nicht allzuschwer zu erkennen, da der Anblick des 
gestirnten Himmels in den verschiedenen Jahreszeiten ein anderer ist, indem 
eben jene Sternbilder nicht gesehen werden, in deren Richtung die Sonne gerade 
steht. Auch sieht man unmittelbar vor dem Sonnenaufgang und unmittelbar 
nach dem Sonnenuntergang die in der Umgebung der Sonne befindlichen Stern- 
bilder, und durch fleissiges Beobachten derselben konnte man diejenigen Gegen- 
den am Himmel, welche die Sonne im Laufe eines Jahres durchschreitet, finden. 
Die Gesammtheit dieser von der Sonne durchlaufenen Sternbilder bildet am 
Himmel einen ziemlich breiten Gürtel, welcher von den Alten als Sonnenbahn 
oder Thierkreis (Zodiacus) bezeichnet wurde. Die in demselben befindlichen 
Sternbilder sind Widder (Y), Stier (8), Zwillinge (II), Krebs (63), Lowe (8), 
Jungfrau em. Waage (=), Scorpion (MM), Schütze (2), Steinbock (2), Wasser- 
mann (=), Fische (X), welche auch als Zeichen des Thierkreises bezeichnet 
werden. (Ueber die Verschiedenheit zwischen Zeichen und Sternbilder s. spiter). 
Die genaue Bestimmung der Zeit, welche die Sonne braucht, um von einem 
Sterne ausgehend, zu demselben wieder zuriickzukehren, war aber nicht so einfach, 
und wurde zuerst aus den sogen. heliakischen Auf- und Untergängen der Sterne 
geschlossen. Wenn genau in demselben Momente, in welchem die Sonne auf- 
geht, auch ein anderes Gestirn aufgeht (untergeht), so nennt man dies seinen 
kosmischen Aufgang (Untergang), wenn hingegen genau in demselben Momente 
in dem die Sonne untergeht, ein anderes Gestirn untergeht (aufgeht), so nennt 
man diesen seinen akronychischen Untergang (Aufgang). Denkt man sich 
demnach genau in derselben Richtung, in welcher man die Sonne sieht, ein anderes 
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