Astrophotographie.
O. Louse war der erste, dem es gelang, das Millimeter grosse Jupiterbild
45 mal zu vergrössern; was bei unseren Hilfsmitteln als ein grosser Fortschritt
angesehen werden kann. Fig. 67 zeigt eine Reproduction dieser Aufnahme
vom 5. Aug. 1880 14^. Man erkennt deutlich den rothen Fleck der südlichen
Hemisphire, der zu Folge seiner Farbe die geringste photographische Wirkung
auf die Platte ausübt und daher die klarste Stelle im Negativ giebt. Ebenso
tritt der Aequatorealgürtel, sowie die den Planeten charakterisirende Lichtabnahme
gegen den Rand auf der Photographie deutlich hervor, was besonders bei unter-
exponirten Platten auffallend ist.
LoHsE schlägt vor, die Planeten gleich von vornherein grösser zu photo-
graphiren, was entweder mit sehr grossen Fernröhren oder mit einem Ver-
grösserungssystem ‚geschehen müsste, In der Tbat hat man mit dem grossen
Lick-Refractor solche Versuche an dem Jupiter gemacht, die wohl einen grossen
Fortschritt gegenüber den Potsdamer Aufnahmen dokumentiren, die aber doch
noch ungeheuer weit von den Erfolgen entfernt sind, die die Photographie auf
anderen Gebieten der Astronomie gezeitigt hat. Der zweite Vorschlag LoHsE's,
die Platten gleich in der Camera zu vergrössern, liesse sich bei der Venus und
dem Jupiter ihres hellen Lichtes wegen schon mit unseren jetzigen Platten durch-
führen, wenn nicht das Uhrwerk grosse Schwierigkeiten bereitete; selbst die fast
minimalen, aber doch vorhandenen Schwankungen genügen, um das Bild bei
10 bis 20 sec langer Exposition unscharf zu machen. Wir werden hier noch
warten müssen, bis man solche Platten hergestellt hat, die es ermöglichen, den
Jupiter oder Mars in der Camera 40 bis 50 Mal vergróssert in 05 zu photo-
graphiren.
Mr. Common in Ealing hat auch Versuche gemacht, an seinem dreifüssigen
Spiegelteleskope den Saturn zu photographiren, indessen ist es einstweilen bei
Versuchen geblieben. Aehnliches gilt von den Arbeiten v. GoTrHaRD's, der
eigentlich als der erste den LousE'schen Vorschlag aufgriff.[ Er gebrauchte etwa
21fache Vergrósserung und benutzte das für chemische Strahlen achromatisirte
monocentrische Ocular und des Verfassers Photoheliographen von STEINHEIL.
Die Bildweite war so gewihlt, wie sie am vortheilhaftesten
zu sein scheint, dann wurde der Ocularauszug so lange
verändert, bis der Planet im Einsteilungsmikroskop
völlig scharf erschien.: Bei diesen Versuchen kommt
es auf einen ausserordentlich günstigen Luftzustand an.
Auf den GOTHARD’schen Photographien sind nun die
Streifen auf dem Jupiter, sowie auch der Saturnsring
recht gut zu unterscheiden, trotzdem kann man sie nur
als Versuche ‚ansehen, welche wie alle übrigen die Con-
currenz mit einer guten Jupiterzeichnung nicht aushalten
können. (A. 68.)
Einen erheblichen Fortschritt hat man aber neuerdings auf der Lick-Stern-
warte erzielt, indem der Jupiter auch hier gleich im Fernrohr vergrössert photo-
graphirt worden ist. Bei dieser schönen Aufnahme (Fig. 68), von welcher Ver-
fasser zwei prachtvolle Diapositive besitzt, ist, wenn man sie mit den Potsdamer
Aufnahmen vergleicht, nicht zu übersehen, dass HOLDEN mit einem Fernrohr
arbeitete, welches nicht nur dem Potsdamer Refractor, der LoHsE bei seinen
Versuchen zur Verfiigung stand, sondern allen anderen bis jetzt noch in Gebrauch
befindlichen Fernröhren der Welt weit überlegen ist. Wenn man nun noch die
durchsichtige Luft und den klaren Himmel des Mt. Hamilton beriicksichtigt, so darf
VALENTINER, Astronomie, I. 15