Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
     
Astrophotographie, 
Bilder von x Bootis. Als die Platte anfänglich dem Kometenlicht ausgesetzt 
wurde, stand der Stern dicht neben dem Kopf. Nun musste aber der Komet 
permanent auf demselben Fleck der empfindlichen Platte gehalten werden, was 
GOTHARD mit den beiden Feinbewegungen unter beständiger Beobachtung am 
Ocular des Suchers durch Einstellung auf das Fadenkreuz des letzteren erreichte. 
Der feine Faden, welchen der Stern auf der 
Platte zurücklästt, ist die Richtung der täg- 
lichen Bewegung, und ist durch « Bootis 
dargestellt; der Winkel welchen die Bild- 
reihe von x Bootis mit dem Kometen macht, 
giebt die Richtung seiner Eigenbewegung. 
Mit unseren jetzigen Hilfsmitteln kann 
man eigentlich nur helle Kometen photo- 
graphiren, besonders, wenn es sich darum 
handelt, Oberfláchendetails oder irgendwie 
die Struktur zu erkennen. Will man jedoch 
nur Aufnahmen haben, um durch Aus- 
messung zu einer Kometenposition zu 
gelangen, so kann man auch mit unseren 
empfindlichen Bromsilberplatten in kürzerer 
Zeit weniger helle Kometen photographien, ist es doch M. Worr in Heidelberg 
bereits gelungen, auf photographischem Wege einen Kometen zu entdecken. 
Uebrigens darf nicht übersehen werden, dass das Kometenlicht ungemein 
viele chemisch wirkende Strahlen besitzt, denn wenn das nicht der Fall wäre, 
so würde man in der That die schwachen Kometen nur mit den kräftigsten 
Fernrohren der Welt aufnehmen können. 
Der Anfänger könnte glauben, dass man nur ein sehr lichtstarkes Objectiv 
beliebig lange zu exponiren brauchte, um alles mögliche, was nur ein Object 
zeigt, auf der Platte zu erhalten, Er wäre aber dann in grossem Irrthum. Man 
kann nämlich mit einem Objectiv von sehr kurzer Brennweite, also einem über- 
aus kurzen Objectiv, auch nur bis zu einer gewissen Grenze in der Zeit expo- 
niren, da der Himmelsgrund selbst einen Schleier auf der Platte macht. 
c) Sternschnuppen. Die photographische Aufnahme von Sternschnuppen ist 
schon von vielen versucht worden, jedoch ohne nennenswerthen Erfolg. Der 
Grund liegt darin, dass die allermeisten Sternschnuppen (nach des Verfassers 
Erfahrungen 962) gelblich oder gelb gefárbt sind, also Strahlen aussenden, für 
welche die gewöhnlichen photographischen Platten unempfindlich sind. Wenn 
man aber zu diesem Zweck orthochromatische Platten nehmen wollte, so wiirde 
man damit auch zu keinem besseren Resultat kommen, da diese ja den gewöhn- 
lichen Platten an Empfindlichkeit weit nachstehen, Die Dauer einer Stern- 
schnuppe ist selten länger als eine Secunde, in den allermeisten Fällen bleibt 
sie unter einer Secunde. Es können also nur Sternschnuppen von grosser 
Helligkeit eine brauchbare Spur auf der Platte zurücklassen, welche aber auch 
nur dann zur Ausmessung des Anfangs- und Endpunktes ihrer Bahn verwendet 
werden kónnen, wenn die Zeit des Aufleuchtens genau gegeben ist und auch 
die benachbarten Sterne auf der Platte klar erkennbar sind. 
Die Versuche, gewóhnliche photographische Cameras gegen den Radiations- 
punkt zu stellen, halte ich deswegen für unbrauchbar, weil die Sterne auf der 
Platte einen Bogen beschreiben. Man kann nun wohl die Zeit, resp. die Rectas- 
censionen in der Art fixiren, dass man den Objectivdeckel jede halbe Stunde 
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(A. 70.)
	        
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