Astrophotographie. 245
einen Reflex verursacht. Sie muss so gewählt werden, dass sie so nahe wie
möglich an der Spalte steht, und diese in der Weise abblendet, dass das Spectrum
gerade die nöthige Höhe bekommt. Sehr wünschenswerth ist es, dass der ganze
Spectrograph inwendig vollkommen gut geschwärzt, und wo nur immer möglich
mit schwarzem Sammt ausgeklebt ist, damit die Reflexe auch weiterhin verhütet
werden.
Endlich ist von ganz besonderer Wichtigkeit eine tadellose Spalte. Ich
kann dem Leser versichern, dass unter den selbst kostbaren Apparaten, die die
Künstler den Spectroskopikern für ihre Spectrographe liefern, 80 © unbrauchbar
sind! Es ist eigentlich unmöglich, dass ein Mechaniker dem Käufer eine solche
Spalte liefern kann, wie sie z. B. V. SCHUMANN in seinem Spectrographen be-
sitzt und an welcher er allein 14 Tage geschliffen hat, oder eine solche, wie sie
GOTHARD für seinen Apparat anfertigte. Damit sollen in keiner Weise die Fertig-
keiten der mechanischen Künstler in Zweifel gezogen werden, es soll vielmehr
damit gesagt sein, dass eine solche Spalte das Instrument derartig vertheuern
würde, dass nur derjenige einen so hohen Preis zahlen würde, der bei billigen
Apparaten ein empfindliches Lehrgeld gezahlt hat.
Die Spalte muss mit einer äusserst sorgfältigen Führung versehen sein, in
welcher sie durch eine feine Mikrometerschraube bewegt werden kann und
zwar so, dass man sicher 0'01 m der Spaltöffnung angeben kann, eventuell
noch weniger (s. des Verf. »Anleitung zur Himmelsphotographie«, pag. 154—157,
171, 72, und ebenfalls des Verf. »Handbuch für Spectroskopiker« u. s. w., pag. 243
bis 257).
Wenn bei einem Spectrographen achromatische Linsen verwendet werden,
so kann die photographische Platte auf der Cameraachse nahezu senkrecht
stehen, um alle Linien des Spectrums scharf zu erhalten. Wenn aber einfache
Linsen oder Quarzlinsen in Anwendung kommen, dann muss die Cassette ver-
stellbar gemacht werden, da die scharfe Einstellung für den weniger brechbaren
Theil des Spectrums eine ganz andere ist, als für die brechbareren Theile,
oder anders ausgedrückt, wenn die Linien im Roth scharf sind, werden sie im
Blau schon total verwaschen sein, und umgekehrt, da jeder Strahl einen anderen
Brennpunkt hat. Um nun diesen Umstand zu berücksichtigen, wird man einfach
die photographische Platte schief stellen, und zwar so, dass diese schiefe Stellung
eben den verschiedenen Brennweiten entspricht. Das ist aber eine Aufgabe, die
nur experimentell gelöst werden kann, deshalb genügt es nicht, die Cassette
einfach verschiebbar zu machen, sondern man muss auch die Winkelgrösse, um
die man sie verschoben hat, genau angeben können.
Um nun der Platte die richtige Neigung zu geben, verfährt man wie folgt
Man schiebt zuerst entweder eine matte Scheibe anstatt der Platte in die Cassette,
und untersucht darauf das sichtbare Spectrum und giebt der Cassette die un-
gefáhre Neigung; oder noch besser man untersucht, wenn sich auf der Camera
ein Schlitten mit einem Ocular oder Mikroskop befindet, die Scháürfe des sicht
baren Spectrums mit dieser Vorrichtung und stellt die Cassettenlage danach ein
Nach dieser ganz rohen Stellung liest man die Stellung der Cassette an einer
passenden Theilung ab und betrachtet diese als Ausgangspunkt. So macht man
die erste Aufnahme, geht dann um einen Grad (oder einen halben Grad) weiter,
macht die zweite und so fort die xte Aufnahme. Bemerkt man indessen, dass
die Bilder in dieser Weise schlechter werden, was sich schon bei der dritten
Aufnahme zeigt so wird man die Verschiebung in dieser Richtung nicht fort-
setzen, sondern man geht auf die andere Seite des Ausgangspunktes über, macht