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dort die weiteren Versuche, und stellt endlich die Cassette auf jenen Scalentheil,
der die schärfsten Linien das Spectrum entlang gegeben hatte.
Bedeutend schwieriger ist die Einstellung für die ultravioletten Strahlen,
weil hier nur wenige Linien vorhanden sind, die dazu genügende Helligkeit haben.
Am besten ist die Einstellung mit den Anfangslinien der Stickstoftbanden und
den Cadmiumlinien. Die starke Fluoressenz macht aber die Magnesiumlinien-
gruppe À = 2801; 279:7; 2794 und 279:0 auch sehr geeignet zur Einstellung
des Spectrographen auf die ultravioletten Parthien des Spectrums.
Von besonderer Wichtigkeit ist, dass ein Spectrograph, wo immer derselbe
bewegliche und verschiebbare Theile besitzt, überall mit Scalentheilungen ver-
sehen ist, sodass man jede minimale Veränderung sofort entdecken und corri-
giren kann, sowie auch im Stande ist, einen grósseren Apparat mit Rücksicht
auf den Temperatureinfluss einzustellen.
Was nun die Wahl der Prismen betrifft, so wird man jedenfalls in den
meisten Fällen solche von maximaler Dispersion wählen, wo dies nur immer
thunlich ist. Bei der Aufnahme des Sonnenspectrums kann auch unbedenklich
ein Diffractionsgitter mit grósstem Vortheil zur Verwendung kommen, wogegen
dies bei der Aufnahme von Sternspectren wegen der grossen Lichtschwáche des
Gitters nicht thunlich ist. Bei den Spectrographen sind womóglich lange Prismen-
sütze »à vision direcíe« zu vermeiden, weil diese mit Canadakitt verklebt sind,
der, wie schon erwühnt, die brechbareren Strahlen total vernichtet. Wenn es
aus irgend einem Grunde erwünscht ist, dass der Spectrograph mit einem Prisma
à vision directe versehen werde und es bei der Untersuchung nicht gerade darauf
ankommt, mit demselben die ultravioletten Strahlen zu erreichen, so nehme man
ein Amicrsches Prisma aus drei Gliedern aus sehr stark dispergirendem farblosen
Jenenser Glas; so hat es Verfasser bei einem spiter beschriebenen Spectro-
graphen gethan. Handelt es sich aber um die Aufnahme des Sonnenspectrums,
so nehme man stark dispergirende RUTHERFURD- oder BROWNING'sche Prismen,
oder am besten ein Rowranp’sches Diffiactionsgitter und zwar vorzugsweise
gleich ein auf concaven Spiegel getheiltes.
Hier mag bemerkt werden, dass ein Gitter von nur einigermaassen langer
Brennweite schon ein Spectrum in der Länge von 30 cm giebt, und bei solcher
Ausdehnung muss das Spectrum an beiden Enden in Folge der Krümmung des
Spiegels immer verwaschen bleiben (selbst wenn er parabolisirt wäre, würde man
doch nicht im Stande sein, das Spectrum von dieser Ausdehnung auf einer
ebenen Fläche erzeugen zu können). Man kann also in dieser Weise von vorn-
herein nur kleinere Parthien des Spectrums photographiren. Um einem solchen
Nachtheil abzuhelfen, kam Herr v. GorHARD auf einen sehr sinnreichen Gedanken,
der die Construction des Apparates nicht complicirt, aber seine Leistungsfáhigkeit
wesentlich erhóht. Er macht die Cassette ziemlich kráftig aus Metall und
arbeitet diese derart gekrümmt aus, dass die Krümmung eben der Schärfe aller
Theile des Spectrums entspricht. Dann presst er die photographische Platte mit
einer Einlage derart hinein, dass sich das Glas soweit biegen muss, was es auch
merkwürdiger Weise thut. Es muss aber erwähnt werden, dass dies drastische
Verfahren nur blasen- und schlierenfreie, ganz dünne Spiegelglasplatten aushalten.
Herr v. GOTHARD hat bis zum Schreiben dieser Zeilen schon über ein Dutzend
SCHLEUSSNER-Platten in seine Cassette gepresst, ohne dass eine zersprungen wäre.
Die Biegung beträgt von der Mitte bis zum Rand ca. 4 mm bei einer Platten-
länge von 36 cm. Schliesslich muss zugegeben werden, dass, wenn man so lange
Spectra photographiren will und unter 12 Platten auch 3—4 zerbrechen, man