Astrophotographie. 251
Das Prisma ist aus islándischem Doppelspath und auf einem Tischchen A
befestigt, mit demselben um die Axe des Geháuses drehbar, um das Prisma auf
das Minimum der Ablenkung einstellen zu kónnen. Nach erfolgter Justirung
kann man es dann mit der Schraube festklemmen.
Der photographische "Theil besteht aus einer der Collimatorlinse ganz
ühnlichen planconvexen Quarzlinse M. Beide haben 26 zz» Oeffnung und 105 mm
Brennweite. Die Linse ist im Rohr 77 unverrückbar befestigt, und an ihm
befindet sich die aus schwachem Holz gefertigte Camera. Auf das Rohr wird
das Rohr O aufgeschoben und nach erfolgter Justirung mit den Schrauben d
fixirt, auf dieses wird dann erst das die Camera tragende Rohr P2 geschoben.
Die Camera selbst besteht aus zwei Theilen, und zwar aus dem mit dem
Rohr Z2 verbundenen Theile Q, und aus dem um ein Charnier drehbaren
Rahmen A, welcher zur Aufnahme der Einstellscheibe oder Cassette mit einer
Nute versehen ist. Beide Theile sind mit Lederbalg untereinander verbunden,
um Nebenlicht abzuhalten.
Der Rahmen muss wegen der nicht achromatischen Linsen gegen die
optische Axe ziemlich stark geneigt sein, damit die Linien von verschiedener
Brechbarkeit auf der photographischen Platte alle gleich scharf erscheinen. In
der günstigsten Lage, die sich nur experimentell finden lässt, wird derselbe
durch ein passendes Bogenstück festgeklemmt. Das vorläufige Justiren wird man
am besten durch die Pointirung des Spectrums mit einem Mikroskop besorgen,
wobei man immer das Sonnenspectrum zu Hilfe nehmen muss. Man sollte
diese Operation aber nie auf einer Mattscheibe, sondern immer auf einer Spiegel-
platte vornehmen, auf der man äusserst feine Striche mit einem Schreibdiamanten
einritzt. Die beiden beigegebenen Cassetten nehmen Platten von 65 zm Làünge
und 20 cs Breite auf.
Zur schnelleren Orientirung der Linien. wünschte v. GOTHARD eine Scala
mit dem Spectrum mitzuphotographiren, und zu diesem Zweck brachte er an
dem Prismenkasten ein drittes Rohr U, / an. Bei PF befindet sich eine photo-
graphirte Scala, welche mit einer Glühlichtlampe J7 beleuchtet wird.
Die Belichtungszeit bei sternspectrographischen Aufnahmen ist sehr ver-
schieden. Bei den hellsten Sternen des ersten Typus, wie z. B. Sirius und Wega,
sind schon einige Secunden genügend, wenn man ein Fernrohr von wenigstens
25 cm Oeffnung anwendet. Dabei wird man allerdings nur einen schmalen
Lichtstreifen bekommen, welcher bedeutend unterexponirt sein wird. Will man
bei diesen Sternen ein vollkommen ausexponirtes Spectrum erhalten, so muss
man die Platte doch zwei Minuten belichten. Das Spectrum der gelben Sterne
erster Grósse gebraucht aber immer je nach der Intensi-
tät der gelben Fárbung 10—15 Minuten; rothe Sterne
des Typus III2 brauchen eine noch bedeutendlángere Zeit.
Um ein breiteres Spectrum zu bekommen, in dem die
Linien deutlich hervortreten, verstellt man am besten
den Regulator des Triebwerkes, wobei aber zu beachten
ist, dass die Spalte parallel der täglichen Bewegung
stehen muss (eine Regel, die übrigens stets befolgt werden
muss). (A. 84.)
Fig. 84 zeigt ein Spectrum in natürlicher Grósse, wie es v. GOTHARD mit
dem eben beschriebenen Apparat von a Lyrae und a Aquilae erhielt. Die
Belichtungszeit betrug hierbei am 104 zölligen BROWNING'schen Spiegelteleskop
10 Minuten,