258 Astrophotographie.
à-Gruppe des Sonnenspectrums befindet. Mittelst dieses Oculars kann der grüne
Theil des Spectrums direkt beobachtet werden. Aber wegen der Schmalheit
des Spectrums und seiner Lichtschwüáche kónnen in demselben Einzelheiten nicht
beobachtet werden, und die Einrichtung bezweckt nur eine Controle für die
Einstellung auf die Spalte. Wenn im direkt gesehenen Spectrum das Maximum
der Helligkeit durch sanfte Bewegung des Deklinationsschlüssels hergestellt ist,
befindet sich das Bild des Sternes in seiner besten Stellung auf der Spalte. Man
kann sich dann im kleinen Fernrohr links den Anblick merken, den das Bild
des Sternes in dieser Stellung auf dem Spalt gewährt, und lernt ihn hierdurch am
besten für spáterhin kennen.
d) Durchmusterungsaufnahmen mit dem Objectivprisma. Die ein-
fachste Methode, photographische Aufnahmen derSpectra von Himmelskórpern, resp.
Fixsternen zu erhalten, ist jedenfalls die mit dem Objectivprisma. Die Anwendung
desselben für die spectroskopische Beobachtung der Gestirne stammt von FRAUN-
HOFER, der für diesen Zweck zwei Prismen anfertigte, eins mit 3 Zoll, das andere
mit 4$ Zoll Oeffnung und 37? 40' brechendem Winkel. Spáter hat Pater SEccur
diese Methode wieder einführen wollen, verfiel aber in denselben Fehler wie sein
grosser Vorgünger, indem er zu grosse Brechungswinkel (12?) anwandte. Ausser-
dem liess er ein solches Prisma von 6 Zoll Durchmesser schleifen und setzte
es auf seinen neunzólligen Refractor. Dies Instrument hatte nun etwa 15 Fuss
Brennweite, also ein Verháültniss 1 : 20, war also nicht sehr lichtstark; blendete
er dasselbe nun gar mit dem Prisma auf 6 Zoll ab, so hatte er das Verhältniss
1:30 bekommen. Natürlich musste er so dem Ocularspectroskop gegenüber
sehr im Nachtheil bleiben. Als ich ein Paurv'sches sechszólliges Prisma mit nur
5? brechendem Winkel auf meinen Sechszóller aufsetzte, erhielt ich wunderbar
schóne Resultate, verband ich aber ersteres mit dem Zehnzóller, so war es
dem Ocularspectroskop gegenüber betrüchtlich im Nachteil; hinwiederum blieb
das Ocularspectroskop stark zurück, als ich ein zehnzólliges Prisma von PauLy
mit dem Zehnzóller verband.
Ob man nun das Objektivprisma zur spectroskopischen oder zur photo-
graphischen Beobachtung der Sternspectra anwendet, immer muss man es so
einstellen, dass die brechende Kante entweder mit der täglichen Bewegung
parallel oder senkrecht zu derselben steht. Man wird wohl in der Regel die
erste Stellung wählen, da man dann mit der Kuppelspalte besser auskommt.
Wenn nun der Brechungswinkel auch noch so klein ist, so wird die Ab-
lenkung doch immer einige Grade betragen. Entweder kann man daher die
Einstellung am Kreis so vornehmen, dass man den Ablenkungswinkel zur Dekli-
nation addirt oder von ihr subtrahirt, oder man bringt am Fernrohr, wie es
Verfasser that, noch einen zweiten Sucher an. Grosse Unkosten sind damit nicht
verbunden, und will man mit dem Prisma auch photographiren, so ist eigentlich
ein solcher zweiter Sucher fast unentbehrlich.
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Längere Zeit versuchte S. MERZ ein Objektivprisma à vision directe herzu-
stellen, lieferte auch ein solches von 3 Zoll Oeffnung für Herrn CAMPHAUSEN in
Rüngsdorf bei Bonn. Natürlich muss ein solches Prisma sehr viel Licht absor-
biren, ausserdem war dieses kleine Stück fabelhaft schwer und für einen drei-
zölligen Refractor sicher unbrauchbar. Setzte man es aber auf den Siebenzöller,
so erreichte man ebenso wenig, da man letzteren damit wieder auf 3 Zoll ab-
blendete, sodass man also in doppelter Weise an Licht verlor, erstens durch die
Ablenkung, dann durch die Absorption in der Glasmasse.