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Astrophotographie. 275
man es hier mit einer breiten Linie oder mit der Vereinigung mehrerer Linien
zu thun hat. Besonders aber ist dieser Unterschied an der Helligkeit der Linien
(im Negativ) zu erkennen, da bei Vereinigung mehrerer Linien eine Linie von
matterem Aussehen entsteht, als dies im Allgemeinen bei Einzellinien der Fall ist.
Mit dem Ausmessen der Linien am Spectrogramm ist eigentlich noch nichts
erreicht, da man nur Differenzen zwischen den Entfernungen der Linien in z. B.
Millimetern ausgedrückt erhált. Wenn man aber ein absolutes Maass haben will,
so muss man mit dem Comparator genau so verfahren, wie bei einem Spectral-
apparat, wo man sich mit Hilfe bekannter Linien (immer am besten mit dem
Sonnenspectrum, nur beim Ultraviolett wird man gut thun, die Cadmium-Linien
zu nehmen) eine genaue Reductionstabelle anlegt. In den meisten Fállen wird
man gut auskommen, wenn man mit dem Spectrographen, mit dem man die
Sternspectra photographiren will, das Sonnenspectrum photographirt, und mit
den Linien dieses wohlbekannten Spectrums die Tabelle für Wellenlängen be-
rechnet. Es ist zu bemerken, dass man einen und denselben Comparator für
verschiedene Spectrographen anwenden kann, nur muss für jeden eine eigene
Tabelle angefertigt werden.
Bei grossen Spectrographen, insbesondere wenn sie einen Collimator und
eine Projectionslinse von langer Brennweite haben, muss auch ganz nothwendig
die Temperatur, bei welcher photographiert wird, berücksichtigt werden, auch
bat die Temperatur auf die Grósse der Dispersion bedeutenden Einfluss, der
z. B. bei dem Potsdamer Spectrographen nicht vernachlássigt werden darf, da
sonst die grosse Genauigkeit, die man zu erreichen glaubt, illusorisch wird. Man
darf auch nicht übersehen, dass sich die Brennweitenánderungen im Collimator
und der Projectionslinse bei Temperaturánderungen addiren. Bei einem Spectro-
graphen von grosser Dispersion entspricht jedem Temperaturgrade eine andere
Einstellung der Cameralinse, da der Collimator nicht verstellt werden darf.
Dementsprechend ist selbstverstándlich das Spectralblild verschieden gross, und
wáhrend sich die Aenderung der Bildgrósse auf dem Spectrum proportional ver-
theilt, thut dies ‘die Temperatur nicht, weshalb beide zusammen es bedingen,
dass die bei verschiedener Temperatur aufgenommenen Spectra weder einander
congruent noch ähnlich sind. Als Ausgangs- oder Fixpunkt diene dann wieder
die Aufnahme des Sonnenspectrums, und man reducire alle anderen Aufnahmen
auf die Cameralinsenstellung und Temperatur, bei welcher diese Aufnahme
geschehen ist.
Man kann nun auch bei der Ausmessung ein solches Normalspectrum auf
eine Spectralaufnahme legen und zwar so, dass sich die Gelatineschichten be-
rühren, und beide unter das Mikroskop bringen. Man wird in den meisten
Fällen, wenn nichts anderes, so doch die Wasserstofflinien identificiren können,
was besonders bei den Sternspectren des II. und III. Typus leicht geht, da diese
mit dem Sonnenspectrum viele Aehnlichkeit haben. Man misst dann die Linien
im Sternspectrum aus und notit hierbei die Zahlen der Normallinien. Für
einige Stellen der Platte, z. B. für die beiden Enden und die Mitte, ermittelt
man aus der Vergleichung derselben Distanzen im Sonnen- und Sternspectrum
die Reduction auf das Normalspectrum. Bei einigermaassen dicht stehenden
Normallinien ist diese Correction immer so klein, dass sie ohne weitere Rechnung
zu den Tafelgróssen hinzugelegt werden kann, welche man zur Interpolation der
zwischen den Normallinien gelegenen unbekannten Linien benutzt. Diese Methode,
bei der gleichzeitig die geringen Verzerrungen der Gelatineschicht praktisch
vóllig eliminirt werden, zeichnet sich durch sehr grosse Genauigkeit aus.
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