Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
10 Allgemeine Einleitung in die Astronomie. 
stationär, oder sie befinden sich in den Stillstánden oder Stationen. Man 
fand nun, dass die Retrogradationen der Planeten sich in für die verschiedenen 
Planeten verschiedenen, aber für jeden einzelnen Planeten sehr nahe gleichen 
Zwischenzeiten wiederholten, dass der Planet trotz der Retrogradationen im Laufe 
der Zeit doch vorwürts kam, ohne sich weit von der Ekliptik nach Nord oder 
Süd zu entfernen, und dass er in nahe gleichen Zwischenzeiten zu seinem ur- 
sprünglichen Orte zurückkehrte, nun aber die Schleifen, und zwar alle um nahe 
gleich viel zwischen den Sternen verschoben waren; dass aber nach einer Reihe 
von Umlüufen sich die einzelnen Schleifen deckten, und zwar so, dass wenn 
dies für die ersten der Fall war, dieses auch für alle folgenden stattfand, so 
weit es die ältesten Beobachtungen überhaupt zu constatiren gestatteten. Jupiter 
legt z. B. in jedem Jahre 4 des ganzen Umkreises zurück (Fig. 1 giebt ein 
Darstellung der scheinbaren Jupiterbahn), sodass er nach 12 Jahren wieder ungefähr 
zur selben Stelle am Himmel zurückgekehrt ist. Dabei haben sich aber die 
Schleifen etwa um den 6. Theil des Zwischenraumes zweier Schleifen verschoben, 
sodass er nach 6 vollen Umläufen, während welcher er 65 mal retograd geworden 
war, und zu denen er nahe 71 Jahre gebrauchte, wieder ziemlich genau an der- 
selben Stelle des Himmels erscheint, und sich die Erscheinungen nun fast genau 
in derselben Weise wiederholen. Daraus folgt für die Zeit eines vollen Umlaufs 
(unter Voraussetzung einer gleichmässigen Bewegung) 11 Jahre 315 Tage (das 
Jahr gleich 3654 Tage gerechnet), und für die Zeit zwischen zwei Retrogradationen 
398 Tage. Die erstere Zeit, innerhalb welcher der ganze Zodiacus durchlaufen 
wird, auch die zodiacale Umlaufszeit genannt, wurde nun für Mercur, Venus und 
Sonne gleich gefunden, für die drei übrigen Planeten und den Mond verschieden. 
Die Theorie der homocentrischen Spháren des Eupoxus welche diese 
Erscheinungen erklürte, ist uns nur in dunklen, unzusammenhängenden Bruch- 
stücken zum grössten Theil von SIMPLI- 
crus (im 6. Jahrh. n. Chr.) überliefert, 
auf dessen Mittheilungen SCHIAPARELLI 
in Mailand diese Theorie wieder auf 
gebaut hat. Sie besteht hiernach in 
folgendem: Denkt man sich zunächst 
zwei dicht übereinander gelegte Kugel- 
schalen, von denen die dussere A; um 
eine Achse 44' (Fig. 2) etwa im Sinne 
des Pfeiles rotirt, dann wird jeder Punkt 
der Kugel A, einen Parallelkreis be- 
schreiben. Seien nun in zwei diametral 
gegenüber stehenden Punkten Z2' die 
Endpunkte der Achse einer zweiten 
Kugel A, eingesetzt, die mit derselben 
Geschwindigkeit im entgegengesetzten 
Sinne rotirt, und sei von Z2 um 90? entfernt ein Kórper P. Es wird einmal vor- 
kommen, dass die Pole 4, B und der Punkt P in einen Kreis fallen, wenn man 
sich die beiden Kugelschalen unmittelbar untereinander denkt. Sei diese Lage 
AB, I (Fig. 8), wenn 7 die Lage des Körpers für diesen Fall ist. Dann muss 
der Bogen O7 gleich 4.2, sein, welchen Bogen. SCHIAPARELLI die Inclination 
nennt. Nach einer Viertelumdrehung der Kugel K, kommt Z, nach Z,; würde 
sich die zweite Kugel X, nicht gedreht haben, so würe P7 wie früher in die 
Verlängerung B, A' von AB, gekommen. Die ebenso grosse entgegengesetzte 
  
 
	        
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