Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
Asirophotographie. 301 
späterer Zeit, und aus diesen ersten Jahren muss der Bemühungen des 
Prof. PuiLipps in Oxford, der sich auch mit Zeichnungen der Himmelskórper 
beschäftigte und die vorziiglichsten Marszeichnungen lieferte, gedacht werden. 
Er gebrauchte aber immerhin mit seinem 6zölligen Fernrohr eine Expositionszeit 
von 5 Minuten, und irgend eine Vergrösserung gestatteten die erhaltenen Photo- 
graphien nicht; die Unebenheiten der Mondoberfläche waren jedoch deutlich 
zu erkennen. Was die Länge der Expositionszeit betrifft, so gebrauchte WARREN 
DE LA RUE damals nur etwa 20 Secunden, und auch Priurees hatte ein Jahr 
später in Folge der erhôhten Empfindlichkeit der Platten keine längere Zeit 
nóthig. Bald nachher gelang es sogar CROOKES, in Folge weiterer sehr erheb- 
licher Vervollkommnung der Platten, ein Bild nach nur 4 Secunden Exposition 
zu erhalten. Der grösste Versuch wurde damals mit dem 23zólligen Spiegel- 
teleskop von Craic durch READ gemacht, aber man scheiterte an dem Fehlen 
des Uhrwerks. Bemerkenswerth ist jedoch, dass es READ gelang, schon damals 
eine Sonnenphotographie zu erhalten, welche deutlich die schuppige Oberfläche 
der Sonne zeigt. 
Es würde natürlich zu weit führen und betrüchtlich über den Rahmen dieser 
historischen Notizen hinausgehen, wenn aller Versuche in dieser Richtung gedacht 
werden sollte, die zum grossen Theil doch keinen nennenswerthen Fortschritt 
bezeichnen. Von grósserem Einfluss wurden die technischen Arbeiten aus den 
fünfziger Jahren, freilich mehr in indirekter Weise, indem die Schárfe der er- 
haltenen Photographien sehr viel zu wünschen übrig lässt, ja indem dieselben 
eher geeignet scheinen, die photographische Methode zu discreditiren. Vielmehr 
sind sie durch die zahlreichen Untersuchungen von Wichtigkeit geworden, aut 
welche SEccHi geleitet wurde, und die sich vorzugsweise auf die verschiedene 
Wirkung der Strahlen auf die Platte beziehen, die aber die Schwierigkeiten 
kennen lehrten, welche vor allem beseitigt werden mussten, wenn gute Bilder 
erhalten werden sollten, und die dadurch unstreitig für die spátere Entwickelung 
von Wichtigkeit wurden. 
Sehr werthvoll sind die Photographien, welche im Laufe der Jahre, wie er- 
wihnt, WARREN DE LA RUE erhielt. Seine ursprünglichen Negative waren kaum 
einen englischen Zoll im Durchmesser gross und ertrugen eine 17 malige Ver- 
grôsserung mit dem Mikroskop recht gut, so dass sich nach DE LA RuESs Be- 
hauptung Objecte auf der Oberfláche unterscheiden liessen, welche kaum mehr 
als 2 Bogensecunden gross waren, und im ganzen konnten sie danach der 
BEER- und MÄDLER’schen Karte gleichgestellt werden. Auch eine Mondfinsterniss 
photographirte er und — was von noch grösserem Interesse — er erhielt eine 
Abbildung des Mondes unmittelbar vor dem Eintritt einer Saturnsbedeckung, 
wobei die Photographie des Saturn sehr gut gelang. Später hat DE LA RUE sich 
der Sonnenphotographie zugewandt. An den DE LA RUE’schen Mondphotographien 
ist zum ersten Mal die mikrometrische Ausmessung versucht worden, dem An- 
schein nach jedoch ohne Erfolg. 
Wesentlich geringere Schwierigkeiten bot in vieler Beziehung die Sonnen- 
photographie. Die ausserordentliche Leuchtkraft legte die Schwierigkeit wenigstens 
an eine ganz andere Stelle, es kam auf Anwendung einer möglichst kurzen Be- 
lichtungszeit an; ganz geringe Bruchtheile der Secunde genügten bereits zur 
Herstellung des Sonnenbildes, und es gelang bald genug, Photographien zu er- 
halten, die die Beschaffenheit der Oberfläche mit Deutlichkeit zeigen, viele 
Einzelheiten der Flecken, der Fackeln erkennen lassen, und auch die Wirkung 
der Atmosphäre unzweideutig zum Ausdruck bringen. In neuerer Zeit wird an 
     
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
	        
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