Astrophotometrie, 305
Astrophotometrie. Unter »Photometrie« versteht man einmal die
theoretische Lehre vom Leuchten und von der Beleuchtung, sowie andererseits
auch die praktische Bestimmung der Stürke, in welcher ein selbstleuchtender
Kórper Licht ausstrahlt, und die Grösse der Erleuchtung, welche ein dunkler
Körper erfährt. Die »Astrophotometrie« ist die Anwendung der Photometrie auf
die sämmtlichen Gestirne des Himmels.
Obgleich die reine Photometrie in das Gebiet der Physik gehört, so soll
doch hier das theoretische Grundgesetz derselben kurz angeführt werden. Sei
dc das Element einer selbstleuchtenden Fläche und df das einer erleuchteten,
und bezeichnet 7 die Verbindungslinie ihrer Mittelpunkte, so nennt man den
Winkel, den z mit der Senkrechten auf Zc bildet, den Emanationswinkel (s),
während der Winkel zwischen » und dem Loth auf Jf der Incidenzwinkel (7)
heisst. Die Lichtmenge, welche die Einheit der selbstleuchtenden Flàáche senk-
recht ausstrahlt, führt den Namen Leuchtkraft oder Intensität (7), während man
die auf d/ fallende Lichtmenge mit Q zu bezeichnen pflegt. Für die Berechnung
hat LAMBERT die Formel aufgestellt:
QI. ’ (1)
wobei angenommen ist, dass sich zwischen Zc und Z/ kein durchsichtiges Mittel
befindet, welches eine merkliche Absorption von Licht hervorruft. In dieser
Formel sind die drei folgenden Gesetze enthalten:
do- df -cosgs-cosz
7)
1) Die von einem leuchtenden Punkte senkrecht auf ein Fláchenelement
fallende Lichtmenge ist umgekehrt proportional dem Quadrate des Abstandes
des Punktes von dem Fláchenelement.
2) Die auf ein Flichenelement fallende Lichtmenge, welche von einem
anderen Fláchenelement senkrecht ausgestrahlt wird, ist dem Cosinus des Incidenz-
winkels direkt proportional.
3) Die auf ein Fláchenelement senkrecht fallende Lichtmenge, welche von
einem anderen Fláchenelement ausgestrahlt wird, ist dem Cosinus des Emanations-
winkels direkt proportional.
Diese Anschauungsweise LAMBERT's wurde über ein Jahrhundert als voll-
kommen einwurfsfrei angesehen, bis E. LouMEL darauf aufmerksam machte, dass
das von einem leuchtenden Kórper ausgestrahlte Licht nicht allein von den
Oberflàáchenelementen desselben ausgehe, sondern auch in grósserer oder ge-
rngerer Tiefe des leuchtenden Kórpers selbst seinen Ursprung habe. Er ersetzt
also in obiger Anschauung die Flächenelemente der leuchtenden Oberfläche
durch Volumenelemente des leuchtenden Körpers und gewinnt damit den Vor-
theil, dass das dritte der obigen Gesetze überflüssig wird, und dass dagegen die
Absorption berücksichtigt wird, welche das ausgestrahlte Licht auf seinem Wege
sowohl innerhalb wie ausserhalb des leuchtenden Körpers erfährt. Dann formu-
liren sich die Grundsätze der Photometrie wie folgt:
1) Die von einem leuchtenden Volumenelement senkrecht auf ein Flächen-
element fallende Lichtmenge ist umgekehrt proportional dem Quadrate des Ab-
standes des Volumenelementes von dem Flächenelement.
2) Die auf ein Flüchenelement fallende Lichtmenge, welche von einem
Volumenelement ausgestrahlt wird, ist dem Cosinus des Incidenzwinkels direkt
proportional.
3) Das von einem Volumenelement ausstrahlende Licht wird innerhalb des
leuchtenden Kórpers nach dem bekannten Absorptionsgesetz theilweise absorbirt.
VALENTINER, Astronomie, I, 20