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Astrophotometrie. 321
Reflexion, Absorption und Doppelbrechung der Lichtverlust ein sehr starker, so-
dass der Apparat, wenn seine Dimensionen nicht sehr grosse sind, nur für hellere
Sterne verwendbar ist. Die verschiedene Helligkeit des Himmelsgrundes ist
deshalb ohne Finfluss auf die Messungen, weil die Helligkeiten der Stellen, auf
welche die beiden Prismen gerichtet sind, sich im Gesichtsfeld vollständig ver-
mischen. Das Photometer erfuhr insofern später eine Abänderung, als die Prismen
vor den Objectiven durch versilberte Glasspiegel ersetzt wurden.
In ganz anderer Weise als die bisher beschriebenen Instrumente sucht das
Keilphotometer das Verhältniss von Sternhelligkeiten zu bestimmen. Die
Erfindung desselben datirt aus dem Jahre 1833, ja vielleicht könnte man das
von HORNER 1817 construirte Photometer mit hierher rechnen, denn wenn bei
demselben auch kein Keil zur Verwendung kam, so war doch das Princip der
allmählichen Auslóschung der Sterne durch Einschieben immer dichterer optischer
Medien in das Gesichtsfeld (bei HogNER Lagen von Seidenpapier) zur Durch-
führung gelangt. Wirkliche Glaskeile verwendete zu diesem Zwecke 1833 der
Graf XAVIER DE MAISTRE, und zwar benutzte er zwei gleichgeformte Keile, von
denen der eine aus weissem, der andere aus blauem Glase bestand. Der letztere
wurde im Gesichtsfeld allmählich über den festen weissen geschoben, welcher
lediglich dazu diente, die Ablenkung der Lichtstrahlen durch den blauen aufzu-
heben. Fast gleichzeitig verwendete QUETELET zwei gleich geformte und gefärbte
Glaskeile, die sich gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung über das Gesichts-
feld schoben. Die gleiche Beschaffenheit hat das von C. D. v. SCHUMACHER in
Pulkowa und Stockholm im Jahre 1852 benutzte Instrument, wáhrend E. KAvsER
in Danzig bei seinem 1862 in dieser Richtung gemachten Vorschlage auf die
DE MaisrgEsche Form wieder zurückgriff, mit dem einzigen Unterschied, dass
bei ihm der weisse und gefürbte Keil fest verbunden bleiben sollten. 1865 end-
lich machte Dawes Mittheilung über einen gefürbten Glaskeil, den er seit fünf
Jahren zu photometrischen Zwecken verwendete. In dieser Form ist das In-
strument in grossem Maassstabe von CHamLEs PmrrCcHaRD in Oxford benutzt,
der die sámmtlichen photometrischen Beobachtungen, die seiner »Urano-
metria nova Oxoniensiss zu Grunde liegen, damit anstellte. Die Einrichtung ist
folgende: Ein Keil aus Rauchglas (sogen. Neutralglas) wird mittelst Schraube
zwischen Auge und Ocular hin- und herbewegt, die jedesmalige Stellung des-
selben lásst sich an einer feinen Theilung ablesen. Die Messung geschieht in
der Weise, dass man die Lage des Keils sucht, bei welcher der beobachtete
Stern gerade verschwindet oder im vóllig dunklen Gesichtsfeld eben wieder auf-
taucht. Die Scalaablesung giebt an, bei welcher Dicke des Keiles das Licht des
beobachteten Sternes eben vollstándig absorbirt wird. Aus den für verschiedene
Sterne ermittelten Keildicken und den bekannten Absorptionsverháltnissen des
Glases lässt sich das Helligkeitsverhältniss der beiden Sterne bestimmen. Ein-
facher geschieht dies durch Messung der Differenz zwischen den zur Auslóschung
der beiden Sterne nóthigen Keilstellungen. Durch Multiplikation dieser Difterenz
mit der Constanten des Keils erhült man direkt den Gróssenunterschied der
beiden Sterne. Die Bestimmung dieser Constanten auf empirischem Wege muss
sehr sorgfáltig ausgeführt werden, da deren Fehler das Resultat um so stürker
beeinflusst, je grosser der gemessene Helligkeitsunterschied der beiden Sterne
ist. Die ganze Vorrichtung hat den Vortheil, dass sie sich an jedem Fernrohre
leicht anbringen und handhaben lässt, hat aber dagegen auch verschiedene
Nachtheile. Die Empfindlichkeit des Auges ist bei den allerschwächsten Licht-
eindrücken (und um das Uebergehen derselben in absolute Dunkelheit handelt
VALENTINER, Astronomie, I, 21