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Astrophotometrie. 331
hohem Barometerstand und trockener Luft die Absorption der Lichtstrahlen in
der Atmosphäre geringer ist, als bei niedrigem Barometerstand und grosser
Feuchtigkeit.
Es sind oben die aus den Potsdamer Beobachtungen nach der LAPLACE’schen
und MaurEr’schen Formel hergeleiteten Werte für den Transmissionscoéfficienten 4
gegeben, d. h. man kann aus den verschiedenen Theorien ohne Weiteres be-
rechnen, wie viel von der Lichtmenge 1 ausserhalb der Atmosphäre bei senk-
rechter Incidenz auf die Erdoberfláche gelangt. Die verschiedenen Mittelwerthe,
welche die einzelnen Beobachter aus ihren Messungen abgeleitet haben, sind
die folgenden
BOUGUER . . . . ... . . 0812 | PurrCHARD (n Oxford) ... . 0791
SEIDEL (in Miinchen) . . . . 0794 | WoLrr (in Bonn) . . . . . 0806
STAMPFER (in Wien) . . . . 0:824 | MULLER (in Potsdam . . . . 0825
LANGLEY (auf dem Aetna) . . 0:89 » (auf dem Sántis) . . 0879
PmITCHARD (in Cairo) .. . . 0'848
Aus der guten Uebereinstimmung dieser Zahlen darf man jedoch nicht ohne
weiteres schliessen, dass der betreffende Werth so genau bekannt sei, wie es
danach den Anschein hat, denn es ist immer zu berücksichtigen, dass die Gróssen
unter Zugrundelegung gewisser Hypothesen über die Constitution der Atmosphäre
ermittelt sind. Schon vor 50 Jahren hat FORBES nachzuweisen gesucht, dass
die Absorption des Lichtes in der Atmosphäre eine viel grössere als etwa 17%
(wie im Mittel aus den obigen Zahlen folgen würde), ist. Das Gleiche hat
CrovA 1876 behauptet, während in neuester Zeit (1884) LANGLEY an der Hand
theoretischer und praktischer Untersuchungen zu einer ganz ähnlichen Ansicht
gekommen ist. Es lässt sich nun durchaus nicht leugnen, dass die Ein-
wände, die LANGLEY gegen die Extinctionstheorien erhebt, vielfach berechtigt
sind, doch dürfen andererseits seine Beobachtungen nicht als ganz beweiskräftig
angesehen werden, da sich dieselben ebenso wie die wenigen von FORBES nicht
auf Licht, sondern auf Würmestrahlen der Sonne beziehen, und es doch noch
zweifelhaft ist, ob die für diese gefundenen Verhältnisse ohne weiteres auch für
jene gelten. Nach LANGLEY’s Ansicht würde die Absorption des Lichtes in der
Atmospháre bei senkrechter Incidenz etwa 30—40% betragen.
Aus den Beobachtungen von MÜLLER folgt ziemlich sicher, dass am Meeres-
niveau die Absorption des Lichtes 17%, also 0:20 Grössenklassen beträgt, ‚während
auf dem Säntis dieselbe nur noch 122, also 0:14 Grössenklassen ausmacht, d. h.
eine Luftschicht von 2500 % Höhe schwächt das Sternlicht um 0:06 Grössen-
klassen.
Bei einer Besprechung der
Helligkeitsverháltnisse der Kórper im Sonnensystem
muss naturgemüss mit dem Centralkórper desselben, der allen übrigen erst Licht
zusendet, der Anfang gemacht werden.
Die Sonne stellt sich dem Auge als glänzende Scheibe dar, deren Helligkeit
jedoch, wie man bei sorgfáltiger Prüfung sieht, keine gleichmissige ist, sondern von
der Mitte nach den Rándern zu abnimmt. Die erste Zahlenangabe darüber ist von
BoucuER gemacht; wenn man den Sonnenradius sich in 100 Thle. zerlegt denkt
und die Helligkeit der Sonne im Mittelpunkt gleich der Einheit setzt, so fand
BoucuEm, dass die Helligkeit der Scheibe im Radius 75 nur noch 0:729 betrage.
Auch SEccui machte in dieser Beziehung einige wenig genaue Messungen,