Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

   
  
  
Astrophotometrie. 343 
Es ist bereits oben erwähnt, dass man seit Alters her für die Eintheilung der 
Helligkeiten der Fixsterne, 
soweit diese mit blossem Auge sichtbar sind, sechs Grôssenklassen aufgestellt 
und diese Klassifizirung in der Neuzeit auch auf die teleskopischen Sterne aus- 
gedehnt hat. Früher schenkte man jedoch den Helligkeiten der Sterne weit 
weniger Beachtung als jetzt, und so wurden dieselben nicht besonders aufgeführt, 
sondern nur gelegentlich der Katalogisirung der Fixsternórter mit angegeben. 
Der älteste auf uns gekommene derartige Sternkatalog ist der von PTOLEMAUS 
im 7. Buche seines »Alınagest« veröffentlichte. Derselbe umfasst die Oerter von 
1028 Sternen für das Jahr 138 n. Chr. und unterscheidet in Bezug auf deren 
Helligkeit 6 Gróssenklassen; Sterne, die nicht genau in eine solche passen, 
werden entweder als heller (ps(&ov) oder als schwächer (éAdoswy) als eine be- 
stimmte Grösse bezeichnet. Der Perser ABD-AL-RAHMAN AL-Sürr überarbeitete den 
ProLEMArschen Katalog, indem er die Oerter in demselben auf seine Epoche 
(964 n. Chr.) reducirte, einige neue hinzufügte und durch eigene Beobachtungen 
ale angeführten Helligkeiten revidirte. ^ Auch er nimmt 6 Gróssenklassen an 
und unterscheidet durch Beschreibung gelegentlich bis zu drei Zwischenstufen. 
Die späteren Kataloge nehmen auf die Lichtstärken der Sterne keine besondere 
Rücksicht. Erst WILHELM HERSCHEL fing systematische Helligkeitsschätzungen 
an und legte die gewonnenen Resultate in sechs Verzeichnissen nieder, von 
denen vier in den Philosophical Transactions der Jahre 1796—1799 veröftentlicht 
sind, während die beiden übrigen nur im Manuskript vorliegen. Sein Sohn 
setzte am Kap der guten Hoffnung diese Beobachtungen an Sternen des süd- 
lichen Himmels fort. Helligkeitsschätzungen nach ganzen und halben Grössen- 
lassen und Beschreibungen der zwischenliegenden Werthe nahm WILHELM 
STRUVE gelegentlich seiner Doppelsternmessungen vor, deren Resultate er 
unter dem Titel »Mensurae micrometricae« 1837 publicirte; in dem von der 
Dunechter Sternwarte herausgegebenen Doppelsternkatalog sind die STRUVE'schen 
Helligkeitsangaben in ganze Gróssenklassen und Zehntel derselben umgerechnet 
ARGELANDER veröffentlichte 1843 unter dem Namen »Uranometria nova« eine 
Karte des in nördlichen Breiten sichtbaren Theiles des Himmelsgewólbes, die 
3256 Objecte umíasst, deren Helligkeit mit blossem Auge nach 6 Gróssenklassen 
eingeschätzt sind. In ganz analoger Weise verfuhr Hels bei seinem »Atlas 
coelestis novus« (1872), der im Wesentlichen eine Wiederholung der ARGELANDER- 
schen Arbeit ist, nur sah Hers etwas mehr Sterne mit blossem Auge, sodass 
seine Karten 5354 Objecte umfassen. Was diese beiden Arbeiten für die 
nördliche, das leistet der 1874 erschienene »Atlas des südlichen gestirnten 
Himmels« von BEHRMANN für die südliche Hemispháre. Weit umíassender als 
die bisher aufgeführten Kataloge ist die sogen. »Bonner Durchmusterung des 
nórdlichen Himmels«, welche die Helligkeiten und Oerter von 324189 Sternen 
bis zur 10. Grósse aufführt, die hauptsáchlich von ARGELANDER und SCHÓNFELD 
beobachtet wurden. Gleichsam eine Vereinigung der oben erwähnten Arbeiten 
von ARGELANDER, Hxis und BEHRMANN bildet die von HoUzEAU im Jahre 1378 
erschienene »Uranométrie générale«, welche alle am ganzen Himmel mit blossem 
Auge sichtbaren Sterne enthált, deren Lichtstárken vom Beobachter nach einer 
halbgradigen Scala eingeschätzt wurden. Nur die auf der südlichen Hemisphäre 
mit blossem Auge sichtbaren Sterne enthàlt die von GOULD 1879 veröffentlichte 
»Uranometria Argentina«. Bei der grossen Klarheit des südlichen Himmels war 
es ihm móglich, noch Sterne siebenter Grósse mit blossem Auge wahrzunehmen, 
sodass er im Ganzen 6694 Objective in seine Karten eintragen konnte. 
     
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
	        
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