Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

    
    
    
368 Astrospectroskopie. 
diese auch die Wellenlängen dieser letzteren ermitteln kann. Man könnte solche 
Messungen allerdings nur auf kleinere Strecken des Spectrums ausdehnen, denn 
man müsste beim Uebergang auf entferntere Theile desselben neu focusiren, 
immerhin rechtfertigt diese geringe Schwierigkeit nicht die auffallende Erscheinung, 
dass dieser Vortheil des Objectivprismas nie ausgiebiger benutzt ist, wenn man 
von der etwas rohen SECcHurschen Methode, bei ruhendem Fernrohr die Durch- 
günge der Spectralinien durch einen festen Faden zu beobachten, absieht. 
Freilich muss bei solchen Messungen das fadenfórmige Spectrum durch Ein- 
schieben einer Cylinderlinse verbreitert werden. "Theoretisch ist es gleichgültig, 
an welcher Stelle man dieselbe in den Gang der Lichtstrahlen einschaltet, doch 
die Einschiebung derselben zwischen Objectiv und Brennpunkt ist deshalb nicht 
rathsam, weil durch etwaige Schleiffehler der Linse sowie die Aberration der 
Lichtstrahlen, die nicht durch die Mitte derselben gehen, das Brennpunktbild 
verschlechtert wird, and diese Verschlechterung wird durch das Ocular mit ver- 
gróssert. Diesen Uebelstand vermeidet man, wenn man die Cylinderlinse zwischen 
Ocular und Auge anbringt und erzielt dabei den weiteren Vortheil, dass man 
sehr leicht die passendste Linse ausprobiren kann. Denn da die Lichtstärke 
eines Spectrums zu seiner Verbreiterung im umgekehrten Verháltniss steht, so 
soll man diese letztere nur so stark wählen, dass man die Linien im Spectrum 
eben mit Sicherheit erkennen kann. Stellt man die Cylinderlinse vor dem Ocu- 
lar so, dass ihre Hauptaxe zum Spectrum parallel verläuft, so braucht man das 
Ocular, vorausgesetzt, dass die Linse genau cylindrisch ist, nicht neu einzustellen, 
wenn dasselbe vorher genau focusirt war. Dass das letztere der Fall ist, erkennt 
man daran, dass der zu beobachtende Theil des Spectrums am schmalsten er- 
scheint. Schliesslich sei noch erwühnt, dass bei solchen Messungen an Spectren 
das Objectivprisma im Minimum der Ablenkung sich befinden soll; ja wenn 
dasselbe eine erhebliche Zerstreuung erzeugt, ist es angezeigt, beim Ausmessen 
der einzelnen 'Theile des Spectrums das Prisma für jeden derselben in das 
Minimum der Ablenkung zu bringen, wozu natürlich besondere constructive Vor- 
kehrungen nótbig sind. 
Was die praktische Anwendung solcher Objectivprismen betrifft, so ist schon 
erwühnt, dass FRAUNHOFER seine Beobachtungen mit solchen anstelite und zwar 
Anfangs mit einem von 3 cz! Oeffnung und 60? brechendem Winkel, und später mit 
einem, bei welchem die entsprechenden Maasse 12 cz! und 37^40' betrugen. Durch 
SECCHIs zahlreiche Spectralbeobachtungen ist ein viel von ihm benutztes MERZ- 
sches Objectivprisma zu einer gewissen Berühmtheit gelangt. Dasselbe war bei 
einem brechenden Winkel von 12° und einer freien Oeffnung von 16 cm ur- 
sprünglich für ein Objectiv von gleichem Durchmesser bestimmt und gab mit 
diesem schöne, helle Spectren, später benutzte es SEccHI in der Fassung, die die 
nachstehende Figur zeigt, vor einem Objectiv von 94 cz Oeffnung, klagt dabei 
jedoch über starken Lichtverlust. 
Die Messingkappe 4 (Fig. 111) wird auf die Objectivfassung gesetzt und trágt an 
vier Rippen 7 einen starken Ring A'. Das eigentliche Prisma Z' ist in einen starken 
Ring J£ gefasst, und dieser ruht mit den Zapfen a' und d' auf Æ' auf und kann 
um diese beiben Zapfen durch die Vorrichtung bei a etwas gedreht werden, um 
das Prisma in die Minimumstellung bringen zu kónnen. Neben dem grossen 
Prisma befindet sich ein dieselbe Ablenkung besitzendes achromatisches Prisma 
7, durch welches im Focus des Objectivs neben dem Spectrum ein richtiges 
Bild des Sternes hervorgerufen wird. Ausserdem ist bei c eine kreisrunde 
Oeffnung angebracht, welche einen direkten Ausblick auf den Himmel gestattet. 
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