Astrospectroskopie, 377
der äussersten Genauigkeit handelt, nicht mehr ausreichend, denn bei den bisher
erörterten Verfahren passieren die vom Himmel und von der Erde kommenden
Lichtstrahlen verschiedene Theile der Objective von Collimator und Beobachtungs-
röhr, sowie des lichtzerstreuenden Theiles des Apparates, weil die beiden
Strahlengattungen nebeneinander auf den Spalt fallen. Besonders stark werden
die dadurch auftretenden Ungenauigkeiten dann werden können, wenn das Ver-
hältniss von freier Oeffnung zur Brennweite beim Collimatorobjectiv grösser ist,
als beim Objectiv des Hauptfernrohres, denn dann werden die vom Himmel
kommenden Strahlen — wie schon früher gezeigt — nur die mittleren Partien
der Collimatorlinse sowie der übrigen optischen Theile des Apparates treffen,
während die der irdischen Lichtquelle hauptsächlich die Randtheile durchsetzen
werden. Das ist der schon oben angedeutete Grund, weshalb man das erwähnte
Verhältniss beim Collimator nicht grösser machen soll als beim Hauptfernrohr.
Bei den genauesten Spectralbeobachtungen wird es immer wünschenswerth sein,
beide Spectren aufeinander zu projiciren, was man dadurch erreicht, dass man
eine GEISSLER’sche Röhre in grösserer Entfernung vom Spalt symmetrisch in den
Lichtkegel des Hauptfernrohres so einschaltet, dass ihre Längsrichtung senkrecht
zu der des Spaltes steht. Dass andere Anordnungen, die dasselbe erreichen,
möglich sind, ist selbstverständlich, doch sei hier nur diese eine verhältniss-
mässig einfache und bequeme Construction erwähnt.
Sobald man nun aber die Linien in irgend einem Spectrum ihrer gegen-
seitigen Lage und schliesslich ihrer Wellenlänge nach bestimmen will, muss man
am zusammengesetzten Spectroskop Messungsapparate anbringen und bezeichnet
die damit versehenen Instrumente dann als
Spectrometer.
Die Einrichtungen derselben zeigen eine ausserordentlich grosse Mannig-
faltigkeit, doch lassen sie sich in folgende vier Hauptgruppen sondern. Man
verwendet zur Wellenlängenbestimmung entweder Scalen oder Schraubenmikro-
meter oder misst die Winkel, um welche man das Beobachtungsrohr drehen
muss; dazu kommen noch als vierte Klasse die Vorkehrungen zur Messung der
Verschiebung von Spectrallinien in Folge der Bewegung der Lichtquelle im
Visionsradius.
Die einfachste, aber auch ungenaueste Messung erhált man durch die
Scala. Diese besteht meist in einer geschwárzten Glasscheibe, in welche die
Theilstriche eingeritzt sind, sodass sie, wenn man die Scheibe von der Rückseite
beleuchtet, hell auf dunklem Grunde erscheinen. Um das Bild dieser Scala im
Focus des Beobachtungsrohres entstehen zu lassen, bringt man dieselbe in den
Focus eines kleinen Fernrohres, das Scalenrohr genannt, welches man an dem
Spectrometer so befestigt, dass die von der Scala kommenden und aus dem
Objectiv des Scalenrohres parallel austretenden Lichtstrahlen an der dem Beob-
achtungsrohr zugewandten Prismenfliche in das letztere hinein reflektirt werden.
Das Scalenrohr wird so justirt, dass die Scala entweder über oder unter dem
Spectrum im Gesichtsfelde erscheint und zwar derartig, dass die Theilstriche
den Spectrallinien parallel sind. Man kann solche Scalen übrigens auch an
Ocularspectroskopen anbringen, wobei es dann überflüssig ist, die von der Scala
ausgehenden Strahlen vor dem Auffallen auf die Prismenfliche parallel zu
machen; das Scalenrohr wird einfach so weit ausgezogen, dass der Beobachter
die Scala deutlich sieht.