378 Astrospectroskopie.
In ganz anderer Weise bringt Roop in England die Scala an. Derselbe
setzt in den Focus des Beobachtungsrohres eine fast die Hälfte des Gesichts-
feldes einnehmende, blank polirte Silberplatte ein, deren scharf geschliffene
Kante der Längsrichtung der Spectren parallel gestellt wird. Diese Platte wird
geschwärzt und darauf die Theilung längs der scharfen Kante eingerissen, so
dass, wenn man dieselbe entweder durch eine seitliche Oeffnung im Ocular
direkt beleuchtet oder das Licht von der Seite her durch eine unter 45° vor
das Ocular gesetzte planparallele Glasplatte darauf wirft, das durchscheinende
Silber die Theilstriche weiss auf schwarzem Grunde erscheinen lässt. HOFF-
MANN in Paris setzt bei seinen Instrumenten gelegentlich eine planparallele
Glasplatte in die Focalebene des Beobachtungsrohres, auf welcher eine ge-
schwärzte Theilung eingetragen ist, doch lässt sich diese Einrichtung mit Vortheil
nur bei ziemlich hellen Spectren verwenden.
Will man dieselbe auch für schwache Spectren verwenden, so muss man
die Theilung nach H. C. Vocer's Vorschlag aus Leuchtfarbe herstellen und vor
Beginn der Beobachtung intensiv beleuchten. Da die Leuchtfarbe undurchsichtig
ist, so erscheint die Theilung auf hellen Spectren dunkel, auf schwachen dagegen
leuchtend.
Bei allen Scalen ist es von Vortheil, wenn man dieselben in der Längs-
ausdehnung messbar verschieben kann. Hat man námlich die Lagen einer Reihe
von Spectrallinien an der Scala abgelesen, so verlegt man deren Nullpunkt und
wiederholt die Ablesungen. Verstellt man die Scala nicht, so geschieht es leicht,
dass man durch die erste Messungsreihe prüoccupirt ist und bei einer Wieder-
holung wieder genau die gleichen Einschätzungen macht.
Das Schraubenmikrometer, wie es an jedem besseren Fernrohr zu
Positionsbestimmungen gebraucht wird, haben wir schon bei Besprechung des
Objectivprismas als Apparat zur Ausmessung von Spectren erwähnt. Dasselbe
wird bei den zusammengesetzten Spectroskopen am Ocular des Beobachtungs-
rohres in der bekannten Form angebracht und bedarf hier keiner besonderen
Erläuterung, denn das einzige, was es von den gewöhnlichen sogenannten Faden-
mikrometern unterscheidet, ist die Art der im Gesichtsfeld angebrachten Ein-
stellungsmarke. Als solche kann námlich der einfache Spinnfaden der gewóhn-
lichen Mikrometer bei den Spectralmessungen deshalb nicht dienen, weil er die
feinen Spectrallinien verdeckt und damit die Einstellung sehr unsicher macht.
Besser ist schon ein Doppelfaden, zwischen den man die Linie bringt, aber auch
diesem vorzuziehen ist die Verwendung zweier unter 60° gekreuzter Fäden
(Andreaskreuz), die man so auf die Spectrallinie stellt, dass dieselbe durch den
Kreuzungspunkt geht und den Winkel von 60° halbirt. Bei hellen Spectren
erkennt man die Fäden deutlich auf dem hellen Untergrunde, den das continuir-
liche Spectrum gewährt. Bei schwächeren Spectren kann man die Fäden
künstlich erleuchten; aber bei ganz schwachen Objecten würde das zu sehr
blenden, man muss daher dann zu Marken greifen, die auch im Dunkeln noch
erkennbar sind. Dazu verwendet MErz eine feine Stahlspitze, welche man so
einstellt, dass die schwachen Spectrallinien als Verlängerung derselben erscheinen.
Statt einer Spitze hat H. C. VoGEL zwei diametral gegenüberstehende, an ihrer
Basis breite, im Uebrigen scharfkantige und nach dem Ocular zu ebene Spitzen
verwendet, wie sie Fig. 119 I zeigt; diese sind auch neben ganz schwachen
Spectren noch erkennbar und man stellt die Linien in die Verbindungslinie der
beiden Spitzen, was sich genauer bewerkstelligen lässt, als die Einstellung auf
nur eine Spitze. VoczL hat auch diese Spitzen aus Glas herstellen lassen und