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Astrospectroskopie.
Das Nordlicht
ist ebenso wie das gleich zu besprechende Zodiakallicht seiner Natur nach noch
keineswegs aufgeklärt, doch dürften vielleicht beide Erscheinungen in der Atmo-
sphäre der Erde ihren Sitz haben. Das Spectrum des ersteren besteht aus einigen
hellen Linien, Streifen und Banden, die je nach der untersuchten Stelle in einem
Nordlicht verschieden an Zahl und Intensität sind. Die letztere ist überhaupt
gering mit Ausnahme der hellen sogen. »Nordlichtlinie« im Grün, deren Wellen-
linge sich im Mittel aus den verschiedensten Bestimmungen zu 5571 ww ergiebt.
Für die rothen Partien der Nordlichter scheint eine Linie im Roth (699:8 pe)
charakteristisch zu sein, die sich bei Einstellung anderer Partien nicht zeigt
und mit deren Auftreten ein Verblassen der Nordlichtlinie verbunden ist.
Móglicher Weise gehórt diese rothe Linie dem Stickstoffspectrum an, wenigstens
fällt sie mit dem hellsten Theile der ersten Liniengruppe dieses Elementes zu-
sammen. Auch die Nordlichtlinie ist sehr schwach im Spectrum des Stickstoffs
zu erkennen, während VoGEL auch noch die Identität anderer Linien aus dem
Nordlichtspectrum mit solchen von atmosphärischen Gasen sehr wahrscheinlich
gemacht hat. Danach sieht er das letztere lediglich als eine Umbildung des
Luftspectrums an, eine Anschauung, die durch Versuche von ANGsTRÓM und
HASSELBERG gestützt wird, welche durch elektrische Entladungen in verdünnter
Luft bei möglichst niedriger Temperatur eine Anzahl der Linien des Nordlicht-
spectrums künstlich erzeugen konnten, wobei jedoch niemals die eigentliche
Nordlichtlinie beobachtet wurde. Danach dürfte ein Spectrum mit nur dieser
hellen Linie aufgelagert einem modificirten Luftspectrum als Erklärung für das
Nordlichtspectrum anzusehen sein. Welcher Ursache jenes nur aus der hellen
Nordlichtlinie bestehende Spectrum seine Entstehung verdankt, wissen wir nicht,
doch sei hier noch die auffällige Erscheinung erwähnt, dass sich die Nordlicht-
linie am ganzen Himmel spectroskopisch nachweisen lässt, wenn auch nur ein
schwaches Nordlicht an einem Theil desselben sichtbar ist. Dieser letztere
Umstand mag vielleicht zur Aufklärung des Widerspruchs dienen, dass manche
Beobachter, wie RESPIGHI, VOGEL und WRIGHT im
Spectrum des Zodiakallichtes
die grüne Nordlichtlinie gesehen haben, während andere wie PIAZZI-SMYTH,
TACCHINI, CACCIATORE und RiccA sie nicht wahrnehmen konnten. Darin stimmen
die verschiedenen Beobachter aber überein, dass dieses Spectrum in der Haupt-
sache ein continuirliches ist, das sich etwa von Linie D bis & erstreckt und
nach den Enden zu an Helligkeit erheblich abnimmt. Unter sehr günstigen
Umständen hat WRIGHT eine verhältnissmässig geringe Spaltóffnung anwenden
können und dann den Absorptionsstreifen à in der Nähe von D gesehen, sodass
wohl der Schluss nicht unberechtigt ist, dass durch den wegen der geringen In-
tensität des Zodiakallichtes nothwendigen weiten Spalt die FRAUNHOFER'schen
Linien nicht mehr mit geniigender Schirfe hervortreten, dass aber sonst das
Spectrum des Zodiakallichtes nichts weiter als ein reflektirtes Sonnenspectrum ist.
Als ein solches stellen sich auch naturgemiss die Spectren des Mondes und der
Planeten dar, höchstens können die Atmosphären der letzteren weitere Absorptions-
erscheinungen hervorrufen, denn selbst in dem Falle, dass noch einer der Planeten
sich in glühendem Zustande befinden sollte, so würde doch dadurch nur ein
stärkeres Aufleuchten des continuirlichen Spectrums, nie aber ein solches von
hellen Linien hervorgerufen werden.