Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
     
418 Astrospectroskopie. 
aufgeführt, um zu zeigen, einmal, dass zwischen einer direkten und einer photo- 
graphischen Beobachtung von Sternspectren gelegentlich grosse Unterschiede 
auftreten können; und zweitens, dass zwei photographische Aufnahmen des 
gleichen Spectrums ein erheblich anderes Aussehen desselben zu zeigen ver- 
mögen, wenn nur die Expositionszeiten beträchtlich verschieden waren. Daraus 
folgt aber, dass zur genauen und sicheren Prüfung von photographisch fixirten 
Spectren nicht nur peinliche Sorgfalt, sondern auch grosse Erfahrung gehört, 
wenn die Resultate zuverlässig sein sollen, eine Behauptung, welche schon früher 
bei der Besprechung der Spectrographen aufgestellt wurde, für die aber erst die 
obige Tabelle den Beweis liefert. 
Was nun die Frage nach der Hiufigkeit des Vorkommens der einzelnen 
Spectralarten anbetrifft, so kónnen darüber die spectroskopischen Kataloge 
wenigstens einigermaassen Auskunft geben. Es kommen dabei im Wesentlichen 
die folgenden in Betracht: 
1) Der Potsdamer Katalog, derselbe enthàlt die Spectren aller Sterne 
bis einschliesslich 7:5. Grósse in der Zone von — 1° bis + 20° Deklination 
nach den Beobachtungen von H. C. VoGEL und G. MÜLLER. 
2) Der O-Gyallaer Katalog, welcher eine genaue Fortsetzung der Pots- 
damer Durchmusterung in der Zone von 0? bis — 15? Deklination ist nach den 
Beobachtungen von v. KoNkoLv und v. KÓvESLIGETHY. 
3) Der Draper Katalog, welcher auf der Sternwarte des Harvard College 
zu Cambridge in Nordamerika nach photographischen Aufnahmen von E. C. 
PICKERING zusammengestellt ist und die Spectren der Sterne bis etwa 8. Grósse 
zwischen dem Nordpol und — 25? Deklination umfasst. Von den 4051 Spectren 
des Potsdamer Katalogs sind bei der folgenden Auszáhlung als nicht mit Sicher- 
heit bestimmbar oder als continuirlich 349 weggelassen und entsprechend von 
den 2022 Sternen der O-Gyallaer Zusammenstellung 73 aus den gleichen Gründen. 
Dann giebt die folgende Tabelle an, wieviel von den beobachteten Sternspectren 
der einen oder anderen Spectralklasse angehóren. 
  
  
  
  
Spectralklassen | Potsdam | O-Gyalla | Summe | In Procenten 
Ia 25 0 we: o sus bf nnn 
Ib 10 4 14 0:2 
HE 1240 865 2105 313 
IIIa 288 87 375 6:6 
IIIb 9 3 12 0:2 
| | 
Die in der Columne »Summe« aufgeführten Zahlen werden allerdings von 
der Wahrheit insofern etwas abweichen, als ja jeder der beiden Kataloge, aus 
denen sie abgeleitet sind, die in der Zone von 0? bis —1? Deklination liegenden 
Sterne enthält, diese also doppelt gezählt sind, doch dürfte dieser Umstand keinen 
so erheblichen Einfluss haben, dass dadurch die in der letzten Spalte stehenden 
Werthe, welche die in den einzelnen Spectralklassen enthaltenen Sterne in 
Procenten der Gesammtsumme angeben, merklich beeinflusst wären. Das Mate- 
rial, das der »Draper Katalog« bietet, ist insofern weniger homogen, als es auf 
einer photographischen Durchmusterung beruht, d. h. alle die Sternspectren ent- 
hält, die bei einer bestimmten Expositionsdauer auf den Platten deutlich erkenn- 
bar waren. Nun bedürfen aber die Sternspectren, um in gleicher Deutlichkeit 
auf der photographischen Platte zu erscheinen, verschieden langer Expositions- 
zeiten, je nachdem die brechbaren Theile im Spectrum mehr oder minder stark 
absorbirt sind. So brauchen die Spectren der ersten VoGEL'schen Klasse die 
  
  
 
	        
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