Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
  
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
  
  
   
  
   
   
    
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
     
Azimuthbestimmung. 447 
weichung der im Norden liegenden Marke vom Meridian nach Ost, der im 
Süden liegenden nach West bezeichnet. Liegt das Object nahe im Horizont und 
ist die Neigung klein, so vereinfacht sich obiger Ausdruck noch in 
a= — k++ (me -- mo). 
Hat man die Azimuthbestimmungen in den Theilen des Jahres vorzunehmen, 
in denen die Culmination des Polarsternes auf die spüten Vormittags- und frühen 
Nachmittagsstunden, also nicht auf die Zeiten der ruhigen Bilder (früh Morgens 
und spit Nachmittags) füllt, oder muss man das irdische Object in grósseren 
Abständen vom Meridian beobachten, so wird das Rechnungsverfahren etwas 
anders. Man thut aber dann gut, wenn man anstatt der einen Marke zwei auf 
entgegengesetzten Seiten und gleich weit vom Meridian annimmt, die dann zur 
Zeit der ruhigen Bilder eingestellt werden kónnen, und auf diametral gegeniiber- 
liegende Stellen der Bahn des Polarsternes fallen, wodurch. die verschiedene 
Bewegungsrichtung ihres schädlichen Einflusses entzogen wird, Man verbessert 
dann die beobachteten Durchgangszeiten des Polarsternes wegen des Uhrfehlers 
(der nach der Methode der Zeitbestimmung im Vertical des Polarsternes zu be- 
rechnen ist) und bildet durch Subtraction der scheinbaren Rectascension die 
entsprechenden Stundenwinkel. Ist dann wieder 4 das Azimuth des Sternes und 
behält man im Uebrigen die früheren Bezeichnungen bei, so wird das Azimuth 
wieder nach der Formel 
tang p sin sec o 
og a == — —— 
ci 1 — Zang p fang e cos d 
  
  
berechnet. Hat man übrigens die Durchgangsbeobachtungen am beweglichen 
Faden rasch aufeinander folgen lassen, so kann man aus drei Durchgángen für 
die Zeiten und die Schraubenablesungen die arithmetischen Mittel nehmen und 
für diese Mittelzeit das Azimuth a berechnen. 
Bezeichnet man nun die Entfernung des Fadens, an dem der Polarstern 
beobachtet worden ist, vom Mittelfaden in Bogensecunden ausgedriickt mit ¢, die 
des irdischen Objectes vom Mittelfaden dagegen mit Æ, und mit z und Z die 
Zenithdistanzen des Polarsternes und des Objectes, mit die Neigung der 
Horizontalaxe, so wird dann das Azimuth 4 des Objectes 
A = a + ecosecz + E cosec Z — i(cotang z — cotang Z), 
cos © 
sin a 
Zeichen anbetrifft, so sind sie in obiger Formel so zu verstehen, dass e positiv 
ist, wenn der Polarstern im geraden Fernrohr rechts vom Mittelfaden, im ge- 
brochenen aber links vom Mittelfaden ist, Æ dagegen positiv, wenn es im geraden 
Fernrohr links, im gebrochenen rechts erscheint. Die Neigung 7 ist wie immer 
auf das Westende bezogen und für Zapfenungleichheit verbessert angenommen. Der 
Collimationsfehler müsste streng genommen noch bei der Berechnung in Betracht 
gezogen werden, er wird aber eliminirt, wenn man je eine Bestimmung bei Kreis- 
lage (resp. Ocular) Ost und West anstellt. 
wozu noch für die tügliche Aberration hinzukommt -- 0'^39 ——-. Was die 
Es ist schliesslich nicht uninteressant, durch kleine Tabellen den Verlauf 
der Werthe der Differentialausdrücke speciell für den Polarstern zu überblicken, 
da daraus die Nothwendigkeit einer bestimmten Anordnung der Beobachtungen 
zur Elimination verschiedener Fehlerquellen am besten einleuchtet. "Verwenden 
wir dazu nur.die beiden ersten Glieder der Reihe, so ist:
	        
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