Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
   
HIPPARCH, POSIDONIUS; PLINIUS; JULIANI’scher Kalender. 31 
PriNIUS spricht von Apsiden der Planeten, unterscheidet aber dabei »Apsiden 
der Kreise« und die »von ihren Centren aus genommenen Apsiden«. Die ersteren 
sind für Saturn im Scorpion, für den Jupiter in der Jungfrau, für den Mars im 
Löwen, für die Sonne in den Zwillingen, für die Venus im Schützen, für den 
Mercur im Steinbock, und zwar in der Mitte des Zeichens; die Letzteren fallen 
nach Pımivs für den Saturn in 20° Waage, für Jupiter in 15° Krebs, für den 
Mars in 28° Steinbock, für die Sonne in 29° Widder, für die Venus in 17° 
Fische, für den Mercur in 15° Jungfrau, für den, Mond in 4° Stier. Auch über 
die Bewegungen in Breite finden sich schon bei Pımivs Mittheilungen; Venus 
überschreitet den Thierkreis um 2°, und da der Thierkreis zu 12° (6° nördlich, 
6° südlich) angenommen wurde, so beträgt die grösste nördliche oder südliche 
Breite 8°; ebenso nach Pımivs für den Mond 6°, für den Mercur nördlich 5°, 
südlich 3?; für Mars 2°, für Jupiter 3°, für Saturn 1°. 
Was er unter den beiden Gattungen der Apsiden versteht, ist aus seiner 
Darstellung nicht recht klar, jedenfalls hat er diese Kenntniss von anderen Vor- 
gángern, deren Namen er jedoch nicht nennt). 
Ueberhaupt findet man bei den Rómern nur sehr geringe astronomische 
Kenntnisse. Erst unter CicERO (106—44 v. Chr.) scheint die Beschäftigung mit 
den Wissenschaften begonnen zu haben. CicERO selbst beschrünkt sich jedoch 
auf die Mittheilung der Jahreslánge, der Umlaufszeiten der Planeten (genáühert) 
u. S. w. Eine Beschreibung des gestirnten Himmels (Aufzáhlung der Sternbilder) 
findet sich in dem Astronomicon des Mawirius (um 3o v. Chr.) 
Die Länge des Jahres war bis dahin, trotzdem über dieselbe schon aus viel 
früheren Zeiten ganz richtige Bestimmungen vorlagen, bei den Römern ganz unbe- 
kannt, auch beschäftigte sich Niemand mit einer genauen Bestimmung desselben. 
Daher kam es, dass im römischen Kalender die grösste Unordnung herrschte. 
Als JuLIUS CAESAR mit der Würde des Ponfifex maximus und bald darauf mit der 
Dictatur betraut war (um 50 v. Chr.), fiel der astronomische Frühlingsanfang (die 
'Tag- und Nachtgleichej auf ein Datum, welches etwa unserem r5. Juni entspricht. 
Um dieser Unordnung ein Ende zu machen, berief CAESAR den alexandrinischen Astro- 
nomen SOSIGENES, welcher, gestützt auf die Annahme der Jahreslánge zu 365; Tagen, 
den Kalender derart reformirte, dass das Kalenderjahr in Zukunft 365 Tage 
haben und jedes vierte Jahr ein Schaltjahr mit 366 Tagen sein sollte. Als 
Schalttag sollte der Tag vor dem 24. Februar (dem dies sextus ante Calendas 
Martias) gelten. Er wurde als dies bissextus bezeichnet, wodurch sich die Be- 
zeichnung annus bissextilis fiir das Schaltjahr erklärt (s. Chronologie). Um aber 
auch den Kalender sofort in Ordnung zu bringen, decretirte CAESAR, dass das 
Jahr 708 der Stadt Rom um 80 Tage verlängert werde, so dass es 445 Tage 
hatte. Dieses Jahr bezeichnet man auch als annus confusionis. Doch wurde 
irrthümlicher Weise jetzt jedes dritte Jahr statt jedes vierten Jahres als Schalt- 
jahr angenommen, welcher Fehler erst nach 36 Jahren entdeckt wurde, worauf 
wieder 12 Jahre hindurch gar nicht eingeschaltet wurde. Erst vom Jahre 757 
der Stadt Rom (um Christi Geburt) begann die regelmässige Schaltung gemäss 
der Julianischen Kalenderreform. 
!) Eine kürzlich auf Rhodos gefundene Inschrift, deren Entstehungszeit aus archäologischen 
Gründen etwa 100 v. Chr. gesetzt werden kann, enthält für die Planeten vier verschiedene 
mittlere Bewegungen. S. hierüber Dr. F. Freih. HiLLER V. GAERTRINGEN: Inscriptiones Grae- 
cae insularum maris Aegaei I, No. 913, und Dr. N. HERZ: Eine astronomische Inschrift aus 
Rhodos, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. W. in Wien, Bd. 103. 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
   
  
  
   
   
	        
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