Allgemeine Einleitung in die Astronomie.
Mit diesem Werthe von OP: OZ ergiebt sich die grösste Abweichung des
wahren Ortes vom mittleren, die grósste Prosthaphárese — 5? und die Beob-
achtungen der Finsternisse werden ziemlich gut dargestellt. Allein schon HrPPARCH
fand, dass Messungen von Distanzen ausserhalb der Syzygien mit der Berechnung
nach diesen Elementen nicht stimmten, und PToLEMÁUS fand auch das Gesetz
der Abweichungen. Er fand die gróssten Abweichungen in den Quadraturen,
wenn ausserdem der Mond im mittleren Theile seiner Bewegung im Epicykel ist
(Anomalie 90° oder 270°), während in jenen Quadraturen, wo der Mond im
Apogüum oder Perigáum des Epicykels ist, sich keine Abweichung ergab. In der
That hat man für den Unterschied zwischen wahrer und mittlerer Länge des
Mondes den Ausdruck !)
D — 6:37 sin A -- V3? sn (2E A),
wobei 4 die Anomalie des Mondes, Z die Entfernung desselben von der Sonne
bedeutet. In den Syzygien ist Z = 0? oder 180?, daher diese Differenz
D, = 5° sin A, welcher Werth sich aus den Beobachtungen der Finsternisse
(ekliptische Syzygien) fand; für die Quadraturen ist Z = 90° oder. 270°, daher
D, = U6° sin A = 5° sin A+ 26°sin A. Die in den Quadraturen auftretende
Abweichung von der einfachen epicyklischen Theorie 4 — 2:6? sin A verschwindet
aber auch, wenn der Mond die Anomalie 0° oder 180° hat, und ist am grôssten,
wenn die Anomalie 4 — 90? oder 270° ist. Um nun dem Umstande Rechnung
zu tragen, dass die grósste Abweichung des Mondes von seinem mittleren Ort
in den Syzygien 5°, in den Quadraturen aber 7:6? betrágt, nimmt PTOLEMAUS an, dass
der Epicykel in den Quadraturen der Erde náher ist, als in den Syzygien, dem-
zufolge die Entfernung des Epicykelmittelpunktes von der Erde variirt, so aber,
dass schon nach einem halben synodischen Umlaufe die Entfernung desselben
von der Erde dieselbe wird. Er nimmt an, dass der Deferent excentrisch ist
und die Excentricitätslinie sich so dreht, dass das Apogáum des Deferenten zur
Zeit der Syzygien nach dem mittleren Orte des Mondes gerichtet ist. Die Be-
wegung des Mondes erfolgt dann, indem nunmehr auch die Neigung der Mond-
bahn berücksichtigt wird, nach ProrEMáus in folgender Weise. Die um 5°
gegen die Ekliptik geneigte Mondbahn dreht sich táüglich um den Betrag
Ua p — o — 190:687" zurück; das Apogáum des Deferenten, gezáhlt vom
momentanen Knoten, geht täglich um den Betrag: doppelte Entfernung von Sonne
und Mond — Bewegung in Breite zurück. Ist C) die mittlere tägliche Bewegung
der Sonne in Länge, so ist die Aendeiung der Entfernung von Sonne und Mond
(Winkelabstand am Himmel) £ = p. — (2, daher das Zurückweichen des Apogáums
des Deferenten gleich 2 £ — p,. Die Bewegung des Mittelpunktes des Epicykels,
gezählt vom momentanen Apogäum des Deferenten ist gleich 2 Z, folglich ist die
tägliche siderische Bewegung desselben
; 24 — [E — py) + 0] = 94 — © = I
wie es sein soli.
Zur Bestimmung der Grosse der zweiten Ungleichheit wurden die Ent-
fernungen des Mondes von der Sonne gemessen, wenn dieselben nahe 90° und
die Bewegung des Mondes sehr nahe gleich seiner mittleren war; denn da in
diesem Falle der Mond sich gegen die Erde hin bewegen muss, damit die Be-
wegung des Mondes gleich derjenigen des Epicykelmittelpunktes wird, so muss
sich der Mond in der von der Erde an den Epicykel gezogenen Tangente be-
') In demselben ist der erste Teil die Mittelpunktsgleichung, der zweite Teil die Evection.