Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
Deklinationsbestimmung. 669 
wo man dann den Winkel am Stern ebenso wie vorher berechnen kann. Es ist 
hier häufig wünschenswerth, die Differentialformeln derart aufzustellen, dass sie 
nur die Grössen Za, 48, de, 47 und 4$ enthalten; sie lauten dann: 
  
3 cos 8 cos l SIN & Sin À sim a - 
db = — sin s cos lda + add — sin lde 
cos a. cos à 
cos [sine 
dlcos b = (cos £ cos b — sinesinbsinl) do + dö + sin b cos! de. 
cos 6 
VALENTINER. 
Deklinationsbestimmung. Die Bestimmung der Deklination eines 
Gestirnes kann eine relative oder absolute sein, indem sie entweder auf die 
bekannte Deklination eines anderen Sternes bezogen wird oder nur von der 
geographischen Breite des Beobachtungsortes und der Bestimmung des Null- 
punktes am Kreise, an welchem sie gemessen wird, abhüngt. Die relativen 
Deklinationsbestimmungen geschehen mit Hilfe der Mikrometer, indem der 
Winkelabstand des unbekannten Sternes von einem in unmittelbarer Nähe 
befindlichen bekannten gemessen wird (s. unter Mikrometer und Heliometer) 
oder auch durch Beobachtung mit wirklichen Aequatorealen. Die absoluten 
Bestimmungen werden an fest montirten Instrumenten oder doch jedenfalls an 
solchen, deren Aufstellung man jeder Zeit controliren kann und die in gewissen, 
der Deklinationsbestimmung besonders günstigen Ebenen aufgestellt sind, gemacht 
Die Gleichung aus dem sphárischen Dreieck Pol, Zenith, Stern 
52m — sinqcosz — cosq sum z cos A, 
wo 8 die Deklination, o die geographische Breite, z die Zenithdistanz, und A 
das Azimuth bedeuten, zeigt, dass wenn 4 — 0 ist, d. h. wenn der Stern den 
Meridian passirt 
ó—9—5 
ist. Wenn dagegen A = 90° ist, sodass der Stern den ersten Vertical passirt, 
wird die Gleichung ; : 
$2220 — snqcos z. 
Wenn daher ein im Meridian aufgestelltes Instrument mit einem fein 
getheilten Kreis versehen ist, welcher die Zenithdistanz genau abzulesen gestattet, 
und wenn die geographische Breite des Instrumentes anderweitig bekannt ist, 
so ist damit die Deklination in einfachster Form gegeben. Ist ein solches In- 
strument im ersten Vertical aufgestellt, so führt auch hier die Messung der 
Zenithdistanz auf die Deklination. Da aber einestheils die Anwendung der 
Beobachtungen im ersten Vertical eine beschránkte ist, indem nur die Sterne in 
diese Ebene eintreten können, deren Deklination zwischen 0° und o, der Pol- 
höhe, ist, andererseits das im Meridian aufgestellte Instrument zugleich die 
Rectascension des Sternes in einfachster Weise zu bestimmen gestattet, so werden 
die oben bezeichneten Instrumente doch vorzugsweise als Meridiankreise im 
Meridian aufgestellt, und nur in seltenerem Falle als Verticalkreise im ersten 
Vertical, 
Es ergiebt sich aber aus den Gleichungen 
Sin Z COS A = — Ccosg Sind + Sing cos à cos t 
sin z sin A = cos 8 sin t, 
wo # noch den Stundenwinkel bezeichnet, dass man, wenn A = 90° ist, auch 
auf eine Methode der Deklinationsbestimmung geführt wird, die auf die 
Ermittelung der Zeit zuriickkommt, zu welcher der Stern den Vertical passirt, 
ohne dass es dann einer Messung am Kreise und daher eines fein getheilten 
VALENTINER, Astronomie I, 43 
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