CENSORINUS; MARTIANUS CAPELLA; die Araber. 49
wenig geeignet, ruhige und ernste Studien zu befôrdern, und andrerseits waren
selbst die doch nur in Handschriften vorhandenen geistigen Schátze der Vorzeiten
vor Vernichtung nicht geschützt und die meisten mógen auch den namenlosen
Verwüstungen wáhrend der fortwührenden Kriege zum Opfer gefallen sein. Auch
aus der der Vólkerwanderung folgenden kurzen Zeit der Ruhe sind nur wenige
Werke erhalten, denn bald machten die Eroberungszüge der Araber dieser Ruhe
ein Ende und das wenige, was aus früheren Zeiten noch erhalten worden
war, oder was spátere Schriftsteller vielleicht hinzufügten, fiel nunmehr dem
religiósen Fanatismus zum Opfer. Was durch Jahrhunderte hindurch in emsigem
Fleiss gesammelt worden war, war in der kürzesten Zeit zerstórt, und als die
. Araber endlich in ihren Eroberungszügen innehielten, und die Eroberer allmählich
die Civilisation der Eroberten anzunehmen begannen, da war von den alten
Schützen nicht mehr viel vorhanden. In der folgenden Zeit jedoch haben sich
die Araber ganz bedeutende Verdienste um die Astronomie erworben: Das
noch Vorhandene hüteten sie als ein Heiligthum; insbesondere war es der
Amalgest des ProLEMAUS, welcher bei ihnen in hohem Ansehen stand, und
welcher auch im Abendland zuerst in einer arabischen Uebersetzung bekannt
wurde. Neues allerdings fügten sie nicht viel hinzu. Zu erwühnen ist nur
die Lehre von der »Trepidation der Fixsterne« durch 'THEBIT; denn die
Annahme der Entdeckung der »Variation« in der Bewegung des Mondes durch
ABUL WEFA ist nur auf eine irrthümliche Auslegung zurückzuführen. Selbst die
Trepidation scheint wahrscheinlich älteren Datums zu sein, und THEON dem
Jüngeren zuzufallen, wie aus einer Stelle in ALPETRAGIUS’ Planetentheorieen ge-
schlossen werden könnte; doch erlangt sie erst Bedeutung in den arabischen
Planetentafein. Das bedeutendste Verdienst der Araber besteht in der Neu-
bestimmung der astronomischen Constanten auf Grund neuerer Beobachtungen
und in der Anlage neuer Planetentafeln unter Zugrundelegung dieser Constanten,
immer aber des unveränderten ProrLEMArschen Systemes.
ALFRAGANUS!) (um 9oo n. Chr.) gab einen Auszug aus dem Almagest des
ProrEMáus, ohne jedoch auf dessen theoretische Untersuchungen einzugehen.
Die Schiefe der Ekliptik giebt er nach ALMAMON {urn Sco n. Chr) zù 23° 85,
die Präcession nach ProrEmAus zu 1° in 100 Jahren. Für die Bewegungen der
Planeten adoptirt er die Umlaufszeiten, mittleren Bewegungen, sowie auch die
sämmtlichen Dimensionen der epicyklischen Theorie (Excentricität der Deferenten
und Halbmesser der Epicykeln) nach ProLemAus. Die Entfernungen von Sonne
und Mond nimmt ALFRAGAN nach PTOLEMAUS an und schliesst hieraus auf die
Entfernungen der übrigen Gestirne unter der willkürlichen Annahme, dass die
grösste Entfernung eines Planeten gleich ist der kleinsten Entfernung des nächst
weiteren. Mit diesen Zahlen werden dann für die mittleren Entfernungen und
den angegebenen scheinbaren Halbmesser der Planeten die wahren Grössen der-
selben gerechnet. ALFRAGAN findet:
Mond Mercur Venus Sonne Mars Jupiter Saturn
für die kleinste | ; 1 =
Enfemeng | 3% 64% 167 1120 1220 8676 14405| prahaïb-
für di Össt
a UV ggg 167 10: 1200 8976: 34405 monte |. Pere
Entfernung f
7) Eigentlich AcHMED MoHAMMED EBN KOTHAIR, oder AL FERGANI (der Rechner);
die Zeitangaben schwanken zwischen 800 und 950; SEDILLOT setzt ihn 950, also nach ALBA-
TEGNIUS,
VALENTINER, Astronomie, 1. 4