Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

702 Das Fernrohr, 
massen für die Zwecke des Fernrohres völlig unbrauchbar. So wurde man vor 
allen Dingen auf die Herstellung eines ganz gleichmässigen Glases und auf die 
Verbesserung der Methoden, es zu schleifen und zu poliren hingewiesen. 
Beides erreichte als einer der ersten GrusÉPPE CawPANI in Rom, wie die 
noch von ihm vorhandenen Linsen beweisen!) . Indem er überdies seine 
Oculare aus drei Linsen zusammensetzte?), lieferte der rómische Optiker Fern- 
rohre, die Bilder von bisher unerreichter Güte gaben. Die Art aber, wie er 
seine grossen Objectivlinsen verfertigte, hielt er geheim, und es gelang HuvaENs 
trotz mehrfacher dringender Anfragen bei GIUSEPPE’S Bruder MATTHEO nicht, die 
gewünschte Auskunft zu erhalten?) So blieb bei seinem Bestreben, grössere, 
brauchbare Linsen herzustellen, der niederländische Gelehrte auf eigene Arbeit 
angewiesen, deren Ergebnisse erst nach seinem Tode in seiner »Dioptrica*)« und 
in seinen »Commentariis de formandis poliendisque vitris ad Telescopia*)« ver- 
öffentlicht wurden. Die ersten Anweisungen dazu hatte er von dem Professor 
der Medicin nnd Botanik zu Löwen GERHARD VAN GUTSCHOVENS) erhalten, der sie 
seinerseits den flandrischen Künstlern verdanken mochte, hatte dessen Verfahren 
aber wesentlich verbessert. Er liess anfangs eine kupferne, später eine guss- 
eiserne Schüssel nach eimer Kugelfläche so genau wie möglich ausdrehen und 
schliff sie dann, wie dies auch noch heute geschieht, so lange aus, bis ihre 
Form genügend regelmässig erschien. In ihr schliff er wiederum die Linse, 
welche durch einen von ihm selbst erfundenen Mechanismus, anstatt wie bisher 
üblich mit der Hand in die Form gedrückt wurde. Das Glas aber bezog er 
aus 's Herzogenbusch. So vollendete er die schóne Linse, die HARTING”) 1867 
in Utrecht wieder gefunden hat, dieselbe, mit der er den ersten Saturnsmond 
entdeckte?) und den Ring dieses Planeten als solchen erkannte. Die übrigen 
noch vorhandenen, unter seinem Namen gehenden Linsen, rühren dagegen von 
seinem Bruder CONSTANTYN her’). In späterer Zeit suchte er einen Vorschlag 
Hookk’s auszubilden, die Linsen ohne Anwendung einer Form zu schleifen, 
indem er das Glas an eine, die eiserne ebene Schleiischeibe an eine andere von 
zwei in einem Kugelgelenk drehbaren Stangen befestigte ?). Er vermuthete, dass 
auf solche Art CAMPANI seine Linsen geschliffen haben môchte!!), SPINOZA aber, 
der damals in dem Dorfe Voorschoten bei Leiden vom Schleifen optischer 
Gläser lebte, versprach sich von diesen Bestrebungen nicht viel und zog es vor, 
die Gläser, wie er es gewohnt war, in eisernen Schüsseln mit der Hand zu 
schleifen !?). Dem Beispiele von HuvcENs folgten HEVEL u. A., auch sie schliffen 
1) CósTER u GERLAND, a. a. O., pag. 45. 
?) HUYGENS, Oeuvres complétes. Bd. 4. 1891, pag. 266. 
3) Ebendas. Bd. 5. 1893, pag. 151, 193. 557. 
4) HucENH, Opuscula posthuma. Amstelodami 1728. Dioptrica. 
5) Ebendas. Commentarii etc. 
$) HuvGENS, Oeuvres complétes Bd. 1. 1888, pag. 222. 
7) HARTING, Album der Natuur. 1867, pag. 276. 
8) HuvcENs, Oeuvres complétes, Bd. 1, pag. 332, 335; de Saturni luna observatio nova. 
Hagae Com. 1656. Neu abgedruckt in Opera varia, Bd. 3. Lugd. Bat. 1724, pag. 523. 
9) KAISER, Jets over de kykers van de Gebroeders CHRISTIAAN en CONSTANTYN HUYGENS. 
Versl. en Mededel. van het Kon. Nederl. Instit. van Wetenschappen. 1846, pag. 396. Hiernach 
der Irrthum bei HELLER, Geschichte der Physik, Bd. 2. Stuttgart 1884, pag. 180 zu berichtigen. 
10) HuvGENs, Oeuvres complètes Bd. 5. 1893, pag. 135. 
11) Ebendas. Bd. 5, pag. 151. 
12) Ebendas. Bd. 5, pag. 538. 
  
  
 
	        
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