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Das Fernrohr. 723
Ebene durch den von der Linse gebildeten Strahlenkegel gelegt, die eine nicht
gleichmássig beleuchtete Kreisflàche abscheidet. Ist nun y die Entfernung eines
Elementchens 4s dieser Fláche von ihrem Mittelpunkt, 7 die Lichtintensitát da-
selbst, so ist der Werth fy? ids als Maass der Totalundeutlichkeit zu: nehmen.
Gauss bestimmt nun den Abstand von der Linse, in dém dies Integral ein
Minimum wird. Er findet, dass dies dann der Fall ist, wenn sich die
Strahlen schneiden, die in der Nàhe der Axe àuffallen, und die im Abstand von
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Ve ihres Radius die Linse treffen. Da solche Strahlen aber nicht mehr von
der Linse aufgefangen werden, so wiirde dies Minimum in der Praxis nicht zu
erreichen sein. Doch lassen sich Bedingungen einführen, die den Werth des
Integrals herabdrücken!). Die Grösse der sphärischen Aberration ist übrigens
geringer, wenn die Linse dem Object die stärker gekrümmte Fläche zuwendet,
als umgekehrt.
(A. 197.)
Die chromatische Aberration. Dieselbe Wirkung, wie die sphirische
Aberration, zeigt in noch hóherem Maasse die chromatische, die im Auge die
Erscheinungen der Irradiation verursacht und auch Farbenzerstreuung oder
Farbenfehler heisst. Sie wird ebenfalls Ursache, dass das durch eine Linse ent-
worfene Bild eines weisses Licht aussendenden Punktes als kleiner heller Kreis
erscheint. Die von einem solchen ausgehenden verschieden farbigen Strahlen
werden von der biconvexen Linse I (Fig. 197) verschieden stark gebrochen.
Ist 2 z. B. der Brennpunkt der violetten Strahlen, so liegt der der rothen in
grósserer Entfernung von der Linse etwa in c. Der Raum a« aber ist dann mit
den Brennpunkten der dazwischen liegenden Farbenstrahlen erfüllt. Bei a er-
scheint also das Bild eines Sternes mit gelbrothem, bei ¢ mit einem blauen Rande,
während es bei Z, etwa im Brennpunkt der grünen Strahlen als weisses Scheib-
chen gesehen wird. Von der Grósse dieses Scheibchens hángt die Undeutlich-
keit eines unendlich entfernten Objektes ab und ist nach Czapski bei einer
gegebenen Construction dem Verhültniss der Oeffnung zur Brennweite einfach
proportional, in ihrem Winkelwerth aber von der Grosse der Brennweite unab-
hängig?). Den Farbenfehler kónnte man, wie CzaPski?) weiter gezeigt hat, ver-
1) SCHMIDT, a. a. O., pag. 516, und GAUSS, a. a. O.
2) STEINHEIL und Vorr, Handbuch der angewandten Optik I. Leipz. 1891, pag. 58.
3) CzaPskr Handbuch der Physik. II, Bd. 1. Abt., pag. 139.