84 Kometen und Meteore.
angehóren, und dabei dennoch sich nach ihrer einmaligen Annäherung fortwährend
entfernen, enthält keinen Widerspruch; es liegt darin nur der Ausdruck der
Thatsache, dass die meisten Kometen, die beobachtet werden, schon vor ihrer
Erscheinung dem Sonnensysteme angehörten, und mit dem Sonnensysteme sich
auch noch weiter bewegen werden. Dieses gilt auch für jene Kometen, welche
streng parabolische Bahnen beschreiben, also thatsächlich nicht wieder beobachtet
werden können.
Die periodischen Kometen nehmen nun aber nicht nur an der Bewegung
des Sonnensystems theil, sondern müssen auch mit demselben in engerer Ver-
bindung stehen; entweder sie sind durch die Anziehung der kleineren Körper
des Sonnensystems, also der Planeten, wenn sie denselben hinreichend nahe
gekommen sind, in ihre Bahnen gelenkt worden, oder aber sie mussten von
vornherein mit den Planeten einen gemeinsamen Ursprung haben, was seinen
Ausdruck in der berühmten KaNT-LaPLACE'schen Hypothese über die Entstehung
des Weltsystems!) findet. Dieses zeigt sich auch in zwei Thatsachen ganz
augenfállig; dass sie sich rechtláufig bewegen, und dass ihre Bahnen gegen die-
jenigen der Planeten nur wenig geneigt sind.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wird man vermuthen müssen, dass,
sowie es in dem Gürtel zwischen Mars und Jupiter eine grosse Zahl von kleinen
Planeten giebt, in demselben Gürtel auch eine gróssere Zahl von Kometen sich
bewegt, und dass vielleicht, ebenfalls gegen die Ekliptik nur wenig geneigt, noch
eine gróssere Anzahl von periodischen Kometen lángerer Umlaufszeit mit grósseren
Periheldistanzen existirt. Die Entdeckung von Kometen dieser letzteren Art kann
natürlich nur mit lichtstarken Fernróhren stattfinden, die aber in ihrer jetzigen
Construction zum Suchen von Kometen wenig geeignet sind, da sie nur ein geringes
Gesichtsfeld zu überblicken gestatten. Mit den gegenwärtigen Hilfsmitteln bleibt
also die Entdeckung derselben dem Zufall überlassen.
Die Frage, ob der Unterschied zwischen den kleinen Planeten und den
periodischen Kometen ein in der Natur derselben gelegener ist, oder eine Folge
ihrer Bewegung, hängt aufs innigste mit der Frage nach der Ursache der äusseren
Beschaffenheit der Kometen zusammen.
Wenn die Kometen kurzer Umlaufszeit und die Planeten einen gemeinsamen
Ursprung haben, so kann ihr äusserer Anblick nur eine Folge der Verschiedenheit
ihrer Bahnen sein. In der That wird das Aussehen derselben wesentlich bedingt
erscheinen durch die Wärmewirkung der Sonne. Bedenkt man, welche Verschieden-
heit die Sonne in den verschiedenen Zonen unseres Érdballes erzeugt, wie hier
tropische Hitzen und dadurch bedingte Verdampfungen mit eisigen Kálten und
den begleitenden allseitigen Erstarrungen wechseln, und hedenkt man weiter, dass
die Wármewirkung der Sonne im verkehrten Quadrate der Entfernungen steht,
so wird man, — abgesehen von den verschiedenen Wärmewirkungen auf die
einzelnen Theile eines und desselben Körpers, welche theils durch die Rotation
desselben, theils durch die Lage seiner Rotationsaxe bedingt sind, — auf die
Abhängigkeit der Veränderungen jedes Weltkörpers von seiner Bahn geführt.
Körper, die sich in nahe kreisförmigen Bahnen bewegen, werden nahe dieselbe
Wärmemenge in allen Punkten ihrer Bahn erhalten; so wie aber die Excentri-
cität grösser wird, wird die Wirkung im Perihel bedeutend stärker als im Aphel.
14 eM? :
) + und es ist:
Man hat für das Verhältniss 77 der Widrmemenge 7 —
— €
!) Vergl. den Artikel »Kosmogonie«.