Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
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Kometen und Meteore. 87 
Besser unterwarf die Erscheinungen der Rechnung, indem er die Grósse der 
Kraft (das Verhàáltniss derselben zur Sonnenattraction) zu bestimmen suchte, 
welche nóthig ist, um die Sch weifform, d. i. die Krümmung der Schweife zu 
erklären. Ist — p das Verhültniss derselben zur Sonnenattraction, negativ, da sie 
im entgegengesetzten Sinne wirkt, so ist die Summe der Massenanziehung der 
Sonne und der Abstossung durch die Polarkraft 1—p. BREDICHIN hat die BEssEL'sche 
Theorie auf die Berechnung der Schweife einer grossen Zahl von Kometen an- 
gewendet; er findet drei Grundtypen: für den ersten Typus 1 — p = 11‘0; für 
den zweiten Typus 1 — p — 1; für den dritten Typus: 1 — p — 0^8. Bei 
den Kometen mit mehreren Schweifen (anomale Schweife) gehórt dann jeder 
der Schweife einem anderen Typus an. In den »Astronomischen Nachrichten« 1) 
versucht er, um die Beobachtungen mit den Rechnungen zu vergleichen, Ephe- 
meriden für die Kometenschweife zu rechnen, und MancusE geht sogar so weit, 
den Typus der Kometenschweife als charakteristisches Element für einen Ko- 
meten anzusehen: »dann würden dieselben eine wichtige Rolle bei der Identi- 
ficirung von Kometen spielen?)«. 
Das Leuchten des Schweifes entsteht dann dadurch, dass zwischen den elek- 
trisch polarisirten, von dem Kometen ausgestossenen Theilchen elektrische Ent- 
ladungen, Ausgleichungen, stattfinden. 
BREDICHIN nimmt an, dass die Verschiedenheit der Kraft auf die einzelnen 
Schweiftheile dadurch erklärt wird, dass sie aus anderen chemischen Elementen be- 
stehen. Unter der Annahme, dass die Grösse der Abstossung von dem Molekular- 
gewichte abhängt, so dass auf die leichtesten Moleküle die stärkste Abstossung 
ausgeübt wird, erhält BREDICHIN die folgende Scala, in welcher die auf Wasser- 
stoff ausgeübte abstossende Kraft gleich 12 gesetzt ist: 
H 19 Na, Mg 0:5 
Ti 17 PS 0:4 
C: T0 Cl 0:3 
N 09 K, Ca 0:8 
© 08% Fe, Co, Ni, Cu 0:2 
für alle Elemente, deren Gewichte zwischen 100 und 200 sind, 0°1. Hiernach 
würde auch die Erscheinung erklärt sein, dass der Typus I sich ziemlich scharf 
von den beiden Typen II und III, welche in einander übergehende Zahlen liefern, 
scheidet. 
Hiergegen ist einzuwenden, dass Kráfte, welche nach Ait der allgemeinen 
Gravitation wirken, von der Masse unabhängig sind, da eine der Masse propor- 
tionale Kraft eine der bewegten Masse umgekehrt proportionirte Beschleunigung 
ertheilt, und dass Kräfte, welche der elektrischen Anziehung‘ und Abstossung 
analog wirken, ebenfalls nicht von der ponderabeln Masse, sondern von anderen 
Umständen, bei der Elektricität selbst von der Dielektricitätsconstanten, die mit 
der Masse in keinem einfachen Connexe steht, abhängen. Von diesem Einwurfe 
frei ist die Annahme von MARCUSE, dass man es mit magnetischen Kräften zu 
thun hat, und dass die normalen Schweife aus paramagnetischen, die anomalen 
aus diamagnetischen Stoffen erzeugt werden. In beiden Fällen aber bleibt eine 
Variation der Intensität dieser Kraft mit der Zeit, wie dieselbe von BREDICHIN 
durch seine Rechnungen in einzelnen Fällen nachgewiesen wurde, unerklärlich. 
1) Bd. 107, No. 2563. 
2) Ueber die physische Beschaffenheit der Kometen, pag. 51.
	        
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