Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

Kometen und Meteore. 
Weiter aber ist zu bemerken, dass die Uebereinstimmung in den Rechnungen 
von BnEDICHIN nur eine scheinbare ist, und dass die verschiedenen Schweiftypen 
sich weder scharf trennen), noch auch charakteristisch sind, indem sich, wie 
dieses bei der Unsicherheit der Schweiftypen nicht anders moglich ist, bei ver- 
schiedenen Erscheinungen desselben Kometen der Schweiftypus ándern kann. 
Es lassen sich aber gegen die Annahme von materiellen Schweifen, welche 
durch elektrische Entladungen sichtbar werden, noch manche andere, nicht 
minder wichtige Bedenken erheben: Entsteht der Schweif durch unausgesetzte 
Ausstossung von Materie aus dem Kometenkórper, so muss sich dieser, wenn 
auch die Dichte des Schweifes äusserst gering wäre, dennoch erschöpfen. Zweitens 
haben die Theilchen des Kometenschweifes, da sie in sehr verschiedenen Ent- 
fernungen von der Sonne sind, aber gegen den Radiusvector immer nahe die- 
selbe Neigung behalten (entweder in der Richtung des Radiusvectors von der 
Sonne weg oder gegen die Sonne zu, oder gegen den Hauptschweif unter einem 
bestimmten Winkel geneigt), die verschiedensten Geschwindigkeiten in der Bahn, 
welche bei den normalen, von der Sonne weggerichteten Schweifen der sehr 
sonnennahen Kometen mit grossen Schweifen zu ganz ausserordentlichen Unter- 
schieden führen. Der grosse Septemberkomet 1882 II hatte die wahre Anomalie 
—120° bis 120°, also einen Bogen von 240° in 9 Stunden 20 Minuten zurückgelegt; 
dem entspricht eine mittlere Geschwindigkeit von 143 £z in der Secunde, und 
eine wahre Perihelgeschwindigkeit von ca. 238 Zz in der Secunde. Bei einer 
Schweiflànge von nur 1? 25' musste der àáusserste Schweifpunkt eine lineare 
Geschwindigkeit von 1000 £z, und bei einer Schweiflànge von 20? eine lineare 
Geschwindigkeit von nahe 15000 £z in der Secunde gehabt haben. Aber die 
Geschwindigkeit von ausstrómenden Theilchen verdndert sich ja nicht bei ihrer 
Entfernung vom Ausgangspunkte; ein von einem bewegten Kórper ausgehendes 
Projectil behàlt die Geschwindigkeit dieses bewegten Körpers nebst seiner eigenen, 
und so müssten die Schweiftheilchen, welche an der Bewegung des Kometen 
mit der diesem eigenen Bewegung theilnehmen, eine starke Krümmung nach 
rückwärts zeigen, welche, wenn die Ausströmungsgeschwindigkeit wesentlich 
kleiner ist als die Geschwindigkeit des Kometen, dem Schweife eine mehr 
tangentiale Richtung geben würden?) Ein solcher Fall ist thatsächlich bei dem 
Kometen 1894 I (vergl. pag. 57) beobachtet worden. Endlich, wenn man auch 
annehmen wollte, dass die Geschwindigkeit der Ausstrómung bei einem con- 
stanten, sich stetig erneuernden Schweife mit 1 £» pro Secunde, wie sie BESSEL 
für den HALLEY’schen Kometen erhält, oder selbst mit 90 &» pro Secunde, wie 
sie sich aus den allerdings nicht ganz einwurfsfreien Rechnungen von OrnEns 
für den Kometen 1811 I fand, als zulássig erklürt wurde, so bleibt das so oft 
beobachtete Fluctuiren des Schweifes, das Schiessen und Spielen, wobei der 
Schweif sich wührend eines kleinen Bruchtheiles einer Secunde, anscheinend 
plötzlich um mehrere Tausende Kilometer verkürzt und verlängert, ganz unauf- 
geklärt. 
1) Beispielsweise erhält BREDICHIN für den Kometen: 
1858 VI: 1— 5 — 6 1811 I; | —p = 104 
1472 6:2 1835 (HALLEY) 10:9 
1807 9:8 1862 II 11 
1877 II 9:3 1682 (HALLEY) 12 
?) Nimmt man ein widerstehendes Mittel an, so wird an diesem Schlusse nichts geündert; 
im Gegenfheile wirkt das widerstehende Mittel nur in demselben Sinne, den Kometenschweif 
noch stürker zurückkrümmend. 
   
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