Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
Kometen und Meteore. 
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unberechtigten, dem Probleme nicht entsprechenden Voraussetzungen vorge- 
nommen. So wird als »Referenzcurve«, d.i. die gemeinschaftliche Bahncurve, von 
welcher aus die Abweichungen der einzelnen Theilchen gesucht werden, ein 
Kreis angenommen, eine Voraussetzung, durch welche allerdings, entgegen der 
Behauptung CHAnRLIER's sehr bedeutende, dem Problem anhaítende Schwierig- 
keiten verschwinden, welche aber bei der Bewegung der Kometen durchaus 
nicht zutrifft. Weiter wird bei der Ableitung der Stabilitátsbedingung (Gleichung 15) 
ein Zustand relativer Ruhe vorausgesetzt; die Stabilität der Ruhe ist aber eine 
wesentlich andere, als die Stabilität der Bewegung, wie schon LAPLACE bei einer 
anderen Gelegenheit hervorhob !). 
Treten in dieser Weise durch irgend eine Ursache Theilungen der Kometen 
auf, so werden sich die einzelnen Theile im Laufe der Zeit in genähert 
gleichen Bahnen um die Sonne bewegen, sich dabei aber von einander ent- 
fernen; so entstehen Kometensysteme, für welche einzelne oder mehrere 
Elemente nahe dieselben sind, während andere von einander abweichen können. 
Welche Elemente identisch sein müssen, lässt sich nicht allgemein angeben. In 
der Regel wird man zunächst eine genähert gleiche Lage der Bahnebene, also 
nahe dieselbe Länge des Knotens und nahe denselben Werth der Neigung an- 
nehmen müssen, während die Lage des Perihels, die Excentricität und die 
Umlaufszeit schon ziemlich weit von einander verschieden sein können, und die 
Zeit des Durchganges durch das Perihel überhaupt jeden Werth haben kann, 
indem dieselbe von der Form der Bahn und auch von dem Zeitpunkte der 
Trennung abhängt?. In speziellen Fällen können aber auch andere Elemente 
stärkeren Schwankungen unterliegen; ist z. B. die Periheldistanz sehr klein, so 
kann eine Trennung in einer zur Bahnebene senkrechten Richtung zwei Bahnen 
erzeugen, deren Neigungen von einander stark differiren, u. s. w. 
Die ersten Untersuchungen über Kometensysteme rühren von HOEK her®). 
Es wird zunächst die Aphelrichtung für 22 Kometen bestimmt, und diejenigen 
Kometen zusammengestellt, bei denen die Richtungen weniger als 10° im 
grössten Kreise abweichen; so entstehen acht Systeme von je 2 Kometen, und 
die folgenden beiden Systeme von je drei Kometen: 
167 (18451), 173 (1846 V) und 176 (1846 VIIT) 
218 (1860 IID, 226 (18631) und 231 (1863 VI, 
für welche die Längen und Breiten des Aphels bez. sind: 
167: X= 98075, 0 -— — 41^6 918: À = 3051, 8=— 15 2 
173 275 ‘3 — 55 4 226 313 2 — 18 -9 
176 281 ‘0 — 49 ‘5 231 313 ‘9 — 76 4 
Nun wird untersucht, ob und wann die Distanz aller drei Kometen einander 
nahe gleich waren. Dieses war der Fall für die ersten drei Kometen im Jahre 
56:97 mit den Distanzen 600:00, 600:42 und 600:25; und für die letzteren drei 
Kometen im Jahre 1020:87 mit den Distanzen 500:00, 500:56 und 500:36. 
1) Bei der Interpretation der Gleichung (15) muss es übrigens heissen, »die beiden Kórper 
müssen also ]/3 — 1:732 mal (nicht aber, wie CHARLIER meint, 3 mal) eine Rotation um den 
gemeinsamen Schwerpunkt ausführen, wührend der Schwerpunkt selbst einmal einen Umlauf um 
die Sonne vollfithrt,« Q ist nümlich nach der Definition das Quadrat einer mittleren Bewegung. 
2?) In diesem Sinne kann man dann auch von Kometensystemen ohne direkt nachweisbare. 
physische Zusammengehórigkeit sprechen. 
3) »On the Comets 1860 III, 1863 I, 1863 VI,« Monthly Notices, Bd. 25, pag. 243. 
VALENTINER, Astronomie, II, 7 
      
	        
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