Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Zweiter Band)

  
   
Kometen und Meteore. 103 
nicht aber für die Erde, begleitet sein. Zwar ist die Geschwindigkeit der Ko- 
meten, ebenso wie diejenige der Erde weit grósser, als die Geschwindigkeiten, 
welche man bei terrestrischen Objecten zu beobachten Gelegenheit hat, und wenn 
der Komet der Erde mit dieser Geschwindigkeit begegnen würde, so kónnte 
er zum mindesten ein hübsches Loch in sie hineinschlagen; denn die Ge- 
schwindigkeit des Kometen ist, eine parabolische Bahn vorausgesetzt, 1:4142 Mal 
so gross, wie diejenige der Erde, also, da die letztere 29:5 Am pro Secunde be- 
trügt, für den Kometen 42 £» pro Secunde. Die relativen Geschwindigkeiten 
werden daher zwischen 19 und 72 £z) varüren. Aber, wie spáüter gezeigt wird, 
kommt der Komet eben nicht mit dieser Geschwindigkeit zur Erde; so wie er 
in den Luftraum treten würde, müsste er sich entzünden, und, wie ein riesiges 
Meteor leuchtend, zum gróssten Theile verbrennen; der Rest kónnte detonirend 
zerspringen, oder auch als ein grosser Block zur Erde fallen; aber die Ge- 
schwindigkeit des Falles würde, wie gross auch die kosmische Geschwindigkeit beim 
Eintritte in die Atmospháre wáre, lange bevor er die Erde erreicht, unter Um- 
stánden schon in den oberen Regionen der Atmosphäre, unter 1000 x gesunken 
sein. Die Luft wirkt dabei wie ein elastisches Polster, das die Erde und ihre 
Bewohner gegen Katastrophen von Aussen schützt. 
B. Meteore. 
Auffalende Erscheinungen in den Luftregionen, von welchen bereits im 
Alterthum berichtet wird, waren hellglánzende, leuchtende Feuererscheinungen, oft 
von dem scheinbaren Durchmesser der Mondscheibe, an Glanz dem Monde nicht 
viel nachstehend, ihn mitunter übertreffend; Erscheinungen, welche man in 
späterer Zeit mit dem Namen Bolide, Feuerkugeln belegte; ferner die 
»vom Himmel gefallenen Steine«, welche meist aus einer detonirenden 
Feuerkugel, d. h. aus einer Feuerkugel, welche unter einer heftigen, weithin, 
oft mehrere Meilen weit hórbaren Explosion zerspringt, zur Erde fallen, und 
welche man als Aerolithe, oder je nach ihrer Beschaffenheit als Meteor- 
steine oder Meteoreisen bezeichnete. Die Meteorerscheinungen, welche 
Meteormassen zur Erde entsenden, nannte man früher wohl auch zum Unter- 
schiede von den anderen, Meteorite. Es ist jedoch schon hieraus klar, dass 
zwischen Feuerkugeln und den Meteormassen ein Unterschied nicht besteht. 
Nichtsdestoweniger hielt man diejenigen Feuerkugeln, welche ohne Zurücklassung 
irgend einer sichtbaren oder bórbaren Spur verschwinden, wesentlich verschieden 
von denjenigen, welche Meteormassen zur Erde senden, und bezeichnete wohl 
auch als Feuerkugeln vorzugsweise die ersteren. Heute ist dieser Unterschied 
hinfällig, und Meteormassen sind nichts anderes, als die zur Erde gefallenen 
Reste der Feuerkugeln, diese nichts anderes, als die in der Atmosphäre befind- 
lichen oder sich bewegenden Meteormassen. 
Nicht alle Feuerkugeln sind gleich gross und glänzend. SCHMIDT beschreibt 
eine besonders glinzende in seinen »Resultaten aus zehnjährigen Beobachtungen 
über Sternschnuppen, Berlin 1852« (pag. 44) folgendermaassen: 
»1848 Januar 21. Von allen Meteoren, die ich seither gesehen habe, das 
glänzendste und grósste. . . . Es schien mir, als sei das Meteor im Zenith ent- 
standen; ich erblickte es erst in etwa 60° Höhe, gleich einem Sterne 2” an 
Glanz, wo es bald Aldebarans Helligkeit und Farbe erreichend, in wenig ge- 
schlängeltem Laufe dem Kopfe des Pegasus sich zuwandte. Hier nahm das 
Meteor schnell einen gewaltigen Glanz und das intensivste Smaragdgrün an, 
     
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
	        
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