Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

    
104. Kometen und Meteore. 
dem sich hinten, in der Richtung der Bewegung, ein ganz unscheinbarer grauer 
und kurzer Schweif anschloss. Das Merkwürdigste jedoch war der feurige Licht- 
schein, der rothen, carminfarbigen Nordlichtgluth ähnlich, welcher, soviel ich er- 
kennen konnte, sich zu beiden Seiten des Meteors so an die grüne Hauptmasse 
anlagerte, dass es an beiden Seiten wie zurückwehendes Haar, von dem scharf 
eiliptisch abgerundeten Kopfe in zwei schmalen Zonen den Uebergang des grünen 
Lichtes in die graue Schweifmaterie begrenzte. Diese Lage und die beiderseitige 
scharfe Absonderung von der Umgebung macht es mir augenblicklich während 
der kurzen Dauer der Erscheinung durchaus wahrscheinlich, dass hier kein 
subjektives Phänomen vorwalte. Das Meteor glich einem langgedehnten fallenden 
Tropfen geschmolzenen Metalles. . . . Als das Meteor einen fast blendenden 
und ungeachtet des Mondscheines schattenwerfenden Glanz erreicht hatte, trat 
es, schon in der Nühe des Südwest-Horizontes, hinter mássige, vom Monde erhellte 
Schneewolken, durch welche das grüne Licht, zwar verwaschen und vom Nimbus 
befreit, doch wunderbar stark in grosser Scheibenform durchstrahlte. Den Durch- 
messer des scheinbar begrenzten grünen Theiles schätzte ich in 10° Höhe auf 
30 Minuten!) wenigstens. . . . . Die Dauer der Sichtbarkeit des Meteors überstieg 
schwerlich 4°. Es verschwand um 7% 25% 54s Mittl. Berl. Zeit«. 
Nicht jede Feuerkugel giebt Anlass zu einem Meteorsteinfall. Im Gegentheile 
sind die Meteorsteinfälle?) weit seltener, als das Aufleuchten von Feuerkugeln. 
Wenn nichtsdestoweniger, namentlich in den chinesischen Annalen, von ziemlich 
zahlreichen Meteorsteinfällen berichtet wird, so hat dieses vielleicht nur darin 
seinen Grund, dass den »vom Himmel gefallenen Steinen« mehr Aufmerksamkeit 
zugewendet wurde, als den spurlos verschwindenden Feuerkugeln. Amaco giebt 
die folgende Zusammenstellung der in historischen Zeiten bemerkten Feuer- 
kugeln. 
MorChr Geb. 38 Im 5. Jalwh. 3 Im io.ahrh. 97 Im 15. Jahrh. 18 
Im r.Jahr. 7 im 6. Jahrh. 20 Im ır. Jahrh. 29 Im 16. Jahrh. 12 
Im s.Janr. 9 — Im 7. Jahrh. 18 - Im 12. Jahrh. 4 Im 317. Tahrh. 39 
1: Im 8 fahrh. 13° Im :3.]ahrh. 8 — Im :8.]ahrh. über 100, 
17° Im 9 Jahrh. 14 Im :4.]ahrh. 7 
Im 3. Jahrh. 
Im 4. Jahrh. 
während in unserer Zeit fast in jedem Monate in der einen oder anderen Gegend 
der Erde eine glänzende Feuerkugel gesehen wird. Hingegen hat BIOT aus der 
Zeit von 644 v. Chr. Geb. bis 333 n. Chr. Geb. 16 Meteorsteinfálle nur allein 
in den chinesischen Annalen verzeichnet gefunden. 
Das Auftreten derselben ist sehr verschieden. Zumeist sieht man sie nach 
mehr oder weniger heftig detonirenden Feuerkugeln, deren Theile nach allen 
Seiten zerstieben, von denen einzelne als Meteormassen zur Erde gelangen. Viel 
seltener kommen Meteorsteinfille vor, ohne dass vorher eine Feuerkugel gesehen 
worden wire; in diesen Fallen wird oft nur eine starke Detonation vernommen, 
oder aber es fällt eine grosse Zahl kleiner Meteorsteine aus einer dunklen Wolke. 
Ebenso verschieden ist die Grösse der Meteormassen. Die meisten sind nur 
kleine Bruchstücke von wenigen Grammen, doch sind auch mässig grosse von 
einigen Kilogrammen Gewicht nicht allzu selten. Sehr grosse Meteormassen, die 
3 Also etwa gleich der Grósse des Mondes. 
?) Man spricht von Meteorsteinfállen ohne Unterschied auf die Beschaffenheit der gefallenen 
Massen, also ebensowohl bei eigentlichen Meteorsteinen als auch bei Meteoreisenmassen. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
   
  
 
	        
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