Kometen und Meteore.
dann vereinzelt zur Erde fallen, gehóren zu den Seltenheiten und erregten zu
alten Zeiten Aufsehen. Zu den merkwürdissten sind die folgenden zu zàáhlen.
Der grosse Stein, der 465 v. Chr. Geb. bei Aegos-Potamos in Thrakien zur
Erde gefallen war, soll »zwei Müblsteine gross und eine ganze Wagenlast schwer«
gewesen sein.
Im Anfange des zehnten Jahrhunderts fiel bei Narni in Italien ein Stein in
die Nera (Nebenfluss des Tiber) der noch eine ganze Elle über der Oberfläche
des Wassers hervorragte.
Am 7. November 1492 zwischen 11 und 12 Uhr Mittags fiel bei Ensisheim
im Elsass eine bedeutende Meteormasse in ein Getreidefeld, einen Meter tief in
den Boden eindringend.
Im Jahre 1750 wurde in Sibirien auf einem Hügel in der Nähe des Jenissei
von einem Kosaken, MEDWEDEFF, eine Meteormasse von 635 4g» aufgefunden,
von welcher die Tataren behaupteten, dass sie vom Himmel gefallen sei. Diese
Masse, obzwar keine von den grôssten, hat insofern ein besonderes Interesse,
als sie CHLADNI Veranlassung zu seiner ersten berühmten Abhandlung »Ueber
den Ursprung der ParLas'schen!?) und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen und
über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen; Riga 1794« bot.
1783 fand eine von den Spaniern zur Ausbeutung von Silberminen nach
Otumpa im Bezirke San Jago del Estero, Provinz Chaco-Gualambo der Laplata-
Staaten kommende Expedition daselbst eine Meteoreisenmasse von 2:5 m Länge,
2 m Breite und $£ m Dicke mit ca. 15000 Zgr im Gewicht.
1784 wurde von BERNARDINA DA MoTA BERTELLIO in der Nähe von Bahia
(Brasilien) eine Eisenmasse von über 2 ;»» Lànge, 1 Breite und nicht ganz 1
Dicke im Gewicht von ca. 7000 £gz gefunden.
Noch grossere Eisenmassen, welche den Charakter meteorischen Eisens
tragen, sollen sich nach CHLADNI?) am rechten Ufer des Senegal in Afrika finden.
In neuerer Zeit hat NORDENSKJÓLD 1870 im südlichen Theile der zu Grónland
gehórigen Insel Disko mitten unter Granit- und Gneissblócken 15 Blócke meteori-
schen Eisens gefunden, von denen die drei gróssten bezw. 20000, 8500 und
4300 £gr Gewicht haben?).
Zu den grósseren Massen gehóren auch diejenigen, über welche DAUBREÉ
in den Comptes rendus, Bd. 64 berichtet, von denen die eine, aus den Seealpen,
625 Agr, die andere, aus Mexico, 780 Zgr im Gewicht haben.
Kleinere Meteormassen fallen zumeist in grósserer Zahl in den sogen. Stein-
regen. Von den ülteren Steinregen, welche sich z. B. in der bereits erwähnten
Schrift von CHLADNI über Feuermeteore erwáhnt finden, sind manche, wenn auch
nicht mythologischen, so doch mythischen Ursprungs. Dass dieselben nicht als
Steinregen im eigentlichen Sinne des Wortes aufzufassen sind, erwähnt schon
CHLADNI bei einzelnen (vergl. z. B. in seiner Schrift pag. 233). Die grosse Mehrzahl
derselben ist allerdings zweifellos sichergestellt. Zu kritischen Untersuchungen in
dem Gebiete der Meteorastronomie können nichtsdestoweniger erst die Meteorfälle
seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts herangezogen werden, weil bei den früheren
die nöthigen Detailangaben fehlen. Wohl der erste gut bestimmte ist der am
26. Mai 1751 stattgefundene Steinfall bei Hraschina in Slavonien, wo Abends
1) Sie wurden von dem Reisenden PALLAS in Petersburg untersucht.
2) »Ueber Feuermeteore und über die mit denselben herabgefallenen Massen, Wien 1819.«
pag. 333-
3) Deren meteorischer Ursprung wird übrigens mehrfach angezweifelt.