Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Zweiter Band)

   
112 Kometen und Meteore. 
dass die Meteormassen ihren Ursprung in den Feuerkugeln haben, und dass 
sich diese in einer wahrscheinlich parabolischen Bahn im Weltraume bewegen 
(was er, wie es scheint, aus ihren kosmischen Geschwindigkeiten schliesst). 
Endlich bemerkt CuHrADpNr, dass Sternschnuppen sich von den Feuerkugeln nur 
durch ihre schnellere Bewegung unterscheiden?) womit bereits alle drei Arten 
von Meteorerscheinungen als identisch erklärt erscheinen, was er auch (pag. 56) 
besonders hervorhebt: »Aus dem, was bisher vorgetragen wurde, ist zu ersehen, 
dass folgende 4 Naturerscheinungen, von denen roch keine einzige auf eine 
befriedigende Art erklärt worden, sich durch einander selbst erklären, sobald 
man ihre Identität annimmt: 1) die sonderbare Beschaffenheit des PALLASI- 
schen und ähnlicher Eisenmassen; 2) die Feuerkugeln, 3) die Sternschnuppen, 
4) das Herabfallen eisenhaltiger Massen.« 
Für die Sternschnuppen war jedoch in keiner Weise ein Beweis geliefert; 
die Annahme der Identität derselben mit den Feuerkugeln war ein, allerdings 
sehr naheliegender Inductionsschluss.  Nichtsdestoweniger findet man noch 
viel später eine Trennung dieser Erscheinungen. QUETELET meint, man habe sehr 
hiufig Sternschnuppen mit Aerolithen, Boliden und Staubfällen verwechselt; er 
hält aber ihren Ursprung für sehr verschieden: Niemand hat noch eine Stern- 
schnuppe berührt?) Es ist jedoch eine der Logik widerstreitende Forderung, 
eine Sternschnuppe berühren zu wollen. In dem Momente, wo sie zur Erde 
füllt, ist sie, in der ursprünglichen Bedeutung der Worte, nicht mehr als Stern- 
schnuppe, sondern als Meteorsteinfall zu bezeichnen. ScHIAPARELLI meint allerdings?) 
dass drei sicher verbürgte Fàlle angeführt werden, wo Sternschnuppen auf die 
Erde fielen; damit ist aber nur das wirklich beobachtete Fallen von Meteor- 
massen unter den bekannten Begleiterscheinungen der Feuerkugeln verstanden, 
welche hierbei an Stelle der sonst die Meteorsteinfálle charakterisirenden Begleit- 
erscheinungen treten. 
In Deutschland waren die ersten Anhünger CHLADNIs v. ZACH und OLBERS; 
der letztere hielt die Meteorsteine anfinglich für Mondsteine, d. h. für Steine, 
welche aus Mondvulkanen mit einer grossen Geschwindigkeit herausgeschleudert 
wurden, so dass sie bis zu jenem Punkte kamen, wo die Anziehung der Erde 
diejenige des Mondes überwiegt, und sie in Folge dessen von der Erde an- 
gezogen würden und nicht mehr zum Monde zurückkehren könnten. 
Die Beobachtungen von BRANDES und BENZENBERG aber über die Höhe der 
Sternschnuppen bildeten den bis dahin fehlenden Beweis für die Identität der 
Sternschnuppen mit den Feuerkugeln, und gleichzeitig den Beweis, dass die kos- 
mischen Geschwindigkeiten, wie sie früher in vereinzelten Fäilen gefunden 
wurden, allen Kórpern dieser Art zukommen.  Orsrns gesteht?) dass es die 
Beobachtungen von Bnawprs (die inzwischen wesentlich vermehrt worden waren) 
über die Geschwindigkeit der Sternschnuppen waren, welche seine frühere An- 
nabme widerlegten. Die Geschwindigkeit, welche einem Kórper auf dem Monde 
ertheilt werden müsste, damit er nicht mehr zum Monde zurückkehren kónne, wáre 
nämlich ca. 7967 Pariser Fuss (2:59 /4m), und dann würden die Massen mit einer 
Geschwindigkeit von 35000 Pariser Fuss (11:37 4s) zur Erde gelangen. Damit 
dieselben aber mit den beobachteten Geschwindigkeiten von 4 bis 6 deutschen 
  
P) Jetzt ist das Gegentheil erwiesen. 
?) Physique du Globe, pag. 319. 
8) L c, pag. 197. 
^) SCHUM ACHER's Jahrbuch für 1837, pag. 54. 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
    
     
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.