Kometen und Meteore.
Meilen (30 bis 45 Æm) zur Erde gelangen kónnten, müsste man annehmen, dass
dieselben vom Monde mit einer Geschwindigkeit von 110000 Pariser Fuss
(857 #m) pro Secunde fortgeschleudert worden wären: dieses aber hält OLBERS
für nicht mehr wahrscheinlich.
Ueber die Beziehungen zwischen Sternschnuppen und Feuerkugeln spricht
sich OLBERS in »SCHUMACHER’s Jahrbuch« für 1837 dahin aus, dass sich zwischen
beiden kein Unterschied angeben lässt; »sie gehen in einander über«. Sie
haben dieselben Höhen, dieselben Geschwindigkeiten, dasselbe Aussehen, ganz
ähnliche Schweife. Allein unter den Sternschnuppen selbst macht OLBERs einen
Unterschied, der allerdings nicht in ihrem Aussehen begriindet ist, sondern in ihrer
uns unbekannten Materie. »Ein Theil der Sternschnuppen wenigstens muss also
mit den Feuerkugeln gleichen Ursprung, gleiche Beschaffenheit haben, und wir
können ohne Bedenken das, was von den Feuerkugeln erforscht, erwiesen, oder
wahrscheinlich gemacht ist, auch auf diese Sternschnuppen anwenden. Aber
sind denn die Sternschnuppen wirklich untereinander wesentlich verschieden?
Ich glaube es mit BRANDpEs, ob ich gleich nach meinen Erfahrungen nicht alle
von ihm angegebenen Verschiedenheiten bestátigen kann . . . es mag unter den
Sternschnuppen einige geben, die bloss elektrische Funken sind, oder in unserer
Atmosphäre aus bekannten oder noch unbekannten, sich entzündenden oder
bloss phosphorescirenden Gasarten und Dámpfen oder auf andere Art entstehen:
der grósste Theil der Sternschnuppen bleibt mit den Feuerkugeln identisch !)«
Auch OLMSTED hatte 1834, als er bereits nicht nur den kosmischen (nicht tellu-
rischen) Charakter der Sternschnuppen erkannt hatte, sondern auch die ersten
Versuche zu einer Bahnbestimmung für die Novembermeteore vornahm, die gleich-
artige Zusammensetzung der Sternschnuppen und der Meteormassen geleugnet;
als Grund hierfür führt er an, dass er nicht begreifen kónne, wie solche Massen
in so kurzer Zeit einer so vollständigen Zerstörung unterliegen könnten“).
In England wurde CHLADNI's Schrift durch EDUARD Kınc, welcher 1796
einen Auszug derselben in seiner Abhandlung »Remarks concerning stars, said
to have fallen from the Clouds« gab, bekannt, jedoch in einer etwas modificirten,
oft entstellten, und nicht zu billigenden Form. Dass CHLADNIS Meinung in
Frankreich unbekannt blieb oder nicht gebiligt wurde, geht schon aus dem
pag. 106 von dem Gutachten der Pariser Akademie über den Steinfall von
Barbotan gesagten, hervor. Erst der Steinfall von L'Aigle bewirkte einen Um-
schwung der Meinung, und 1804 erschien eine franzósische Uebersetzung der
CuLADNIschen Schrift von EucENE COQUEBERT.
Den Beobachtungen von BRANpEs und BENZENBERG Wurde allgemein wenig
Interesse entgegengebracht; ihr Beispiel fand auch keine Nachahmung. Erst
als in Europa die Einzelheiten des grossen Sternschnuppenfalls von 1799 be-
kannt wurden, änderte sich die Sachlage. In Europa selbst war der Stern-
schnuppenfall wenig auffällig; er wurde zwar an vielen Punkten Deutschlands
gesehen, auch im Norden Europas, und selbst in Grónland wahrgenommen;
nirgends aber bot er besonders auffällige Momente, wenn auch die Zahl der
Sternschnuppen über den normalen, gewohnten Durchschnitt stieg. Um so gross-
artiger entfaltete sich das Schauspiel in Süd-Amerika, und theilweise auch in
den südlichen Theilen von Nord-Amerika. HuwsoLpT beschreibt denselben in
1) 1. c., pag. 50.
2) SILLIMAN, I. Serie, Bd. 26, pag. 152.
VALENTINER, Astronomie. Il. 8