Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
     
Kometen und Meteore. 127 
Bewegung der Luft kann auf die Bewegung der Sternschnuppen nicht merk- 
lich sein; die Geschwindigkeit eines heftigen Sturmwindes ist etwa 40 in der 
Secunde!); die Geschwindigkeit der Luft in Folge der Erdrotation erreicht ihr 
Maximum im Aequator; sie beträgt hier auf der Erdoberfläche 464 x und in der Höhe 
von 100 #m 471 m, während die direkt gemessenen Geschwindigkeiten der Stern- 
schnuppen mehr als das 50fache betragen. Nimmt man dieselbe zu 30 4 am, 
so tritt daraus eine Ablenkung in der Richtung von etwa 0:6? auf; da dieses 
jedoch nicht plótzlich geschieht, so wird die Bahn etwas gekrümmt; die hieraus 
resultirende Krümmung wird aber so schwach, dass sie nie bemerkt werden kann. 
Wesentlich anders aber wird der Einfluss der jährlichen Bewegung der Erde, 
die Anziehung, welche die Erde auf die Sternschnuppen ausübt, und die Ein- 
wirkung des Luftwiderstandes. In Folge der Erdanziehung würden die Stern- 
schnuppen Hyperbeln um die Erde beschreiben, die, in so lange sie sehr grosse 
Distanzen im Perigeum haben, nicht merklich von der Geraden abweichen werden, 
dieses gilt aber nur für diejenigen Sternschnuppen, welche von der Erde weitab 
vorübergehen, während für jene, welche in die Atmosphäre der Erde gelangen, 
ganz merkliche Krümmungen auftreten werden 2), Die durch die Bewegung der 
Erde hervorgebrachten Aenderungen in der Richtung der Bewegung werden sich 
aus zwei Theilen zusammensetzen: eine scheinbare?) und eine wirkliche, welche 
daher rührt, dass sich die Bewegung der Erde auf die Bewegung der Stern- 
schnuppen überträgt; diese letztere wird ebenfalls nicht plótzlich auftreten, und 
auch hierdurch wird eine Krümmung der Bahn folgen. Da hierbei von der 
Rotation der Erde abgesehen werden kann, so genügt es, der Luft die jährliche 
Geschwindigkeit der Erde beizulegen, wobei also während der kurzen Dauer der 
Erscheinung einer Sternschnuppe die Bewegungsrichtung der Luft stets mit der 
Bewegungsrichtung der Erde um die Sonne zusammenfillt. 
Fällt eine Sternschnuppe aus dem Zenith gegen die Erde, so wird die An- 
ziehung der Erde die Bewegung beschleunigen, der Luftwiderstand dieselbe 
verzógern und die Bewegungsrichtung iod A 
wird geradlinig bleiben, wenn die Zenith- 
richtung mit der Richtung der Erdbewe- ^ 
gung zusammenfáll.  Fàllt dagegen die / 
Sternschnuppe nicht aus dem Zenith, so / 
wird sie durch die Erdanziehung aus xj 
ihrer Bahn abgelenkt und der Erde ge- ;6 
nähert (vergl. Fig. 268). In allen Fällen / ln 
aber wird sich die Componente der Ge- , 
schwindigkeit des Meteors in der Rich- 
tung der Erdbewegung verändern und 7 ou A 
schliesslich die Geschwindigkeit der Erd- / a0 
bewegung selbst erlangen. =; 
Man nennt den Punkt am Himmel, x 
gegen welchen sich die Erde bewegt, ; 
nach PriTCHARD den Apex, den ent- (A. 256) 
x 
  
1) FAvE (Compt. rend., Bd. 63, pag. 1100) betrachtet die raschen, schlángelnden Bahnen, 
das rasche Aufleuchten und Verschwinden der Meteore als optische Táuschungen, verursacht 
durch meist nicht sichtbare  Wasserdünste ((Czrrocummudus, Cirrus), hingegen die langsam 
schlángelnden als Folgen von Strómungen in den hóheren Luftregionen. 
3) Vergl. hierüber das später bei der Zenithattraction Gesagte. 
3) Vergl. später über den Unterschied zwischen dem scheinbaren und wahren Radianten,
	        
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