Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
130 Kometen und Meteore. 
auch auf die Aenderung der Bahnform bezieht, und dass der Einfluss dieser 
Geschwindigkeit auf die Bahnform infolge des Umstandes, dass die Geschwindig- 
keiten der Sternschnuppe und der Erde vergleichbar sind (Gróssen derselben 
Ordnung) unter Umstünden grósser werden kann, als selbst die Anziehung 
der Erde. 
Die Anziehung der Erde wirkt in der Ebene des Radiusvectors OS und der 
Bewegungsrichtung der Sternschnuppe SS', und in Folge derselben würde die 
Sternschnuppe eine in der Ebene SS'O gelegene krumme Bahn beschreiben. 
Der Luftwiderstand wird, wie später gezeigt wird, die Bahnebene unter der Vor- 
aussetzung, dass die Sternschnuppe eine Kugel ist, nicht ändern. Die Zusammen- 
setzung der Geschwindigkeiten aber findet in derjenigen Ebene statt, welche 
durch die Bewegungsrichtung der Sternschnuppe parallel zur Beweg ungsrichtung 
OA der Erde gelegt wird. Fallen diese beiden Ebenen zusammen, oder mit 
anderen Worten, schneidet die Bahn der Sternschnuppe die Bewegungsrichtung 
der Erde, so wird die von ihr beschriebene Curve eine ebene Curve sein. 
Diese wird sich aber als grösster Kreis an der Himmelskugel nur dann projiciren, 
wenn der Beobachter sich in derselben Ebene befindet. In allen andern Fällen 
muss die Sternschnuppe eine von einem gróssten Kreise abweichende Bahn 
beschreiben; die Krümmung der Bahn wird aber nur nach der einen Seite statt- 
finden; es treten Bahnen von der Form d, e Fig. 255 auf. 
Fällt aber die Richtung der Erdbewegung nicht in die Bahn der Stern- 
schnuppe, so wird die Sternschnuppe in Folge der Erdanziehung und der Erd- 
bewegung eine doppelt gekriümmte Curve beschreiben, die, von verschiedenen 
Erdorten aus gesehen, eine sehr verschiedenartige Gestalt haben kann. 
Wie spáter gezeigt wird, ist aber der Einfluss der Erdanziehung nur be- 
deutend für die aus der Nühe des Antiapex kommenden Sternschnuppen; für 
ale aus grósserer Entfernung vom Antiapex kommenden Sternschnuppen wird 
demnach die Aenderung der Bewegung in die Ebene fallen, welche durch die 
Bewegungsrichtung der Sternschnuppe parallel zur Tangente an die Erdbewegung 
in dem Momente des Eintritts des Meteors in die Atmosphäre gelegt wird, 
und die Bahn wird wenig von einer ebenen Curve verschieden sein. Für die 
aus der Nühe des Antiapex kommenden Sternschnuppen ist aber wieder der 
Einfluss des Luftwiderstandes gering, und für diese wird daher die Bahn in der 
durch die Anfangsrichtung der Sternschnuppe und den Erdmittelpunkt gelegten 
Ebene enthalten sein, die Bahn daher ebenfalls eine ebene Curve, so dass die 
Bahnen sich zumeist in den Formen 4, e darstellen werden. In denjenigen 
Fällen, wo der Einfluss der Erdanziehung und Erdbewegung gemeinschaftlich 
wirkt, wird derselbe jedoch nur mässig sein, und die Bahn wird zur doppelt ge- 
krümmten: es treten mässig gekrümmte Curven von der Form 2 auf. 
Im ersten Theile der Bewegung, wo die Masse der. Luft wegen der sehr 
geringen Dichte nur klein ist, wird ausser dem Verluste an lebendiger Kraft und 
dem damit verbundenen Glühen und Verbrennen eine merkliche Aenderung in 
der Bewegungsrichtung nicht auftreten. Eine bedeutende Aenderung in der 
Richtung wird aber dort auftreten, wo die Geschwindigkeit des Meteors bereits 
abgenommen, und die Dichte der Luft zugenommen hat, also in den unteren 
Theilen der Bahn; daher kommt es, dass gerade gegen das Ende der Bahn oft 
starke Krümmungen sichtbar werden, und dieses zumeist bei den hellen und 
lange sichtbaren Meteoren. 
Manche mögen thatsächlich ihre Bewegungsrichtung so weit geändert haben, 
dass sie wieder aus der Erdatmosphäre heraustreten, ihren Weg im Weltraume 
  
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