Kometen und Meteore.
Mittag«, und wenn die Sonne in ihrer oberen Culmination ist, ist der Apex im
Untergehen begriffen, es ist »meteorischer Abend«!) Nun kommen aber die
Sternschnuppen am zahlreichsten aus jener Halbkugel, in welcher der Apex sich
befindet; von dieser Halbkugel ist zur Zeit des »meteorischen Mittags«, also bei
Sonnenaufgang, der grösste Theil über dem Horizonte, und zur Zeit der
»meteorischen Mitternacht«, bei Sonnenuntergang der grösste Theil unter dem
Horizonte, zur Zeit der oberen und unteren Culmination der Sonne gerade zur
Hälfte über dem Horizonte, und zwar um Mitternacht auf der Ostseite. Daraus
folgt, dass das Maximum der Häufigkeit der Sternschnuppen um 6 Uhr Morgens
eintreten müsste. Nach den übereinstimmenden Angaben aller Beobachter tritt
aber das Maximum nicht um diese Zeit, sondern etwa 2 Stunden früher ein;
diese Erscheinung ist zur Zeit noch nicht genügend erklärt.
Die Häufigkeit der Meteore ergiebt sich hier als eine Function der Zenith-
distanz des Apex; je hóher der Apex über den Horizont steigt, desto grosser
wird die Menge der sichtbaren Sternschnuppen. In Folge des Umstandes nun,
dass der Apex sich nicht im Aequator bewegt, wird er in verschiedenen Jahres-
zeiten verschiedene Höhen erreichen. Am 21. Juni, wenn die Sonne in der
Ekliptik am höchsten steht, ist der Apex um 90° zurück, im Frühlingspunkt, es
wird also Mitte des »meteorischen Frühlings«; am 23. September steht der Apex
am höchsten; seine Deklination ist gleich der Schiefe der Ekliptik, also + 23°27,
er erreicht die grósstmógliche Hohe, es ist also Mitte des »meteorischen Sommers«;
am 22. December ist der Apex im Herbstáquinoktium, es ist Mitte des »meteori-
schen Herbstes« und am 21. Mirz, wenn der Apex die Deklination — 93? 27'
hat, ist Mitte des »meteorischen Winters«. Die grósste Höhe, welche der Apex
erreichen kann, ist am 23. September, morgens 6^; dann ist seine Hóhe für die
Breite von Mitteleuropa ungefähr 70°; am 21. März wird seine grösste Höhe
nur ungefähr 23°; während der ganzen zweiten Hälfte des Jahres steht daher
der Apex auf der nördlichen Halbkugel höher, während der ersten Hälfte des
Jahres tiefer; daher der grössere Reichthum an Sternschnuppen in der zweiten
Hälfte des Jahres ?).
Um das Verhältniss der Zahlen durch Rechnung zu bestimmen, hat man zu
beachten, dass durch die Bewegung der Erde die Richtung, aus welcher eine
Sternschnuppe kommt, geändert erscheint;
es ist dies eine dem Aberrationsphänomen
ähnliche Erscheinung. Ist Æ (Fig. 265) der
Ort der Erde, ZA die Richtung nach dem
Apex, Za die Geschwindigkeit der Erde in
ihrer Bahn, SZ die Richtung der Bewegung
der Sternschnuppe, s Z ihre Geschwindigkeit,
so giebt die Diagonale des aus $E, aÆ
construirten Paralellogramms S' Z die schein-
bare Richtung und Geschwindigkeit des
(4 2 Meteores. Die Richtung ES bestimmt nun
m den Radianten, und es ist daher S.EA4 — 9
die Elongation des wahren Radianten vom Apex. Da die Sternschnuppe
dis
(^ (5 ,
!) Die meteorischen Tageszeiten folgen der Sonnenzeit, weil die tigliche Bewegung des
Apex entgegengesetzt der jührlichen Bewegung der Erde in ihrer Bahn ist.
2) CoULVIER-GRAVIER brachte diese Häufigkeit in Beziehung zur Lage des Perihels der
Erdbahn.