Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
Kometen und Meteore, 223 
als Planetoiden bezeichnet, hat Kirkwoop fiir die Meteore den sehr passenden 
Namen K ometoiden vorgeschlagen; doch hat sich dieser Name nicht eingebürgert. 
Dabei ist eine Disgregation der Kometen zu Sternschnuppen ebenso wenig 
ausgeschlossen, wie eine Aggregation von. Sternschnuppen zu Kometen, und 
dass in einzelnen Fällen periodische, früher nie gesehene Kometen sich durch 
Aggregation von in ihren Bahnen kreisenden Kometoiden gebildet haben, ist 
nicht unwahrscheinlich. Dass man die Kometoiden -nicht sieht, hat seinen Grund 
darin, dass sie der Lage ihrer Bahn nach nicht in die Erdatmosphäre gelangen. 
Diese Annahme wird auch wesentlich dadurch gestützt, dass sich in einer 
und derselben Bahn oft mehrere Kometen von ganz verschiedenem Aussehen: 
grosse und kleine Kometen bewegen, wie sich dieses in den »Kometensystemen« 
zeigt. Dass ihre Bahnen nicht identisch sind, hat seinen Grund in äusseren 
Störungen, Massenanziehungen der Sonne oder der Planeten, gegen welche die- 
selben ja eine verschiedene Lage und verschiedene Entfernungen haben. In 
solchen Kometensystemen erblickt man eben die grössten unter den zahlreichen 
kleinen Kórperchen, welche sich in diesen Bahnen bewegen; Körper, deren 
Dimensionen jedenfalls so gross sind, dass sie unter einem für ihre Beleuchtungs- 
intensität entsprechenden Gesichtswinkel erscheinen, um gesehen zu werden. 
Auch in den Sternschnuppenschwärmen muss die Umlaufszeit aller Meteore nicht 
dieselbe sein; für die aufgelösten Schwärme war dieses bereits erwähnt; in dem 
Schwarm der Leoniden hat Krrkwoop tberdies drei Concentrationscentra, drei 
zusammenhängende Schwärme mit etwas verschiedener Umlaufszeit erkannt, der 
Hauptschwarm hat eine Umlaufszeit von 33:25 Jahren, der zweite eine solche 
von 33°31 Jahren, der dritte von 33:11 Jahren. Zum ersten Schwarme gehórt der 
Komet (238), welcher vielleicht ein Beispiel für die Aggregation eines Kometen 
aus Meteoren giebt. Dieser Komet, der sich in derselben Bahn, man kónnte 
sagen, mitten unter dem Hauptschwarm der Leoniden bewegt, wurde vor 1866 
nie gesehen; man kann daher auf seine Wiederkehr 1899 wohl gespannt sein. 
Der zweite Schwarm bewegt sich nahe 12 Jahre spáter, der dritte nahe 20 Jahre 
später in der Bahn. Eine Bestätigung dieser Ansicht bleibt noch abzuwarten. 
Das Verschwinden des BıeLA’schen Kometen wurde so gedeutet, dass aus 
ihm der Meteorschwarm der Bieliden entstand. Wieder aber kann man nur be- 
haupten, ein Schwarm aus der Reihe der Andromediden; denn Andromediden 
wurden schon beobachtet, lange bevor der Biera’sche Komet sich theilte, und 
dass die Andromediden von 1798 und 1838 von einem Fragmente des Kometen 
herrühren sollten, ist wohl móglich, aber nicht gerade nothwendig. SCHULHOF 
meint, dass diese beiden Schwürme von einem Fragmente herrühren müssten, 
welches dem Kometen im Jahre 1798 um 4 Monate, 1838 um 7 Monate. voran- 
ging und sich wahrscheinlich 1772 (dem ersten Erscheinen der Bieliden) ab- 
getrennt hat. Es bleiben aber noch die Kometoiden von 1830, 1847, welche 
von. dem Kometen sehr weit entfernt waren, und selbst die grossen Fälle von 
1872, 1885, 1892 können, wie SCHULHOF zugiebt, nicht von den beiden Kernen 
herrühren, in welche der Komet im Jahre 1846 und 1852 zerfallen war; diese 
bilden also offenbar, da ihre Umlaufszeit mit derjenigen des BrgLA'schen Kometen 
stimmt?), einen selbstándigen Schwarm, ein zweites Concentrationscentrum, das 
von dem BiELA'schen Kometen vóllig unabhángig ist. 
P) Bezüglich der ausserordentlich reichen Sternschnuppenfálle in den Jahren 1798 und 
1838 hat bereits d'ARREST hervorgehoben, dass sie gerade um 6 Umlaufszeiten des Br&LA'schen 
Kometen auseinanderliegen. 
  
        
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
   
    
     
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
    
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.