Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

     
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
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Heliometer. 
Das wichtigste Erforderniss bei der Anwendung eines Heliometers ist die 
Verwandlung der in Schraubenumdrehungen oder in Scalentheilen abgelesenen 
Distanzmessungen in Bogenmaass, und es stehen dazu mehrcre Wege offen. 
Eines dieser Verfahren besteht darin, sowohl die Hôhe eines Schraubenganges 
oder eines Scalentheiles als auch die Brennweite des Objectivs in derselben 
Maasseinheit auszudrücken. Die Kenntniss der Brennweite gewinnt man durch 
die bekannte Methode der Bestimmung der vierfachen Brennweite. Diese 
Methode wandte BEsseL auf das Königsberger Heliometer an und fand nach 
wiederholten Versuchen für die Brennweite des Objectivs 1134134 Par. Linien 
bei + 12°8 C. mit einem wahrscheinlichen Fehler von + 07-015 oder einem 
75000tel der ganzen Brennweite. Ferner bestimmte er die Hóhe eines Schrauben- 
ganges durch Vergleichung mit einem auf dem Objectivschieber II befestigten 
Stahlblatt, worauf eine Lünge von 24 P. L. verzeichnet war, für verschiedene 
Stellen der Schraube und fand danach 82:5212 Windungen eines Schraubenganges 
— 94:00006 P. L. und aus beiden Zahlen für die Normaltemperatur von 
16995 C. den Winkelwerth einer Umdrehung Æ = 52"89329. 
Die Kenntniss dieser wichtigen Constanten verschaffte sich BEssEL ferner 
noch auf folgende Weise: 
1. Beobachtung der Stellung eines Fadens im Brennpunkte durch das 
Objectiv hindurch. Zu diesem Zwecke wurde das Heliometerfernrohr mit dem 
Objectiv nach unten vertical gestelit und darunter ein REIcHENBACH'scher Theo- 
dolit mit Hóhenkreis gebracht. Die Objectivhilfte I wurde in die Axe des Helio- 
meters gebracht und die Hálfte II der Reihe nach um — 5 und 4- 5, — 10 und 
-- 10 u. s. w. bis — 60 und -- 60 Schraubenwindungen verschoben und mit 
dem Theodoliten die entsprechende Entfernung der beiden Bilder des Fadens 
gemessen. Das Resultat war Æ = 52/-90299 m. F. = 0"-00275. 
9. BESSEL hatte hauptsächlich in den Jabren 1838—40 in der Plejadengruppe die 
Abstände einer grossen Zahl von Sternen gegen Alcyone gemessen und hiervon 
wurden zehn besonders häufig beobachtete Sterne ausgewählt, deren Oerter 
durch Durchgangsbeobachtungen am Meridiankreise festgelegt waren. Die Ver- 
gleichung ergab für den Schraubenwerth Æ = 52"-88127 — 0"-00880. 
3. Es wurden sechs Sterne gewählt, die nahezu in einem durch die Plejaden 
hindurchgehenden grössten Kreise liegen und mit a, 5, ¢, d, e, bezeichnet, 
Von diesen sind die Sterne a, vc, / von BuscH zu wiederholten Malen in den 
Jahren 1839 und 1840 am Meridiankreise bestimmt, und SCHLÜTER hatte zwischen 
je zwei auf einander folgenden Sternen Abstünde und Positionswinkel ebenfalls 
in den Jahren 1839 und 1840 am Heliometer gemessen. Die Vergleichung der 
Bogenlàngen ac, cf und 2/, nach den Beobachtungen an beiden Instrumenten 
berechnet, ergab das Resultat: JA — 52'-89036 == 0"-00314. 
Das Resultat der Bestimmung eines Schraubenwerthes nach verschiedenen 
Methoden ist also das folgende: 
1. Beobachtungen mit.dem Theodolithen 52":90299 m. F. 0700275 
9. Beobachtungen von Plejadensternen 52 :88121 --0 :00880 
3. Beobachtungen von 6 Sternen im gróssten Kreise 52 39036 —0 :00314 
4. Messung der Brennweite und einer Schraubenwindung 52 :89329. 
Die Uebereinstimmung ist eine befriedigende. BEsseL entschied sich aber 
doch dafür, das Ergebniss der Messung der Brennweite und der Schraubenhôhe 
allein anzunehmen, námlich A — 59':89329 in der Wärme 50° F. Die Reduction 
der bei einer anderen. Temperatur « gemessenen Abstünde wird mit einem 
Coéfficienten bestimmt, der sich aus der Beobachtung von zehn Plejadensternen 
  
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