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256 Längenbestimmung.
eingeht, so ist es nothwendig, durch Hinzufügung einiger Sterne ihre Sicherheit
zu erhöhen, wenn man es nicht tiberhaupt vorzieht, um zwei ganz unabhängige
Endresultate zu erhalten, an die zweite Zeitbestimmung sofort, oder nach kleiner
Pause, eine dritte anzuschliessen, auf welche dann erst der zweite Signalwechsel
mit der unmittelbar anschliessenden vierten Zeitbestimmung zu folgen hat. Es
hat also ein mehrfacher Uebergang vom Localregistriren auf den Signalwechsel
stattzufinden, und da hierbei entsprechend der kurzen Leitung im Beobachtungs-
raum und der langen zwischen beiden Stationen mit sehr verschiedenen Strom-
quellen gearbeitet werden muss, so ist es unbedingtes Erforderniss, dass die zur
Erzielung gleicher Wirkungen auf die Empfangsapparate nöthigen Operationen
leicht und rasch auszuführen sind. Es müssen sowohl beim Localregistriren als
auch beim Signalwechsel und zwar bei letzterem sowohl bei ankommenden als
abgehenden Strom stets Ströme ganz gleicher Intensität durch das mit einer
Localbatterie und dem Signalanker des Registrirapparates verbundene Relais
gehen. Wenn dies nämlich nicht der Fall ist, so ist das gleichmässige Ansprechen
des Signalankers bei den verschiedenen Operationen nicht gesichert, und nur
unter dieser Annahme wird das Resultat der Längenbestimmungen im Mittel aus
den entsprechend angeordneten Beobachtungen als frei angesehen werden dürfen
von den unter der Bezeichnung der Stromzeit inbegriffenen Verzögerungen, die
zwischen dem Stromschluss und dem Signalempfang vorkommen. Es ist, um
diese gleiche Relaisthätigkeit zu erzielen, übrigens auch nothwendig, dass der
abgehende und ankommende Strom das Relais in gleicher Richtung durchläuft,
was erreicht wird, wenn an den beiden Stationen die entgegengesetzten Pole der
Linienbatterie mit dem »Erddraht verbunden werden. In den »Veröffentlichungen
des Königl. Preuss. Geodätischen Instituts« sind die Hauptnormen mitgetheilt,
welche sich auf Grund der bei den zahlreichen Längenbestimmungen gemachten
Erfahrungen als nothwendig zu beachtende Regeln ergeben haben, und die
ausserordentliche Genauigkeit, welche genannte Behörde bei ihren Arbeiten er-
reicht hat, ist ein Beweis für die Richtigkeit solcher Regeln.
Um die Stromstärke jeweils festsetzen und controliren zu können, ist die
Einschaltung einer Tangentenbussole und zur Regulirung der Stromstärke die
eines Rheostaten erforderlich. Die sonstigen Hilfsapparate, Galvanoskop, Blitz-
ableiter, ein Schreibappärat mit getrenntem Taster gehören selbstredend in den
Stromkreis, wie die Uhr und der Chronograph. Die Linienbatterie ist am besten
getrennt von der Localbatterie zu halten, doch kann man natürlich auch als
letztere eine Anzahl Elemente von der Linienbatterie abzweigen. Um rasch von
der einen Operation auf die andere übergehen zu kónnen, bedarf es ferner
eines dreifachen Kurbelumschalters, dessen einfache Drehung die Leitung für
Localregistrirung, für Signalwechsel und für die geschäftliche Correspondenz
schaltet.
Bei der raschen Veränderlichkeit der Stromstärke, die nicht allein von Tag
zu Tag zu bemerken ist, müssen für den abgehenden und ankommenden Strom
die einzuschaltenden Widerstandsgrössen jedes Mal neu bestimmt werden, was
in der Weise geschieht, dass erst die eine Station den Strom 1—2 Minuten lang
beständig schliesst und beide Stationen wáhrend dieser Zeit die Widerstands-
gróssen so lange variiren, bis die Tangentenbussole den Normalausschlag giebt.
Hierauf wird man von der anderen Station aus ebenso verfahren, und man kann
nun jedes Mal bei Abgang und Ankunft der Signale den so ermittelten Wider-
stand einschalten. In gleicher Weise muss auch vor der Zeitbestimmung für die
Localregistrirung die Widerstandsgrósse ermittelt werden.